Wenig spricht leider dafür, dass die jetzt angekündigte Restrukturierung erfolgreicher sein wird als die vorangegangenen.
Kahlschlag bei FordSparen und Stellenabbau sind noch kein Zukunftskonzept
Ein plötzliches Ende der E-Autoförderung in Deutschland, schwache Konjunktur, strengere CO2-Regeln in Europa, fehlende Investitionen in die Ladeinfrastruktur. Ford kennt viele vermeintliche Gründe für den am Mittwoch verkündeten erneuten Stellenabbau. Über den gewaltigen eigenen Beitrag zur misslichen Lage des Unternehmens sieht das Management geflissentlich hinweg.
Ford ist in Europa in einer Dauerrestrukturierung. Ein Grund sind die Überkapazitäten in einem schrumpfenden europäischen Markt. Bei deren Aufbau hat das frühere Management in kühner Überschätzung der möglichen Absatzzahlen einen kräftigen Beitrag zum Entstehen geleistet. Für eine Milliardensumme wurde das Werk im rumänischen Craiova auf- und ausgebaut, um für einen weiteren Milliardenbetrag das Werk im belgischen Genk dichtzumachen. Weitere Werke folgten, demnächst ist Saarlouis in rund einem Jahr dran.
Zuletzt hat Ford die E-Mobilität verschlafen und hetzt dem Markt jetzt hinterher. Das Mittel dazu sind Plattformen von VW, von denen Ford 1,2 Millionen kauft und nutzen kann. Damit reduziert Ford aber auch die eigenen Verdienstmöglichkeiten. Und ob der Autobauer wirklich gut beraten ist, mit den Kölner E-Autos in einer Preisklasse anzutreten, die bislang eher Mercedes, BMW und Audi vorbehalten war, ist auch keineswegs ausgemacht.
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Wenig spricht leider dafür, dass die jetzt angekündigte Restrukturierung erfolgreicher sein wird als die vorangegangenen. Sparen und Stellenabbau sind noch kein Zukunftskonzept. Eher ist zu befürchten, dass die Einschnitte so tief sind, dass sie die Zukunftsfähigkeit der Pkw-Sparte von Ford in Europa gefährden.
Das Entwicklungszentrum ist jetzt schon so zusammengestrichen, dass es kaum noch die Autos entwickeln kann, die den europäischen Geschmack treffen und für das gewünschte Wachstum sorgen. Da müssten alle bei Ford an einen Tisch. Doch das Management übergeht den deutschen Betriebsrat und bringt ihn gegen sich auf. Da muss einem für die Zukunft Angst und Bange werden.