AboAbonnieren

Nach Anschlag in SolingenMinisterpräsident Wüst spricht von einem „Akt des Terrors“

Lesezeit 5 Minuten
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (r.) bei einer Stellungnahme in Solingen.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (r.) bei einer Stellungnahme in Solingen.

Spitzenpolitiker der großen Parteien zeigen sich fassungslos ob der Geschehnisse in Solingen. Mehrere Lokalpolitiker äußern sich emotional.

Nach dem Messerangriff auf einem Stadtfest zur 650-Jahr-Feier von Solingen haben sich Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesinnenministerin Nancy Faeser und mehrere andere Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker tief betroffen geäußert.

Scholz (SPD) bezeichnete den Anschlag als „schreckliches Ereignis“. Er sei „sehr bestürzt“, schrieb Scholz am Samstag im Online-Dienst X. „Der Täter muss rasch gefasst und mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden.“

„Der brutale Anschlag auf das Stadtfest in Solingen erschüttert uns zutiefst“, erklärte Scholz' Parteikollegin Nancy Faeser Samstagfrüh. „Wir trauern um die Menschen, die auf furchtbare Weise aus dem Leben gerissen wurden. Meine Gedanken sind bei den Familien der Getöteten und bei den Schwerverletzten.“

„Unsere Sicherheitsbehörden tun alles, um den Täter zu fassen und die Hintergründe des Anschlags zu ermitteln“, erklärte Faeser weiter. „Die Polizei NRW hat dabei jede Unterstützung des Bundes. Ich bin dazu mit NRW-Innenminister Herbert Reul und unseren Sicherheitsbehörden im laufenden Kontakt.“

NRW-Ministerpräsident: „Dieser Anschlag sollte Terror verbreiten“

Nach dem Anschlag in Solingen mit drei Toten hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) von einem „Akt des Terrors gesprochen“. „Dieser Anschlag sollte Terror verbreiten“, sagte Wüst am Samstagabend in der Solinger Innenstadt vor Journalisten. Die Tat habe sich „gegen die Sicherheit und Freiheit unseres Landes und auch die Art, wie wir hier leben“ gerichtet. Der Anschlag habe „unser Land ins Herz getroffen“.

Wüst sagte weiter: „Terror soll unsere Art des Lebens ins Wanken bringen, aber unser Land wankt nicht.“ Er mahnte. „Wir werden uns nicht einschüchtern lassen von Terror und Hass, wir werden unsere Art zu Leben verteidigen.“

NRW-Innenminister Reul: Nicht über Hintergründe der Tat spekulieren

Angesichts zahlreicher Spekulationen über mögliche Hintergründe des Messerangriffs von Solingen in den sozialen Netzwerken und den Medien hat NRW-Innenminister Herbert Reul zur Zurückhaltung gemahnt. Er habe „eine große Bitte“, sagte der CDU-Politiker in Solingen. „Dass Sie denen, die jetzt die Arbeit machen müssen - der Täter muss gefunden werden -, dass Sie denen auch die Zeit und die Ruhe lassen und wir alle uns ein bisschen zurücknehmen, einschließlich meiner Person, zu spekulieren, was könnte sein, was wäre, was ist halb richtig, was ist dreiviertel richtig. Das ist viel zu früh.“ Die Polizei benötige jetzt Zeit.

Bundespräsident Steinmeier: „Stehen wir zusammen“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußert sich erschüttert über die tödliche Messerattacke von Solingen – und ruft zum gemeinsamen Eintreten gegen Hass und Gewalt auf. „Der Täter muss zur Rechenschaft gezogen werden. Stehen wir zusammen - gegen Hass und Gewalt“, erklärte das Staatsoberhaupt nach einem Telefonat mit dem Oberbürgermeister von Solingen, Tim Kurzbach, in Berlin.

„Die schreckliche Tat von Solingen erschüttert mich, sie erschüttert unser Land“, erklärte Steinmeier. „Wir trauern um die Toten und bangen um die Verletzten, denen ich von Herzen Kraft und baldige Genesung wünsche.“ Seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer, sein Dank gelte allen Polizisten und Rettungskräften.

