Kölns Kreativbranche ist Motor für Tourismus und zugleich ein wichtiger Arbeitgeber. Die Stadt investiert 270 Millionen im Jahr. Wir geben einen Überblick.
Zahlen und FaktenWarum Kultur ein Top-Wirtschaftsfaktor für Köln ist
Für die Wirtschaft und den Tourismus in Köln und der Region spielt die Kultur eine herausragende Rolle. „Für knapp 30 Prozent der Gäste Kölns bilden Kulturerlebnisse und -veranstaltungen den Anlass, sich für die Reise zu entscheiden“, sagt Jürgen Amann, Geschäftsführer von Kölntourismus. Köln könne ihnen besondere Erlebnisse bieten. Und das wüssten die Besucher.
In Köln sei der Anteil der Gäste, deren Besuch durch eine Kulturveranstaltung ausgelöst wurde, höher als in vergleichbaren Städten, so Amann. Das belege der Deutsche Städtereisenmonitor, eine Erhebung aus 2023. Gemeint seien damit Kulturveranstaltungen vielfältigster Art – von Oper, Schauspiel, Theatern, Museen und freier Kunstszene bis hin zu Konzerten internationaler Stars in der Lanxess-Arena oder im Rheinenergie-Stadion.
Köln: Kulturinteressierte als besondere Zielgruppe
Kölns Tourismus-Manager nehmen bestimmte Gruppen potenzielle Besucher besonders in den Blick. Zum Beispiel Menschen wie das fiktive Paar Julia und Michael Schreiber: jenseits der 50, aus der bürgerlichen Mitte mit einem höheren Einkommen und einer überdurchschnittlichen Bildung. Sie stehen für die Gruppe derjenigen, die sich sehr für die Kulturangebote der Stadt interessieren, für Museen, Kunst, Galerien und Design. Dass sie auch gerne in Restaurants gehen, macht sie noch attraktiver.
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Eine weitere Zielgruppe repräsentiert „Sarah“, die für ein neo-ökologisches Milieu steht. Sie sucht eher nach neuen Wegen und unkonventionellen Erfahrungen, Lösungen und Erfolgen, besucht gerne Konzerte und Events. Beide Gruppen nimmt Kölntourismus besonders ins Visier. „Im Rahmen unserer Tourismusstrategie richten wir uns mit der Kommunikation insbesondere an zwei Zielgruppen, die beide ein überdurchschnittliches Interesse an Kunst und Kultur haben“, betont Geschäftsführer Jürgen Amann.
3,8 Millionen Gäste und rund 6,6 Millionen Übernachtungen in den Hotelbetrieben der Stadt wurden 2023 gezählt. Das sind 20,4 Prozent beziehungsweise 17 Prozent mehr als 2022. Köln habe damit das Niveau von 2019 erreicht. Das gilt auch für Bruttoumsätze aus dem Tourismus von 5,24 Milliarden Euro.
Nicht nur für Touristen ist Kultur wichtig
Köln gewinne durch die sogenannte Umwegrendite, erläutert Manfred Janssen, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kölnbusiness: „Besucherinnen und Besucher von Kultureinrichtungen und -veranstaltungen geben nicht nur dafür Geld aus, sondern bleiben häufig über Nacht, gehen essen und shoppen hier. So entstehen Arbeitsplätze, Umsätze und Steuereinnahmen in weiteren Branchen.“
Kultureinrichtungen sind für ihn aber nicht nur als Magnet für Touristen ein Gewinn für Köln. Ein attraktives Kulturangebot wirke sich auch positiv auf die Lebensqualität in der Metropole aus. „Für Unternehmen wird es gerade angesichts des Fachkräftemangels immer wichtiger, ein Umfeld zu bieten, das attraktiv für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist – auch nach Feierabend. Je mehr solcher Faktoren Köln bietet, desto eher entscheiden sich Unternehmen und Fachkräfte, sich hier niederzulassen“, so Janssen.
Die Stadt Köln lässt sich die Kulturförderung einiges kosten. Im Haushalt sind dieses Jahr im Etat „Kultur und Wissenschaft“ 270,3 Millionen vorgesehen. Neben der Kultur werden daraus etwa auch die Stadtbibliothek, das Historische Archiv, die Volkshochschule und die Rheinische Musikschule finanziert.
7,4 Millionen Euro des Etats stammen aus Eintrittsgeldern und 5,7 Millionen Euro aus Fördermitteln. Der Rest kommt aus Steuereinnahmen. Darunter ist die Bettensteuer auf Übernachtungen in Höhe von 5,0 Prozent. Sie wurde 2012 als „Kulturförderabgabe“ eigens zur Förderung des Kulturangebots eingeführt und wird ab 1. Juli auf Geschäftsreisen ausgeweitet. Ab 2025 erwartet die Stadt Köln daraus rund 14 Millionen Euro Einnahmen pro Jahr.
Der größte Batzen: Kölns Bühnen im Kulturetat
Der größte Batzen im Kulturetat sind die städtischen Bühnen. In der laufenden Spielzeit 2023/24 bezuschusst die Stadt den Spielbetrieb mit 70,0 Millionen Euro. Die Sanierung von Oper und Schauspielhaus am Offenbachplatz verschlingt 17,4 Millionen, die Interimsspielstätten im Rechtsrheinischen kosten 10,2 Millionen. Macht zusammen 97,6 Millionen Euro – Tendenz steigend.
Für die städtischen Museen gibt die Stadt dieses Jahr 65,4 Millionen Euro aus, auch Philharmonie und Gürzenich-Orchester werden gefördert. An die freie Kulturszene fließen 14,2 Millionen Euro – 3,6 Millionen mehr als 2021.
Auf Anfrage wollte die Stadtverwaltung nicht sagen, ob die Kulturförderung wegen der sich zuspitzenden Haushaltskrise künftig reduziert werden soll. Die Haushaltsgespräche seien noch nicht abgeschlossen. „Angesichts der angespannten finanziellen Situation ist jedoch bereits klar, dass erhebliche Anstrengungen in allen Bereichen der Stadtverwaltung notwendig sein werden“, so die Stadt. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte der Rundschau: „Kultur ist die Seele einer Stadt. Unsere Aufgabe ist es, sie durch Förderung zu unterstützen und lebendig zu halten. Dieser Verpflichtung werden wir auch in einer angespannten Haushaltslage nach Kräften nachkommen.“