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Batterien in ValenciaVW-Milliardenprojekt spielt auch für Ford eine Rolle

Lesezeit 3 Minuten
Batterien in Valencia

Die Bat­trie­zel­len für seine Elek­tro­au­tos will VW künftig auch in Spanien fertigen. 

Valencia – Jahrzehntelang reiften auf dem Gelände Orangen und Mandarinen. Doch die meisten Plantagen liegen brach, weil sich der Anbau nicht mehr lohnt. Nun könnte das Terrain mit dem Namen „Parc Sagunt“ eine neue Blüte erleben. Volkswagen will dort, 30 Kilometer vor den Toren der spanischen Stadt Valencia, die modernste Batteriefabrik Europas bauen. Damit will Volkswagen, der größte Autobauer auf dem Kontinent, die europäische E-Auto-Produktion vorantreiben.

„Willkommen Volkswagen“, schrieb Ximo Puig, der Regierungschef der Region Valencia auf Twitter. „Das ist die beste wirtschaftliche Nachricht seit 50 Jahren.“ Spaniens Premier Pedro Sánchez jubelte, dass die VW-Entscheidung zur Modernisierung des Landes beitragen werde, dessen wichtigstes Standbein bisher der Tourismus ist. Bei Elektroautos und der dazugehörenden Infrastruktur gehört Spanien bisher zu den europäischen Schlusslichtern.

Größte Industrie-Investition in Spaniens Geschichte

Mehr als sieben Milliarden Euro will der VW-Konzern in Spanien investieren. „Das ist die größte Industrie-Investition in der spanischen Geschichte“, erklärte Wayne Griffith, Vorstandsvorsitzender der spanischen VW-Tochter Seat, bei der offiziellen Vorstellung der Zukunftspläne in Barcelona. Aber nur ein Teil der sieben Milliarden, annähernd die Hälfte, soll in das neue Batteriewerk fließen. Der andere Teil ist für die Umstellung auf die E-Auto-Produktion in den beiden VW-Werken in Barcelona (Katalonien) und Pamplona (Navarra) gedacht. In Barcelona werden vor allem Seat-Modelle produziert, in Pamplona die VW-Modelle Polo, T-Cross und Taigo.

Das Gigabatteriewerk in Valencia sei von großer Bedeutung, sagte Thomas Schmall, der für Technik zuständige VW-Vorstand. „Und zwar für Volkswagen, für Spanien und für ganz Europa.“ Die Umsetzung hänge allerdings noch davon ab, dass Spanien das Projekt aus einem Fördertopf für die E-Zukunft bezuschusse.

Tausende neue Jobs in Aussicht

„In Valencia wollen wir eine Zellproduktion der nächsten Generation aufbauen“, kündigte Schmall an. Eine Fabrik, die mit erneuerbarer Energie versorgt werde – und damit eine nachhaltige Batterieproduktion ermögliche. Die VW-Investition könne helfen, die spanische wie auch europäische Automobilindustrie vorwärts zu bringen. Und werde Jobs schaffen: 3000 Menschen will man für die Zellfabrik einstellen, die 2026 ihre Produktion aufnehmen soll. Die Gigafactory Valencia wäre nach Salzgitter der zweite Zellfabrik-Standort von VW, aber der erste außerhalb Deutschlands.

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Warum fiel nun die Wahl auf Valencia, das mehr als 300 Kilometer südlich vom größten spanischen VW-Werk in Barcelona entfernt liegt? „Valencia setzte sich – basierend auf mehr als 100 Kriterien wie qualifizierte Arbeitskräfte, öffentliche Förderung, gute logistisch Verbindungen und grüne Energie ‒ als stärkster Standort durch“, teilte das Unternehmen mit. In Spanien hatten sich noch drei andere Regionen beworben, darunter Katalonien, wo VWs großes Seat-Werk steht. „Wir sind das größte Gewerbegebiet Europas“, umwirbt der Unternehmenspark „Parc Sagunt“ die Investoren. Fünf Millionen Quadratmeter stehen zur Verfügung. Genug für den Automobilriesen, um in der kommenden E-Auto-Zukunft weiter expandieren zu können. Zudem liegt das Gelände gleich neben dem Hafen des Valencia-Vorortes Sagunt. Und es gibt einen Autobahn- und Güterverkehrsanschluss.

Ford-Werk ist in nächster Nähe

Noch ein Vorteil kommt hinzu: Nicht weit entfernt im Süden befindet sich ein weiteres großes Automobilwerk – und zwar von Ford. Schon bisher kooperieren VW und Ford bei der Elektroautoproduktion. So will Ford ab 2023 ein E-Fahrzeug anbieten, das auf einer von VW entwickelten Plattform steht. Eine weitere Zusammenarbeit, etwa bei der Batterieproduktion, wird nicht ausgeschlossen. Damit könnten die Karten im harten Wettstreit zwischen der spanischen Ford-Fabrik in Valencia und dem deutschen Ford-Werk in Saarlouis neu gemischt werden. Von beide fordert die US-Konzernzentrale Sparkonzepte mit Lohnkürzungen und längeren Arbeitszeiten, um sich für die E-Auto-Produktion zu qualifizieren. Bis Sommer will Ford über die Zukunft der beiden Werke entscheiden. Mit einer nahen Batteriefabrik dürfte der Ford-Standort in Valencia nun Punkte gewinnen.