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DEL Playoff-FinaleKölner Haie gleichen gegen die Eisbären Berlin aus

Lesezeit 6 Minuten
Gregor MacLeod (liegend) hat nach Vorarbeit von Justin Schütz das 2:1-Siegtor in er Verlängerung erzielt.

Gregor MacLeod (liegend) hat nach Vorarbeit von Justin Schütz das 2:1-Siegtor in der Verlängerung erzielt.

Die Kölner Haie haben das zweite Finalspiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft gegen Berlin gewonnen und in der Serie ausgeglichen. 

„Die Stimmung war verrückt und die Fans haben wieder viel Energie erzeugt. Ich liebe es.“ Gregor MacLeod war noch voller Adrenalin und saugte die Atmosphäre in der Lanxess-Arena noch einmal in vollen Zügen auf. Kurz zuvor hatte der Mittelstürmer der Kölner Haie sein Team in einem Overtime-Krimi zu einem dramatischen 2:1  (1:0, 0:1, 0:0, 1:0)-Heimsieg gegen die Eisbären Berlin im zweiten Finalspiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft geschossen und die „Best-of-Seven“-Serie zum 1:1 ausgeglichen. Spiel drei findet am Ostermontag (16.30 Uhr/Magenta Sport) in der Berliner Uber-Arena statt.

73:06 Minuten waren gespielt, als der Kanadier einen Pass von Justin Schütz aufnahm, den überragenden Eisbären-Torwart Jake Hildebrand überwand und die Lanxess-Arena in ein Tollhaus verwandelte. „Wir haben defensiv gut gearbeitet und Julius Hudacek hat Glanztaten gezeigt. Es war in allen Bereichen ein Teamsieg. Für den Kopf war es sehr wichtig, dass wir dieses Spiel gewonnen haben“, sagte der Siegtorschütze.

50.000 Tickets hätten die Haie laut Geschäftsführer Philipp Walter für das erste DEL-Playoff-Finale in der Lanxess-Arena seit dem 29. April 2014 absetzen können. Vor elf Jahren unterlag der achtfache deutsche Meister im entscheidenden siebten Spiel dem ERC Ingolstadt mit 0:2.

Eisbären-Kapitän Kai Wissmann verletzt sich an der Hand

Die 18.600 Eishockey-Fans, die dabei sein durften, verwandelten die größte Arena Deutschlands schon vor dem ersten Bully in ein Tollhaus. Die Nordkurve begrüßte ihre Mannschaft mit einem Block-Banner, auf dem der Meisterpokal und acht Sterne für die Anzahl der Titel des KEC schwarz auf gelb zu sehen waren.  

Die Haie liefern personell unverändert auf und nahmen die Energie von den Rängen sofort auf. Die Eisbären sahen sich zunächst in ihr eigenes Drittel gedrängt und verloren schon in der ersten Minute ihren Kapitän. KEC-Stürmer Maxi Kammerer traf Kai Wissmann in einem Laufduell unglücklich an der linken Hand. Der Berliner Verteidiger schmiss sofort seinen Handschuh weg und war für den Rest des Spiels zum Zuschauen verurteilt.

Parker Tuomie trifft im Powerplay zum 1:0

1:40 Minuten waren gespielt, als Olivier Galipeau einen Konter von KEC-Angreifer Alexandre Grenier regelwidrig beendete und für sein Beinstellen auf die Strafbank musste. Nachdem die Haie viel Druck aufgebaut hatten, unterlief ihnen im Aufbau ein Fehler. Gabriel Fontaine legte den Puck aber im Eins-gegen-Eins gegen Kölns Torwart Julius Hudacek (3.) knapp am Tor vorbei. 

Wie nah das Momentum im Eishockey zusammen liegen kann, zeigte sich vier Sekunden vor Ablauf der Kölner Überzahl. Justin Schütz kam im Slot an die Scheibe und bewahrte die Ruhe. Anstatt mit der Rückhand den Abschluss zu suchen, fand der KEC-Torjäger den besser postierten Parker Tuomie, der von rechts die „Open-Net“-Situation zum umjubelten 1:0 nutzte (4.).

Eishockey: DEL, Kölner Haie - Eisbären Berlin, Meisterschaftsrunde, Finale, 2. Spieltag, Lanxess Arena. Kölns Parker Tuomie (2.v.r.) trifft gegen Berlins Torhüter Jake Hildebrand zur 1:0 Führung

Kölns Parker Tuomie (2.v.r.) trifft gegen Berlins Torhüter Jake Hildebrand zur 1:0-Führung.

Das zweite Finalspiel war endgültig angezündet und wogte hin und her. Die Haie verteidigten fokussiert, so wie man es von ihnen unter Coach Kari Jalonen in den Playoffs gewohnt ist. Berlin versuchte Druck aufzubauen, kam aber nicht so vor Hudaceks Tor wie im ersten Spiel. Der Kölner Goalie musste nur gegen Marcel Noebels ernsthafter eingreifen (14.). Auf der anderen Seite hatte Youngster Marco Münzenberger die Chance zu erhöhen, musste aber lernen, dass Jake Hildebrand im Berliner Tor einer der besten seines Fachs ist (10.).

