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Corona-KriseFord-Chef warnt vor Rabattschlachten

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Seit Montag werden in Köln wieder Autos gefertigt.

  1. Ford-Deutschland-Chef Gunnar Herrmann äußerte sich am Donnerstag in einer Video-Konferenz über den anstehenden Produktionsanlauf und die Herausforderungen im laufenden Jahr

Köln – Ford fährt in der kommenden Woche nach sechs Wochen Pause die Produktion in Kontinentaleuropa wieder hoch. Ab Montag wird unter anderem die Fiesta-Montage und die Motorenfertigung in Köln wieder aufgenommen. Auch die Montage des Focus in Saarlouis startet dann wieder – zunächst aber auf niedrigem Niveau und unter neuen Sicherheitsvorkehrungen. Die Schließung der Autohäuser, der Produktionsstopp und eine wohl nur langsam zunehmende Lust am Autokauf werden die Ford-Bilanz aber belasten.

Was bedeutet die Corona-Krise für Ford-Europa finanziell?

Im ersten Quartal ist Ford in Europa schon in die roten Zahlen gerutscht und hat ein bereinigtes operatives Minus (Ebit) von 143 Millionen Dollar eingefahren. Das dürfte sich ausweiten. „Das zweite Quartal wird für Ford in Europa extrem schwierig“, sagte Ford-Deutschland-Chef Herrmann in einer Video-Konferenz. In diesem Quartal liegt mit dem April der verkaufsstärkste Monat im Vereinigten Königreich.

Das ist Fords größter Markt in Europa. Und hier gab es wie in Frankreich, Spanien und Italien gar kein Geschäft. „Das dritte Quartal sollte zeigen, dass wir langsam zur Normalität zurückkehren, und im vierten Quartal des Jahres werden wir wieder erste Zeichen von Profitabilität sehen“, so Herrmann.

Zieht die Autonachfrage in Deutschland wieder an?

Ford spürt laut Herrmann ein Interesse vor allem der Privatkunden an den Fahrzeugen, nachdem die Autohäuser jetzt seit zwei Wochen in Deutschland wieder geöffnet haben. Das liege aber weit unter dem normalen Maß. Herrmann hofft, dass das Geschäft bald wieder Normalmaß erreicht. Für das Gesamtjahr erwartet die Branche in Deutschland aber ein Absatzminus von 30 bis 35 Prozent.

Gibt es eine Rabattschlacht, um die Nachfrage anzukurbeln?

Es gibt Angebote, mit denen die Hersteller die Nachfrage anzukurbeln wollen. Die Ford-Bank bietet laut Herrmann etwa einen Kauf, bei denen in den ersten drei Monaten keine Kreditraten bezahlt werden müssen. „Rabattschlachten aber sehen wir äußerst ungern, weil die Hersteller aus diesen Rabatten nicht wieder herauskommen“, gibt er zu bedenken. Hohe Rabatte wären für die Branche derzeit freilich schwierig, weil die Liquiditätslage angespannt ist.

Zum Unternehmen

Ford hat in Köln 16.500 Mitarbeiter. In Europa sind es etwa 45.000 in eigenen Werken und Verwaltungen sowie in Gemeinschaftsunternehmen. Ford hat in Europa 19 Produktionsstätten, darunter 12, die alleine Ford gehören.

In der außerordentlichen Situation sollte die Nachfrage über einen kurzen Zeitraum durch Hilfen stimuliert werden, findet Herrmann: „Dabei sollten nicht nur E-Autos gefördert werden, sondern auch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.“ Ein Fördervolumen könnte zwischen einer und fünf Milliarden Euro liegen. Dabei müsse die Politik entscheiden, ob sie speziell der Autoindustrie helfen will oder flächendeckende Hilfen anbietet.

Welche Aufträge gibt es jetzt denn abzuarbeiten?

Ford hatte im Januar und Februar einen hervorragenden Start ins Jahr. „Aus der Zeit haben wird noch eine Orderbank, so dass wir stabil über die nächsten Wochen auf dem geplanten Niveau produzieren können“, sagte Herrmann. Für die nächsten Monate sei dann aber ein Zulauf wichtig.

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Wie erfolgt der Produktionsanlauf?

„In der Autofertigung haben wir jeden Arbeitplatz neu definiert“, sagte Herrmann. So könnten Abstände am Band eingehalten werden. Die Bänder laufen langsamer. Etwa 70 Prozent der normalen Fertigung pro Schicht sollen laut Herrmann zunächst erreicht werden. Möglicherweise wurde aber kurzfristig nachjustiert. Das Tragen von Masken einen ganzen Tag lang sei unangenehm, erklärte der Ford-Deutschland-Chef. Es gebe auch mehr Pausen. Zunächst gibt es einen Ein-Schicht-Betrieb. Damit arbeiten zunächst etwa 1500 der sonst üblichen 2500 in der Fiesta Montage in Köln. In Saarlouis sind es etwa 2600. In Kurzarbeit waren 98 Prozent der Mitarbeiter der Fiesta-Fertigung. Kurz gearbeitet wurde auch in der Verwaltung, die von Köln aus das Geschäft in Deutschland und Europa steuert. Und wer gearbeitet hat, der war im Home-Office.

Wie werden die Mitarbeiter geschützt?

Wer durch das Werkstor tritt, bekommt die Temperatur gemessen, erläuterte Ford-Deutschland-Chef Herrmann. Außerdem muss eine Selbstauskunft abgegeben werden. Gefragt wird, ob bei der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter eine Corona-Infektion festgestellt wurde, ob sie Kontakt zu einem Infizierten hatten oder Symptome einer Infektion bei sich beobachtet haben. Es gibt Einmal-Mund-Nasen-Schutz, Desinfektionsmittel und Desinfektionstücher sowie Infomaterial. Den Mund-und Nasenschutz stellt Ford im Vereinigten Königreich her, 60 bis 90 Stück pro Minute. Gesichtsschutz mit Plexiglas, der für manche Arbeitsplätze nötig ist, fertigt Ford in Köln. 4000 dieser Schilde entstehen pro Tag. „Die haben wir auch schon Krankenhäuser in Köln zur Verfügung gestellt“, sagte Herrmann. Am Morgen werden die Mitarbeiter der Fertigung auch in zwei Wellen ins Werk gelassen, damit Abstände eingehalten werden können.

Sind weitere Arbeitsplätze in der Autoindustrie durch die Corona-Krise in Gefahr?

„Kurzfristig sehen wir aufgrund der Corona-Krise keine Arbeitsplätze in Gefahr“, sagte Herrmann. Wenn die Volumenverluste in der Autoindustrie aber auch in den kommenden Jahren anhielten, seien Arbeitsplätze gefährdet.