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Entsetzen im RathausDas sagt Kölns Politik zum Kahlschlag bei Ford

Lesezeit 3 Minuten
Köln: Elektroautos vom Typ Explorer stehen auf dem Werksgelände der Ford-Werke in Köln-Niehl.

Köln: Elektroautos vom Typ Explorer stehen auf dem Werksgelände der Ford-Werke in Köln-Niehl.

Die Kölner Politik ist schockiert über Fords Stellenabbau und betont ihre Solidarität mit den betroffenen Mitarbeitern. Zugleich werden Forderungen laut.

Der Job-Kahlschlag bei Ford sorgt im Rathaus für Entsetzen. „Die Nachricht vom massiven Stellenabbau ist ein schwerer Schlag – insbesondere für die betroffenen Beschäftigten und ihre Familien, aber auch für den gesamten Wirtschaftsstandort Köln“, erklärte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. Man stehe „solidarisch an der Seite der Menschen, denen nun der Arbeitsplatz-Verlust und damit eine ungewisse Zukunft droht.“ Ford müsse gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen finden, „um die sozialen Härten abzufedern und Perspektiven für die Betroffenen zu schaffen“. An Bund und Land appelliere man, „die Rahmenbedingungen für die Auto-Industrie zu verbessern und umgehend den Dialog mit Ford aufzunehmen“.

SPD-Fraktionschef Christian Joisten sprach von einem „herben Schlag für den Industriestandort Köln“ und betonte seine Solidarität mit den Beschäftigten. Man denke „an die vielen Familien, die diese schlimmen Nachrichten nun in der Vorweihnachtszeit erreichen“ und werde „mit dem Betriebsrat und den Beschäftigten für die Ford-Arbeitsplätze kämpfen“. Die Automobilbranche benötige Unterstützung, es brauche „eine schnelle Wiedereinführung der E-Auto-Prämie auf Bundesebene, Investitionen in Forschung und Batterieproduktion durch das Land NRW und einen massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur durch die Stadt Köln“.

Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin erklärte: „Falsche Entscheidungen des Managements werden schon wieder auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen. Diesen Menschen und ihren Familien raubt man die Sicherheit und verspielt das letzte bisschen Vertrauen. Wir stehen solidarisch an der Seite der Beschäftigten, der Betriebsräte und Gewerkschaften.“ Es sei jetzt „höchste Zeit, dass auf Bundesebene die nötigen Voraussetzungen für eine umfassende Förderung von E-Mobilität geschaffen werden“.

FDP-Fraktionschef Volker Görzel betonte, die Bundesregierung „muss sich zur Autoproduktion in Deutschland bekennen und das Auto nicht schlechtreden. Sonst verlieren wir noch weitere tausende Arbeitsplätze. Von Köln erwarte ich, endlich den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität zu forcieren, damit E-Autos attraktiver werden. Solange sich 18 Ämter mit der Genehmigung einer E-Ladesäule beschäftigen, ist die Stadt selbst auch ein Standortproblem für E-Mobilität und Absatzschwäche.“

Kölns Wirtschaftsdezernent Andree Haack teilte auf Anfrage mit: „Ich bedaure, dass die Mitarbeitenden von Ford erneut so schlechte Nachrichten erhalten haben.“ Der Autobauer habe sich klar zum Standort bekannt, als er in Köln rund zwei Milliarden Euro in ein neues Werk für E-Mobilität investiert hatte. „Was es nun braucht, sind eine sofortige Rückkehr zur Förderung der Elektromobilität und begleitende Maßnahmen zur Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wie zum Beispiel der sofortige Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur.“

Kölns DGB-Chef Witich Roßmann sagte der Rundschau: „Die Entscheidung kommt zum völlig falschen Zeitpunkt und ist nicht nachvollziehbar. 2025 wird der Absatz von E-Autos wieder anziehen. Zurzeit sind viele Kunden verunsichert und haben ihre Kaufentscheidung aufgeschoben.“ Der technologische Fortschritt der E-Mobilität sei groß, Probleme mit Reichweite und Ladezeiten seien schneller gelöst worden als erwartet. „Die Politik ist jetzt gefordert, die Rahmenbedingungen zu verbessern und den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzutreiben.“ Das Ford-Management in Dearborn solle seine Entscheidung noch einmal überdenken. „Aktuell entsteht der Eindruck, dass man den europäischen Markt aufgeben will.“