Köln – Loki aus Dnipro tanzt ausgelassen an der Spitze der CSD-Parade und schwenkt in den regenbogenbunten Menschenmassen ihre blau-gelbe ukrainische Flagge. Goldener Glitter aus Konfetti-Böllern flattert durch die Luft, die Sonne setzt die Parade strahlend in Szene. „Ich fühle mich wie im Himmel hier“, sagt die 21-jährige Pride-Aktivisten aus der designierten neuen Kölner Partnerstadt. „Jetzt feiere ich mit lieben Freunden, aber in der Ukraine müssen wir dafür kämpfen.“ Hier der Himmel auf Erden, dort die Kriegshölle.
„Es ist wichtig, für die Menschenrechte und gleiche Rechte der queeren Community zu demonstrieren und die Freiheit zu feiern, die Ihr hier habt“, ergänzt Jenia (25) aus der Odessa. Sie zieht mit einer großen Gruppe internationaler Gäste aus Partnerstädten und Ländern wie der Ukraine los und hat die wichtigsten CSD-Vokabeln längst gelernt: „Happy – Pride. Happy – Pride. Und nochmal Happy – Pride!“
Mehr Polit-Prominenz als je zuvor
Nach drei Corona-Jahren ist der CSD an diesem Sommersonntag wieder da - groß wie nie mit rund 180 Parade-Gruppen und Festwagen, die laut Veranstalterschätzungen des dem Kölner Schwulen- und Lesbentag (Klust) vor rund einer Million Menschen über den Laufsteg queer durch die City ziehen. Mit so viel politischer Prominenz wie nie.
Erstmals begrüßt ein NRW-Ministerpräsident die Feiernden und wird dafür umjubelt und beklatscht, als er damit ein sehr starkes Zeichen der Wertschätzung setzt, freut sich Hugo Winkels vom Klust. Mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker, dem Queer-Beauftragten der Bundesregierung Sven Lehmann, Staatssekretärin Claudia Rotz zum Paradestart auf der Deutzer Brücke an die Spitze der Bewegung begibt, locker und gut gelaunt ein Stück mitläuft.
Bunt, groß, stark und laut
Die Deutzer Brücke bebt, die Stadt ist voll, darunter auch viele Jugendliche und Familien, die nach mehreren Corona-Jahren in Feierlaune sind und dabei auch eine Botschaft von Liebe und Frieden in die Welt senden möchten.
Bunt, groß, stark und laut, mit viel Glitzer und auch nackter Haut. Mit Beats und Samba, Schlagern und Techno untermalen die Teilnehmenden der queeren Community ihre Forderungen für Menschenrechte und Akzeptanz der gesamten geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt. Die Sonne setzt die bunte Parade strahlend in Szene, Sonnenschutz, Schirme und ein Plätzchen im Schatten gehören zu den besonders begehrten Accessoires.
Darf man feiern trotz Krieg und Gewalt , trotz Anschlägen wie dem jüngsten Angriff auf einem Club für Schwulen und Lesben in Oslo? Man kann nicht nur, man muss, betonte nicht nur Staatssekretärin Claudia Roth unter dem Jubel der Besuchermassen.