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Folge des Ukraine-KriegFiesta-Fertigung bei Ford in Köln ruht im April

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Die Fiesta-Fertigung in Köln

Köln – Der Ukraine-Krieg bremst jetzt offenbar auch den Autobauer Ford. Unterbrochen werde die Produktion in Köln, wo der Fiesta vom Band läuft, bis zum 25. April, bestätigte eine Ford-Sprecherin. Auch in Saarlouis, wo der Focus gefertigt wird, gibt es Kurzarbeit. Dazu kommen an beiden Standorten die normalen Oster-Werksferien von zwei Wochen. Ford hat nach früheren Angaben zwar keine direkten Zulieferer in der Ukraine. Dort werden aber offenbar Teile gefertigt, die Ford-Zulieferer benötigen.

Probleme auch bei VW und BMW

Ford ist nicht allein. Produktionsunterbrechungen oder eine eingeschränkte Produktion hatten auch VW, die in den Werken Leipzig, Zwickau, Wolfsburg und Hannover herunterfahren hatten, oder BMW.

Der Nürnberger Leoni-Konzern hatte mit Beginn der Kämpfe die Produktion von Kabelbäumen in zwei Fabriken eingestellt. Vor gut einer Woche war die Fertigung allerdings in begrenztem Umfang wieder aufgenommen worden.

Auch andere Kabelbaum-Hersteller sind dort betroffen. Die Montage von Kabelbäumen ist personalintensiv, deshalb wurde sie an Niedriglohnstandorte verlegt. Einen anderen Lieferanten zu finden, der einspringt, ist nicht einfach. Die Verkabelung ist für die jeweiligen Auto-Modelle maßgeschneidert.

Verbraucher müssen länger warten und mehr bezahlen

Die Produktionsausfälle aufgrund des Ukraine-Kriegs spüren laut dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer auch die Verbraucher. Die müssen nicht nur länger auf das bestellte Auto warten, wobei der Halbleiterengpass für zusätzliche Engpässe bei Elektroautos und Plugin-Hybriden sorge. Sie müssen auch tiefer in die Tasche greifen.„Im Zuge der neuen Knappheit haben die Autobauer ihre Incentives und Verkaufsförderungsmaßen deutlich zurückgefahren“, so Dudenhöffer. Die Rabatte bei den Internetvermittlern für die 30 meistverkauften Neuwagen seien um 0,7 Punkte auf 17 Prozent zurückgegangen.

Bei Fiesta und Focus kam es schon im abgelaufenen Jahr zu Produktionsunterbrechungen. Chipmangel bremste bereits Mitte Januar 2021 die Fertigung des Focus. Für zunächst vier Wochen ruhte die Fertigung. Weitere Unterbrechungen folgten. Im März 2021 erreichte die Chip-Krise auch Köln. 15 Tage Kurzarbeit gab es hier zunächst bei der Fiesta-Montage. In der Folge wurde für die rund 4000 Mitarbeitenden in dem Bereich Kurzarbeit der Normalzustand.

Probleme am (laufenden) Band

Kaum liefen die Bänder nach den Werksferien im August wieder an, da standen sie schon wieder. Fehlende Chips für ein Türmodul eines Zulieferers waren der Grund. Somit konnten die in den Vorjahren stark nachgefragten Fiesta und Focus nicht für Absatz sorgen. Gerade einmal 3751 neue Fiestas kamen im vierten Quartal 2021 auf Europas Straßen. Im gesamten Jahr waren es nur 81 618.

Damit wurde der ehemalige Bestseller von den Modellen Puma, Kuga und Focus überholt sowie von den leichten Nutzfahrzeugen Transit Custom und Transit. Ford und andere Autobauer bauten die vorhandenen Chips lieber in margen-trächtigere Autos ein – und das sind nicht die Kleinwagen.

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Zuletzt fehlten Chips für Scheinwerfer beim Fiesta, so dass die Produktion ruhte oder eingeschränkt fortgeführt wurde. Dabei gebe es Abnehmer für den Wagen aus Köln. „Unsere Orderbank ist gut gefüllt“, so eine Sprecherin. Bis 2024 soll der Fiesta noch gebaut werden. Mit ihm endet eine Ära. Kleinwagen konnten als Verbrenner auch wegen ihres niedrigen Gewichts mit respektablen Verbrauchs- und Abgaswerten punkten. Aber auch ein Fiesta reißt die EU-Abgasziele. Autos mit Verbrenner-Motor will Ford ab 2030 gar nicht mehr verkaufen.

Ab 2023 baut Ford in Köln ein erstes E-Auto auf Basis einer VW-Plattform. Das werde ein Crossover mit fünf Sitzen, hat Ford angekündigt. Im Jahr daraus folgt demnach ein Sport-Crossover. Dann laufen wieder etwa 200 000 Autos in Köln vom Band. Beide Fahrzeuge dürften spürbar größer sein als der aktuelle Fiesta. Denn VW stellt auf die Plattform Fahrzeuge bis zur Größe eines Passat.