Spitzenpolitiker zeigen sich schockiert von Gewalttat in Solingen

Faesers Kabinettskollege, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), schrieb im Kurznachrichtendienst X in der Nacht: „Hoffentlich gelingt es den Rettungskräften, die noch lebenden Verletzten zu retten und der Polizei, den feigen und erbärmlichen Täter auf der Flucht zu fassen.“

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) verurteilte die Tat als „Akt brutalster und sinnloser Gewalt“. Nordrhein-Westfalen sei „in Erschütterung und Trauer vereint“. „In diesen dunklen Stunden sind die Menschen unseres Landes und darüber hinaus mit ihren Herzen und Gedanken in Solingen“, schrieb Wüst weiter.

Habeck nennt Anschlag von Solingen „verdammenswert“

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat den Anschlag in Solingen mit drei Todesopfern als „verdammenswert“ bezeichnet. Aus der nordrhein-westfälischen Stadt seien „schlimme, schlimmste Nachrichten“ gekommen, erklärte Habeck am Samstag. „Gewalt gegen Menschen, die einfach nur glücklich feiern wollten, ist verdammenswert.“ Er wünsche den Hinterbliebenen der Getöteten „viel Kraft und Trost“ und den Verletzten gute Besserung. „Es ist gut, dass die Polizei jetzt alles daran setzt, den Täter so schnell wie möglich zu finden“, erklärte Habeck weiter.

Grünen-Co-Chefin Ricarda Lang sprach bei X von „entsetzlichen Nachrichten aus Solingen, wo Menschen nur feiern wollten, und brutal ermordet wurden.“

FDP-Chef Christian Lindner hat nach dem Anschlag in Solingen mit drei Todesopfern „kühle Konsequenz von Polizei und Rechtsstaat“ eingefordert. „Wir sind nicht machtlos“, schrieb der Bundesfinanzminister am Samstag im Kurznachrichtendienst X. „In die Trauer um die Opfer des Anschlags in Solingen mischen sich schnell Gefühle von Ohnmacht und Wut. Auch bei mir. Aber das dürfen wir nicht zulassen.“

AfD-Co-Chefin Alice Weidel nannte die Tat einen „Terroranschlag“. „Wir hoffen, der Täter wird so schnell wie möglich gefasst“, schrieb Weidel weiter.

Solinger Lokalpolitiker zutiefst bestürzt: „Zerreißt mir das Herz“

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), seit 2015 in diesem Amt, schrieb auf Instagram: „Es zerreißt mir das Herz, dass es zu einem Attentat auf unsere Stadt kam. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich an diejenigen denke, die wir verloren haben. Ich bete für alle, die noch um ihr Leben kämpfen“. Neben dem Mitgefühl für alle, die Augenzeugen wurden, und dem Dank an alle Rettungskräfte, richtet er sich mit einer Bitte an die Bevölkerung: „Ich bitte Sie, wenn Sie glauben, beten Sie mit mir und wenn nicht, dann hoffen Sie mit mir.“

Wie Kurzbach äußerten sich noch am Freitagabend mehrere weitere Vertreter der Solinger Politik in den sozialen Netzwerken, unter anderem auch Jürgen Hardt (CDU). Er habe noch bis 21 Uhr in der Nähe des späteren Tatorts „praktisch nebenan mitgefeiert“, nichts habe auf einen solchen Anschlag hingedeutet.

„Mit Entsetzen höre ich von den schlimmen Ereignissen auf dem Fronhof in Solingen“, erklärte der Bundestagsabgeordnete für Wuppertal und Solingen. „Ich bete für alle Menschen, die jetzt leiden müssen“, betont Hardt.

Kardinal Woelki betet für Opfer und Angehörige

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki versprach den Opfern und deren Angehörigen am Samstagvormittag, in diesen schweren Stunden für sie zu beten. Zugleich dankte er allen Rettungs- und Sicherheitskräften sowie Seelsorgern für ihren Einsatz.

„Der brutale Anschlag auf Menschenleben in Solingen macht mich fassungslos und tief traurig“, schrieb der Kölner Erzbischof am Samstagmorgen auf X: „Meine Gebete sind in diesen schweren Stunden bei den Opfern und Angehörigen. Ich denke aber auch an alle Solingerinnen und Solinger, die sich zu einem friedlichen Fest getroffen haben und nun schockiert und voller unbeantworteter Fragen auf sich zurückgeworfen sind.“ (mit dpa)