Am Montag hatte der Betriebsrat in Betriebsversammlungen von einem drohenden massiven Stellenabbau berichtet. Das Unternehmen selbst nennt noch keine Zahlen.
Massiver StellenabbauNRW-Politik will Klarheit über Zukunft der Ford-Werke
Die NRW-Politik fordert von Ford nähere Angaben zu einem möglichen massiven Stellenabbau bei dem Autobauer. „Es ist wichtig, dass für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnell Klarheit besteht“, sagte etwa NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur. Die bisher durch den Betriebsrat und die IG Metall geäußerten Befürchtungen gäben Anlass zur Sorge. Sie hoffe, dass es nicht zu diesen tiefgreifenden Einschnitten kommen werde, so Neubaur weiter.
Angeblich sind 3200 Jobs auf der Kippe
Der Ford-Betriebsrat hatte in einer Betriebsversammlung am Montag die Befürchtung geäußert, dass bis zu 3200 Stellen bei Ford in Köln wegfallen, 2500 davon in der Fahrzeugentwicklung. Die Zahlen hat er nach eigenen Angaben aus Angaben zu einem Stellenabbau abgeleitet, die Ford für Europa genannt habe. Ford selbst hat noch keine Zahlen genannt.
Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst verlangte Klarheit für die Beschäftigten. „Die Unsicherheit für die Beschäftigten bei Ford in Köln ist eine schwere Belastung“, so Wüst gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Für den Standort Nordrhein-Westfalen und insbesondere die Region Köln/Aachen wäre es wichtig, dass Ford auch künftig maßgebliche Schritte bei der Entwicklung seiner vollelektrischen Fahrzeuge in Köln und Aachen plant und umsetzt, so Neubaur.
NRW-Regierung ist mit Ford in Kontakt
Die Landesregierung sei in Kontakt mit Ford Deutschland und habe im Rahmen des Möglichen Unterstützung dabei angeboten, so viele Arbeitsplätze wie möglich in NRW zu erhalten. „Letztlich ist es eine unternehmerische Entscheidung, die zu einem nicht unwesentlichen Teil in der US-Konzernzentrale von Ford getroffen wird“, so Neubaur.
Die Landesregierung müsse tätig werden, um drohenden Stellenabbau zu verhindern, verlangte die Kölner SPD-Abgeordnete Lena Teschlade, in deren Wahlkreis Ford liegt. Der technologische Wandel stelle Unternehmen und Beschäftigte in der Autoindustrie vor große Herausforderungen. „Hendrik Wüst und Mona Neubaur müssen jetzt liefern und beweisen, dass Transformation sozialverträglich gestaltet werden kann. Dafür muss Industriepolitik Chefsache werden“, so Teschlade.
Facharbeiter, die gestern noch einen Verbrenner zusammengebaut haben, seien morgen nicht automatisch in der Lage, ein Elektroauto zu fertigen, so die SPD-Politikerin weiter. Nötig sei eine Qualifizierungs- und Weiterbildungsstrategie für die Beschäftigten. Dass die Geschäftsführung von Ford erst im Februar konkrete Zahlen und Details vorlegen wolle und sich auf Betriebsversammlungen gar nicht geäußert hat, sorge zu Recht für Empörung und große Unsicherheit innerhalb der Arbeitnehmerschaft.
FDP sieht Standortnachteile
„Der schleichende Exodus von großen Industrieunternehmen ist leider Folge der schlechten Standortbedingungen“, sagte Dietmar Brockes, Sprecher der FDP-Landtagsfraktion für Industrie und Energie. Bei zu teurer Energie, zu hohen Steuern und Regulierung sowie unzureichenden Innovationsanreizen werde am Standort NRW nicht mehr investiert. „Klimaneutrale Transformation darf nicht Abschaffung der Industrie bedeuten“, so Brockes.
Schwarz-Grün müsse mit Konzernführung und Beschäftigten eine tragfähige Zukunftsperspektive für den traditionsreichen Standort entwickeln, sagte er mit Blick auf Ford. Der Automobilmarkt ist ein raues Pflaster. Damit Hersteller und Zulieferer hier eine Chance haben, braucht es Innovationskraft und Schnelligkeit. „Wenn wir nicht langsam in die Gänge kommen, dafür die besten Rahmenbedingungen zu schaffen, werden wir von der internationalen Konkurrenz überholt“, so Brockes.
Betriebsrat und IG Metall wollen um die Arbeitsplätze zu kämpfen. Am Samstag diskutieren die IG Metall-Vertrauensleute in einer Vollversammlung über die Lage.