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Haie-LegendeMoritz Müller ist der Kapitän, der keine Schmerzen kennt

Lesezeit 3 Minuten

Emotional ergriffen: Haie-Kapitän Moritz Müller nach dem Einzug ins Finale.

Moritz Müller ging trotz lädierter Schulter voran und war beim 3:2-Sieg n.V. gegen den ERC Ingolstadt an allen Toren beteiligt. Der Traum von seinem ersten Meistertitel mit den Kölner Haien lebt.

Moritz Müller hatte ganz am Ende sogar noch die Kraft und die Lust zu einem süffisanten Schlagabtausch. Die glückseligen Fans waren längst in den Kneipen verschwunden oder befanden sich auf dem Heimweg, als der Kapitän der Kölner Haie seinen Arbeitstag mit einer Interview-Runde im Bauch der Lanxess-Arena beendete.

Der 38-Jährige musste die Frage beantworten, wie es seiner rechten Schulter geht. Schon in Spiel vier war er mit seiner sensiblen Stelle am Körper in die Bande geschlittert und konnte nicht weitermachen. Als Ingolstadts Wojciech Stachowiak ihn am Montag mit einem Check im letzten Drittel erneut in die Spielfeldabgrenzung schickte, blieb Müller erst liegen und schleppte sich dann unter großen Schmerzen auf die Bank.

Wie es den Sorgen gehe, fragte ein Reporter den Kapitän. „Meinen oder Ihren?“, fragte Müller zurück. „Beiden“, lautete die Reaktion. „Ich weiß nicht, wie es Ihren Sorgen geht, aber meinen geht es ganz gut.“ Der Haie-Verteidiger versuchte zu schmunzeln und ihm war anzumerken, dass er wie einst Bastian Schweinsteiger im WM-Finale 2014 gegen Argentinien hatte leiden müssen.

Er spielt, obwohl er Schmerzen hat, er will unbedingt und ist jemand, zu dem ich aufschauen kann. Das sind einfach Führungsqualitäten.
Haie-Siegtorschütze Justin Schütz über Moritz Müller

Nach Stachowiaks Check dauerte es nicht lange, bis Moritz Müller in seinem 141. DEL-Playoff-Spiel unter dem Jubel der Zuschauer aufs Eis zurückkehrte. Ein Signal an seine Teamkollegen und an alle, die es mit den Haien halten: Ich bin für euch da. Ich gehe weiter voran. „Mo ist ein Vorbild, ein wahrer Kapitän. So sollte ein Kapitän sein. Er spielt, obwohl er Schmerzen hat, er will unbedingt und ist jemand, zu dem ich aufschauen kann. Das sind einfach Führungsqualitäten“, schwärmte Siegtorschütze Justin Schütz.

Müller ist in der Kabine unverzichtbar und auch auf dem Eis. Wahrscheinlich spielt er die besten Playoffs seiner Karriere. Gegen Ingolstadt traf er mit etwas Glück und der Hilfe von Morgan Ellis zum enorm wichtigen 1:2 nach 15 Minuten. Das 2:2 von Gregor MacLeod bereitete er genauso vor wie das 3:2 von Schütz in der Overtime. Es war erst sein fünfter Playoff-Treffer und die Assists 29 und 30.

Ich freue mich, dass wir im Finale sind und ich noch einmal die Chance habe, die Meisterschaft zu gewinnen.
Haie-Kapitän Moritz Müller

Um persönliche Statistiken geht es dem gebürtigen Frankfurter aber ohnehin nicht und es störte ihn am Montag regelrecht, dass sich so viel um seine Person drehte. „Es ist mir wichtig zu sagen, dass die Geschichte nicht an mir aufgezogen wird. Es geht um die Kölner Haie, die schwere Zeiten hinter sich haben und jetzt wieder auf dem Weg nach oben sind. Diese Mannschaft zeichnet aus, dass sie mit Herz und Seele spielt. Das hat sie heute gezeigt und in den ganzen Playoffs.“

Für „Mo“, der bei 1126 DEL-Einsätzen steht, geht diese Geschichte nun mit dem Finale gegen die Eisbären weiter. Der Traum vom ersten Meistertitel in einer langen und sehr bewegten Karriere bei den Haien lebt. „Ich freue mich, dass wir im Finale sind und ich noch einmal die Chance habe, die Meisterschaft zu gewinnen. Für die Haie ging es nach dem Finale 2014 schon ein bisschen drunter und drüber. Dann gab es einen Wiederaufbau, den Corona gestoppt hat. Da waren wir eigentlich platt. Wir sind zuletzt vielleicht unseren eigenen Erwartungen hinterhergelaufen, aber jetzt sind wir verdient im Finale, weil wir gute Arbeit geleistet und viel investiert haben.“