Die Führung der Hausherren nach 20 Minuten war durchaus verdient, hielt aber nicht lange. Auch die Eisbären nutzten nach einem Beinstellen von Frederik Storm ihr erstes Powerplay. DEL-Superstar und Playoff-Topscorer Ty Ronning verlängerte seine Scoring-Serie auf 25 Spiele und bediente Leo Pföderl, der trocken und direkt zum 1:1 ins kurze Eck traf (23.). KEC-Verteidiger Jan-Luca Sennhenn war etwas zu sehr in die Mitte gerückt.

Freddy Storm hat die erneute Führung auf dem Schläger

Die Haie hielten sich nicht lange mit dem Ausgleich auf und holten durch Münzenberger ihr zweites Überzahlspiel heraus (24.). Das Powerplay ließ wenig zu wünschen übrig, außer dass Hildebrand sich nicht überwinden ließ und die Kölner es mit ihren Schüssen etwas zu genau versuchten. Dadurch flogen zu viele Pucks am Eisbären-Tor vorbei. 

Der Forecheck der Kölner funktionierte hervorragend und auch die Scheibe lief gut. Als Juhani Tyrväinen das Spielgerät im gegnerischen Drittel eroberte, fand Kammerer Storm vor dem Tor. Der Däne schloss aus der Drehung ab, Hildebrand war aber erneut zur Stelle (33.).

Die zweite Sturmreihe der Haie lieferte einen tollen Job ab, sorgte mit einem Pfostenschuss von Kammerer (35.) vorne für viel Gefahr und hatte im Fünf-gegen-Fünf die Berliner Topformationen mit Ronning, Pföderl und Ex-Hai Freddy Tiffels bis auf einen Pfostentreffer von Ronning (32.) gut im Griff. Das atemlose zweite Finalspiel bewegte sich auch im zweiten Drittel auf hohem Niveau und auf Augenhöhe. 

Das erste Spiel hat gezeigt, dass wir schnell lernen mussten  - und das haben wir getan.
Haie-Trainer Kari Jalonen

Die Spannung vor dem Schlussdrittel war kaum zu überbieten. Für beide Teams ging es nun noch mehr darum, Fehler zu vermeiden. Kammerer gab den ersten Torschuss ab (43.), auf der anderen Seite blieb Hudacek gegen Galipeau (44.) und Yannick Veilleux (46.) stabil. Viel mehr gab es nicht, weil beide Defensivreihen sehr aufmerksam arbeiteten. Nur je drei Schüsse gab es auf beiden Seiten, bis die Uhr auf  5:53 Minuten Spielzeit heruntergelaufen war. 

Dann musste Eisbären-Verteidiger Korbinian Geibel auf die Strafbank. Die große Chance für die Haie, die noch größer wurde, als Lean Bergmann seinem Teamkollegen in die Kühlbox folgte und Köln 51 Sekunden lang mit zwei Spielern mehr auf dem Eis war (56.). Die Zuschauer standen auf und sorgten für einen ohrenbetäubenden Lärm. Hildebrand verhinderte, dass es noch lauter wurde und hielt das 1:1 mit einer starken Stockhand-Parade gegen Grenier fest (57.).

Kölns Torhüter Julius Hudacek nach der Partie.

Kölns Torhüter Julius Hudacek feiert nach der Partie den Sieg.

Der Eisbären-Goalie war auch gegen Schütz zur Stelle (58.) und so musste der „Sudden Death“ über den Sieger in Spiel zwei entscheiden. Justin Schütz hatte die ersten Chancen, zielte erst an den Außenpfosten (62.) und dann an Hildebrands Schoner (64.). Der Haie-Stürmer schwang sich zum Spieler der Verlängerung auf. Den Abpraller seines nächsten Torschusses setzte Gregor MacLeod an den linken Pfosten (65.).  

Die Berliner hätten durch Pföderl das Spiel beenden können, doch Hudacek war zur Stelle (73.). Quasi im Gegenzug kam Gregor MacLeod und entschied Finale zwei. „Das erste Spiel hat gezeigt, dass wir schnell lernen mussten - und das haben wir getan. Es war physisch, taktisch und vor allem mental eine sehr gute Leistung von uns“, lobte Kari Jalonen.


Statistik:

Kölner Haie: Hudacek; Sennhenn, Vittasmäki; Müller, Austin; Almquist, Glötzl; Grenier, MacLeod, Schütz; Storm, Tyrväinen, Kammerer; Currie, Aubry, Tuomie; Münzenberger, Wohlgemuth, van Calster; Niedenz. - SR.: Ansons/Frano. - Zuschauer: 18.600. - Tore: 1:0 Tuomie (3:37/Schütz, Aubry, PP1), 1:1 Pföderl (22:56/Ronning, Müller, PP1), 2:1 MacLeod (73:06/Schütz, Austin). - Strafminuten: Köln 2; Berlin 8.