Seit 50 Jahren ist Toyota jetzt in Deutschland. Weil die Geschäfte des japanischen Autobauers von Köln aus gesteuert werden, hätte das mit einem Empfang bei Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker gefeiert werden sollen.
Hätte. In der Corona-Krise ist einiges anders. Auch die Geschäfte der Autobauer belastet das Virus.
Wir werfen einen Blick auf die Geschichte und die Lage des Unternehmens.
Die Anfänge
Ein Corolla Coupé 1211 war das erste Auto, das Toyota in Deutschland verkaufte. Am 18. Februar 1971 wurde in Bergisch Gladbach der Kaufvertrag unterschrieben. Ein Jahr zuvor war die Toyota-Vertrieb GmbH als Alleinimporteur an den Start gegangen. Mitarbeiter eines Importeurs von britischen Fahrzeugen der Marken Morris, MG, Wolsley und Riley hatten zuvor eine Vertriebsfirma ins Handelsregister eintragen lassen. Die britische Autoindustrie wurde Ende der 60er Jahre kräftig durchgeschüttelt und zahlreiche konkurrierende Hersteller wurden unter dem Dach von British Leyland zusammengefasst. Diese Mitarbeiter suchten also eine neue Aufgabe und importierten Toyotas. „Ein Glücksgriff“ , so Toyota-Deutschland-Chef Alain Uyttenhoven. Toyota verkaufte damals weltweit 1,5 Millionen Autos und wuchs stark. 25 Jahre später waren es zehn Millionen.
Sieben Mitarbeiter organisierten 1971 auf 70 Quadratmetren in Frechen-Königsdorf den Import und Verkauf der Fahrzeuge. Im ersten Jahr wurden 883 Autos etwa der Modell Corolla, Carina, und Corona in Deutschland neu zugelassen.
Umzug nach Köln
1975 zog der Importeur nach Köln-Weiden. In dem Jahr wurde auch die Toyota Deutschland GmbH gegründet, nachdem die erste Ölkrise die Geschäfte belastet hatte und auch mit Herstatt die damalige Hausbank des Importeurs pleite gegangen war. Japanisches Management organisiert jetzt die Verkäufe. 133 Mitarbeiter unterstützen knapp 500 Händler.
1976 wurden 17.000 Toyotas in Deutschland erstmals zugelassen.
Neue Zentrale in Köln-Marsdorf
1979 weiht Toyota die neue Zentrale in Marsdorf ein. Neben der Hauptverwaltung ist hier ein zentrales Ersatzteillager sowie ein Service- und Schulungszentrum. Damals kümmern sich 275 Mitarbeiter um 900 Händler in Deutschland. Hier wird auch die Motorsport GmbH eröffnet. Sie bereitet die Autos vor, mit denen Toyata mehrfach den Herstellertitel bei der Rallye-Weltmeisterschaft errang und Fahrer Weltmeister wurden. In Marsdorf entstehen die Prototypen für die Langstreckenweltmeisterschaft sowie die Fahrzeuge, die sich in die Siegerlisten des 24-Stunden-Rennens von Le Mans eintragen konnten. Highlight war das Formel-1-Engagement. Damals arbeiteten allein 1000 Mitarbeiter im Motorsportzentrum. Das Test und Entwicklungszentrum mit Windkanal nutzen auch andere Hersteller. Heute arbeiten etwa 1000 Mitarbeiter in Marsdorf. Zur Zeiten des Formel-1-Engagements beschäftigte allein das Motorsportzentrum so viele.
Die Autos
Die ersten Fahrzeuge, die Toyata nach Deutschland einführte, waren für hiesige Autokäufer zumindest gewöhnungsbedürftig. Zwar gab es den Sportwagen 2000 GT, der auch aus einer italienischen Edel-Sportwagenschmiede hätte kommen können. Die Klein- und Kompaktwagen, die Toyota vor allem verkaufte, waren zunächst aber ein bisschen barock. „Kleine Straßenkreuzer“ war eine geläufige Kritik.
Die kam nicht von ungefähr. Toyota hatte da schon längst auf dem nordamerikanischen Markt Fuß gefasst. Anfangs auch hier belächelt, stiegen die Verkäufe hier. Reihenweise war der Mittelklassewagen Camry, der jetzt auch in Deutschland wieder verkauft wird, die meistverkaufte Limousine in den USA. Die Krone als meistverkauftes Fahrzeug im Pickup-Land errang freilich in der Regel der Ford F 150.
Toyota punktete aber mit günstigen Preisen, vor allem bei denen, die die Ausstattung in die Kalkulation einbezogen. Vieles, was Toyota serienmäßig in die Autos packte, ließen sich ließen sich deutsche Hersteller teuer als Sonderausstattung bezahlen. Käufer schätzten auch die Qualität der Fahrzeuge. In Pannenstatistiken oder TÜV-Berichten war Toyota immer für erste Plätze gut.
Manchmal noch eigenwillig, wie etwa bei der auslaufenden Mirai-Ausgabe, bietet Toyota in der Regel Autos in Europa an, die den hiesigen Geschmack treffen. Und 75 Prozent der in Europa verkauften autos werden hier auch gebaut.
Toyotas Wurzeln
Nicht im Autogeschäft, sondern in der Textilindustrie begann der Aufstieg von Toyota.
1897 erfand der Sakichi Toyoda einen serienreifen vollautomatischen Webstuhl aus Holz, baute ein Imperium auf und aus. Sein Schwiegersohn Kiichiro Toyoda stieg ins Autogeschäft ein und baute 1935 einen Prototypen mit einem Reihenmotor mit sechs Zylindern und einem Hubraum von 3,4 Litern. Pkw und Lkw baute Toyota. In den 50er Jahren exportierte das Unternehmen Autos in die USA, in den 60er Jahren auch nach Europa. Zeitweise war Toyota größter Autobauer der Welt. Heute fertigt Toyota gut zehn Millionen Fahrzeuge pro Jahr. In Deutschland kamen im abgelaufenen Jahr laut Kraftfahrtbundesamt 84.498 Toyota-Pkw auf die Straßen, 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Absatz von Lexus stieg um knapp 30 Prozent auf 3587 Autos. Die Marktanteile lagen bei 2,3 und 0,1 Prozent. (raz)