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Corona-KriseWie Handwerksbetriebe die Herausforderungen meistern

Lesezeit 3 Minuten

Friseurmeisterin Anika Wolf berichtet OB Henriette Reker und Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer von ihrer Situation.

Köln – Ausnahmsweise sind an diesem Vormittag die Stühle im Salon von Anika Wolf (32) wieder besetzt. Haare werden aber nicht gemacht, der Betrieb der Friseurmeisterin ist geschlossen. Es wird geredet – über die wirtschaftliche Situation, die Ängste, die Zukunft.

Anika Wolf hat ihren Salon mitten in der Innenstadt vor einem Jahr eingerichtet, sie hat eine Mitarbeiterin, wollte gerade eine weitere einstellen. Dann kam die Corona-Krise, auch die Friseure mussten letztlich schließen.

Wolf gibt online Tipps

Im Grunde ist Anika Wolf damit einverstanden: „Ich muss sehr nah an den Kunden stehen“, sagt sie, es werde auch in der Nähe viel miteinander gesprochen. Anika Wolf versucht jetzt, aus der Distanz Kontakt zu Kunden zu halten, gibt Tipps für die Haarpflege über soziale Netzwerke, verkauft Gutscheine, verschickt Pflege- und Farbprodukte. „Den Pony einfach zur Seite zu schieben, ist jetzt ganz modern“, sagt sie. Terminvereinbarungen nach dem 19. April sind schon möglich – bis dahin ist die Schließung angeordnet.

Anika Wolf hat die Soforthilfe des Bundes beantragt, die an kleine Unternehmen und Solo-Selbstständige als Zuschuss vergeben wird: 9000 Euro. Das Geld ist bereits angekommen. „Damit komme ich eineinhalb Monate hin“, erklärt die Friseurmeisterin. Wenn Lieferanten und Vermieter mitspielen, vielleicht auch doppelt so lange. Anika Wolf schaut nach vorne, hofft auf die Zeiten und die Kunden, die demnächst wiederkommen.

Auch Bäckereien machen weniger Umsatz

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sitzt ihr gegenüber, ebenso Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. „Wir erkennen, wie sehr wir voneinander abhängig sind“, sagt Henriette Reker. Bei der Kölner Handwerkskammer gehen laut Hans Peter Wollseifer täglich 300 Anfragen von Betrieben ein, 25 Mitarbeiter kümmern sich darum. Viele Betriebe fürchten um ihre Existenz, erklärt er.

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Auch diejenigen, die nicht schließen müssen, stehen vor Herausforderungen. Bei der Bäckerei Ecke an der Aachener Straße ist mit Blumen und fröhlichen Hasen für Ostern dekoriert, die Regale sind gut gefüllt. Aber es läuft nicht wie früher. Brötchen für Veranstaltungen, Kuchen für Familienfeiern, Leckereien im Bäckerei-Café? Seit zwei Wochen Fehlanzeige. „Wir machen 30 bis 40 Prozent weniger Umsatz“, sagt Bäckermeister Mathias Ecke (50).

„Wir ziehen an einem Strang“

Er versucht, den traditionellen Familienbetrieb mit zehn Angestellten durch die Krise zu führen. Kurzarbeit möchte er nicht anmelden. Alle müssen mitwirken, wenn es dabei bleiben soll. Urlaubstage werden abgebaut, Zeitkonten verwendet, „wir ziehen an einem Strang“, bestätigt Mathias Ecke. Zwei bis drei Monate könne er so durchhalten.

Maximal drei Kunden dürfen gleichzeitig in die Bäckerei, mit Abstand zur Theke. Probleme gebe es dabei nicht, sagt Mathias Ecke. Ein Aufsteller vor der Tür listet die Angebote des Tages auf: „Hefe-Quark-Zopf“ und „Marzipan-Striezel“ zum Beispiel, aber auch die einfachen Dinge, wie „frische Bäckerhefe“ und „Weizenmehl“.