Wegen MindestabstandViele Fußgänger weichen auf Fahrbahn aus
Köln – 1,5 Meter. Besser noch zwei. So weit sollen die Menschen zurzeit voneinander Abstand halten. Leicht gesagt. Nicht wenige Bürgersteige in der Innenstadt lassen das gar nicht zu.
Nicht nur, dass sie mancherorts gar nicht die entsprechende Breite haben. Stellenweise verhindern auch Unterstände an Bushaltestellen oder Vorbauten vor einer Gaststätte, auf Distanz zu gehen.
„Rücksicht nehmen, auf der Fahrbahn gehen.“
„Weicht auf die Straße aus“, ruft nun Fuss e.V. aus. Der Fußgängerlobbyverband gibt den Slogan aus: „Rücksicht nehmen, auf der Fahrbahn gehen.“ Doch was sagen die Kölner Ordnungshüter dazu? Kann es richtig sein, aus Angst vor Ansteckung die Gefahr in Kauf zu nehmen, vor ein Auto zu laufen?
Unbedingt ausweichen, von diesem Gebot der Stunde will auch die Kölner Stadtverwaltung nicht abweichen. Doch bevor der Fuß flugs auf die Fahrbahn gesetzt wird, sollten alle Alternativen in Betracht gezogen werden, mahnt ein Stadtsprecher.
Fahrbahn als letzte Option
„Kann der Sicherheitsabstand aufgrund nicht ausreichend zur Verfügung stehender Platzverhältnisse nicht eingehalten werden, sollten Ausweichmöglichkeiten beispielsweise in Parklücken, Hauseingänge oder auch Zufahrten genutzt werden. Das Ausweichen auf die Fahrbahn kann nur eine letzte Option bei absolut gering belasteten Straßen sein.“
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Gering belastet, das sind die Straßen in Köln zurzeit allermeist. Der Verkehr hat deutlich nachgelassen. Selbst Hauptverkehrsachsen sehen nun zeitweise verwaist aus. Damit ist die Stadt ganz nah bei Fuss e.V. „Wo es nötig und hinreichend sicher ist, da sollte man auf die Straße ausweichen“, sagt Vorstand Roland Stimpel. „Das kann bei verringertem Autoverkehr sicherer sein, als auf dem Gehweg anderen Menschen bedrohlich nahe zu kommen.“ Das gelte natürlich nur dort, wo nicht zu schnelle Autos unterwegs seien.
„Es wird schneller gefahren“
An dieser Stelle verbirgt sich der Pferdefuß bei der ausgegebenen Parole des Lobbyverbandes. Die leeren Straßen in Köln verleiten viele Autofahrer zum Beschleunigen. Wer sich dieser Tage mit dem Auto durch die Stadt bewegt, stellt schnell fest, es wird reichlich Gas gegeben. Das bestätigt auch die Polizei auf Nachfrage: „Es wird schneller gefahren“, so eine Sprecherin.
Mit Zahlen kann sie das noch nicht untermauern. Die liegen für den Zeitraum seit Beginn der Corona-Krise noch nicht vor. Doch ganz subjektiv betrachtet sei das so. Abstreiten will das auch das Ordnungsamt nicht. „Leider missbrauchen einige die leeren Straßen als Rennstrecke“, sagt ein Stadtsprecher.
Auch wenn es sich nicht durch Zahlen belegen lasse. Die Menge der geblitzten Autofahrer sei nämlich kleiner geworden. Das lässt sich aber leicht mit dem insgesamt zurückgegangenen Verkehr erklären. Wobei, eine deutliche Ausnahme gebe es. Der berühmte städtische Blitzer auf der A3. „Der erfasst deutlich mehr Raser als im Vormonat“, sagt ein Stadtsprecher. Die exakten Zahlen werden noch ausgewertet.
Bei dieser Gelegenheit will er den Autofahrern eine Hoffnung nehmen. Auch wenn die städtischen Ordnungshüter wegen der Corona-Auflagen und deren Überwachung alle Hände voll zu tun haben, „Geschwindigkeitskontrollen finden umfänglich statt“. Stimmt, die Blitzer-Container rotieren zurzeit stark.