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Vor Finale gegen BerlinRiesen-Euphorie bei den Fans der Kölner Haie

Lesezeit 4 Minuten
Hat das Warten nun ein Ende? Diese drei Haie-Fans, zwei davon vom Fanclub „Fun Sharks“, hoffen darauf.

Hat das Warten nun ein Ende? Diese drei Haie-Fans, zwei davon vom Fanclub „Fun Sharks“, hoffen darauf. 

Am Ostermontag wird ein Sonderzug mit 600 Haie-Fans von Köln nach Berlin fahren. So erleben die Fans den unerwarteten Höhenflug.

Hajo Schätzmüller hat als Fan der Kölner Haie schon so gut wie alles erlebt. Seit 1993 ist er Dauerkarten-Inhaber. Er erinnert sich an die „unbeschreiblichen Gefühle“ bei den Meisterschaften 1995 und 2002, aber auch an die bitteren Finalniederlagen 2013 und 2014. „Die Niederlage in Spiel 7 gegen Ingolstadt war einfach nur bitter, das tat unglaublich weh“, blickt er zurück. Schätzmüller ist Vorsitzender einer der größten Fanclubs des KEC, den „Fun Sharks Cologne“, und wird auch beim nächsten Titel-Anlauf in Köln und bei den Auswärtsfahrten in Berlin dabei sein. „Es ist der absolute Wahnsinn“, sagt Schätzmüller über den Einzug ins Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Der Wahnsinn ist auch deshalb absolut, weil bei den Fans vor der Saison kaum jemand an so einen Saisonverlauf geglaubt hatte.

Spektakel für Groß und Klein: Die Haie Fans in der ersten Reihe bei einem Heimspiel gegen Ingolstadt.

Spektakel für Groß und Klein: Die Haie-Fans in der ersten Reihe bei einem Heimspiel gegen Ingolstadt.

Ziel sei es gewesen, irgendwie unter die ersten Sechs zu kommen und direkt in die Playoffs einzuziehen. Die geschlossene Mannschaftsleistung sei der Hauptfaktor dafür gewesen, dass weit mehr daraus geworden ist. Ein Spieler stach dann aber doch heraus: der slowakische Torhüter Julius Hudacek, der im Laufe der Saison und erst recht in den Playoffs reihenweise Gala-Auftritte hinlegte. „Es war der Wahnsinn, wie viel Druck er auf sich genommen hat und wie viel Sicherheit er der Mannschaft gegeben hat“, sagt Schätzmüller.

Kölner Haie im Finale: Sonderzug fährt am Ostermontag nach Berlin

Schon bevor der Finaleinzug feststand, begannen bei den fünf Ehrenamtlichen des Haie-Fanprojekts die Planungen für die möglichen Auswärtsfahrten nach Berlin. Nur mit der optimistischen Weitsicht war es möglich, dass am Donnerstag 400 Fans in Bussen in die Hauptstadt rollen werden. Zum dritten Finalspiel am Ostermontag wird gar ein Haie-Sonderzug um 7 Uhr vom Kölner Hauptbahnhof in Richtung Berlin aufbrechen. 600 Kölner Fans werden darin sitzen, um ihrem Team den Rücken zu stärken. „Es ist extrem viel Arbeit, aber es macht gerade brutal viel Spaß“, sagt Maximilian Franke, 2. Vorsitzender des Fanprojekts, das sich neben vielen weiteren Aufgaben auch um die Ticketvergabe der Auswärtsspiele kümmert.

Die Nachfrage sei schon in der Hauptrunde groß gewesen. Als am Dienstag die Anmeldung für die Spiele in Berlin begann, bewegte sich das E-Mail-Postfach des Fanprojekts am Rande eines Server-Zusammenbruchs. Die Final-Euphorie bei den Anhängern ist riesig. Als Justin Schütz die Haie am Montagabend in der Overtime ins Finale katapultierte, stand Falke mitten in der Fan-Menge. „Es gab Leute, die vor Freude geweint haben“, sagt er. „Das zeigt, wie viel der Club und der Erfolg den Menschen bedeutet.“

Der Rückhalt hinter dem Rückhalt: Die Haie-Fans und KEC-Torhüter Julius Hudacek.

Der Rückhalt hinter dem Rückhalt: Die Haie-Fans und KEC-Torhüter Julius Hudacek.

Groß ist auch die Freude bei den Verantwortlichen der Lanxess-Arena um Geschäftsführer Stefan Löcher. Die Freude gilt zum einen dem sportlichen Erfolg der Haie, zum anderen aber auch dem Umstand, dass das „Henkelmännchen“ an den für die Haie geblockten Terminen nicht leer steht. Das war auch schon mal anders. Seit Jahren weise die Arena daraufhin, dass der Spielplan der DEL eigentlich nicht mit den Planungen einer Multifunktionsarena wie der Lanxess-Arena zu vereinbaren sei, sagt Arena-Sprecher Tomasz Grenke. Um die Playoff-Termine freizuhalten, müssen teilweise lukrative Konzerte abgelehnt werden - ohne zu wissen, ob die Arena an diesen Tagen überhaupt gebraucht wird. Vereinzelt kam es in der Vergangenheit vor, dass die Arena trotzdem andere Veranstaltungen ansetzte, die dann verschoben oder gestrichen wurden, weil die Haie die Arena für ihre Playoff-Spiele brauchten.

Nun wird die Arena mindestens am Samstag und am darauffolgenden Mittwoch nicht nur gebraucht, sie wird vielmehr aus allen Nähten platzen. Die Ticketnachfrage überrollte die Haie förmlich. „Wir hatten zu Beginn des Ticketverkaufs um 10 Uhr gut 30.000 Personen in unserer Online-Warteschlage“, sagt Haie-Sprecher Jason Schade. In wenigen Minuten waren beide Heimspiele ausverkauft. Theoretisch hätten die Haie mit den Ticketanfragen zweimal das Rheinenergie-Stadion vollmachen können.

„Warum sollten wir nicht auch Berlin schlagen?“

Elf lange Jahre mussten die Haie-Fans auf ein Finale warten, der letzte Meister-Titel ist ganze 23 Jahre her. Die „Fun Sharks“, die seit 2005 bestehen und heute über 250 Mitglieder zählen, gab es damals noch nicht. Das lange Warten griffen aber auch sie in den Playoffs auf. Drei Mitglieder hatten sich mit grauen Perücken und Bart-Attrappen ausgestattet.  „Unrasiert seit 2002“, „Dieses Jahr keine Laberei“ und „Erst mit dem Pokal ist es vorbei“ war auf den drei Papp-Plakaten der Fans zu lesen.

Ob die titellose Zeit in der kommenden Woche vorübergeht, wird sich zeigen. Die Chancen gegen die Berliner, die im Halbfinale das Topteam aus Mannheim mit 4:0 Siegen vom Eis fegten, seien tatsächlich „eher gering“, muss auch Hajo Schätzmüller zugeben. Andererseits: Im Viertelfinale besiegten die Haie den Vorjahres-Finalisten aus Bremerhaven, im Halbfinale mit Ingolstadt den Tabellenersten der Hauptrunde. „Warum sollten wir nicht auch Berlin schlagen?“, fragt Schätzmüller. Mut mache auch die wiedergewonnene Heimstärke. „Spiele, die wir früher in der Kölnarena verloren haben, entscheiden wir mittlerweile wieder für uns.“  Und, wie jeder Sportfan nun mal weiß, gälten im Finale ohnehin ganz eigene Gesetze.