Köln – Wie im Brennglas zeigt sich die Entwicklung der Autoindustrie bei Ford in Köln-Niehl. Hier wird ein Forschungszentrum zur Fertigung von Elektroantrieben eingerichtet. Und das in einem Teil des Motorenwerks, in dem bis vor drei Wochen noch Triebwerke für die Sportwagen von Aston Martin montiert wurden, wie Ford-Werke-Chef Gunnar Herrmann sagte. Hier entstanden 12-Zylinder-Motoren. Viel mehr Verbrenner geht nicht (siehe Kasten).
Neben Ford machen bei dem Projekt weitere Industriepartner sowie zwei Institute der RWTH Aachen mit. Gefördert wird es mit öffentlichen Mitteln in Höhe von 5,3 Millionen Euro. Es läuft bis August 2023 und soll zukunftsorientierte Produkte und Prozesse entwickeln, mit denen europäische Hersteller eine weltweit führende Rolle bei der Großserienproduktion von Komponenten für Elektrofahrzeuge einnehmen können.
20 bis 30 Mitarbeitende würden an einer Produktionslinie die flexible und nachhaltige Herstellung von E-Motor-Komponenten entwickeln, sagte Professor Armin Kampker von der RWTH.
Im Zentrum des HaPiPro2 genannten Projekts steht die so genannte Hairpin (Haarnadel)-Technologie. Die soll die Herstellung von Elektromotoren deutlich preiswerter machen. Bei traditionellen Drahtwickelmethoden von Komponenten für Elektromotoren für E-Autos entstehe viel Ausschuss, so Kampker. Luft zwischen den Drähten verändere die Leistung des Motors. Doch genau die ist in Genehmigungen von Autos festgeschrieben. Umform-, Montage- und Schweißverfahren ersetzen diese Wickelverfahren.
Köln ist europäisches Zentrum für E-Auto
„Wir sind stolz darauf, dieses richtungsweisende Forschungszentrum an unserem Kölner Standort zu beherbergen“, sagte Herrmann. Köln ist europäisches Zentrum für das E-Auto von Ford. Eine Milliarde Dollar werden investiert. Das Werk sei damit die Fabrik der Zukunft, so Herrmann. Bis 2030 sollen alle Ford-Pkw vollelektrisch fahren. Auf dem Werksgelände angesiedelt hat sich zuletzt auch der Zulieferer Marelli, der in einer von Ford gemieteten Halle Elektromotoren baut.
Ford will etwa laserbasiertes Schweißen bei der Hairpin-Technologie entwickeln und künstliche Intelligenz für die Prozesssteuerung erforschen.
Motorenfertigung
2004 hat Aston Martin seine Motorenfertigung nach Köln-Niehl verlagert. 150 Ford-Mitarbeitende haben in einem separaten Teil des Motorenwerks die Acht- und Zwölfzylinder für die Sportwagen hergestellt. Bis zu 30 Motoren entstanden hier pro Tag. Ab 2013 bezog Aston Martin V8-Motoren von der Daimler-Tochter AMG, die 12-Zylinder blieben bis vor drei Wochen in Köln. Aston Martin entwickelte aber einen neuen Motor mit sechs Zylindern. (raz)
„Das HaPiPro2-Projekt zielt nicht nur auf die effiziente Konstruktion von E-Motoren ab, sondern auch auf die Entwicklung von Variantenflexibilität bei der Herstellung“, sagte Kampker. Es spiele auch eine wichtige Rolle bei der Aus- und Weiterbildung. Über die Dauer des Projekts würde eine mittlere dreistellige Zahl an Menschen ausgebildet. Kampker setzt auf anwendungsorientierte Forschung, die zu serienreifen Produkten führen soll.
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart betonte, das Projekt sei ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Automobilbranche in enger Zusammenarbeit mit der Forschung zukunftsfähig aufstelle. Berechnungen der RWTH nach können durch die Herstellung von E-Motoren in Deutschland rund 5900 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.