Haie-Stürmer Justin Schütz sprach vor dem sechsten Playoff-Halbfinalspiel am Montag (18.30 Uhr) gegen den ERC Ingolstadt über seine Torflaute und die Energie in der erneut ausverkauften Lanxess-Arena.
Haie-Torjäger Justin Schütz im Interview„Der Druck liegt nur bei Ingolstadt“

Torjäger Justin Schütz (l am Boden) von den Kölner Haien wartet nach elf Playoff-Einsätzen noch immer auf seinen ersten Treffer.
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Wenn in den Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga Köln auf Ingolstadt trifft, dauert es meistens länger. 37 Partien wären zwischen beiden Teams in der K.o.-Runde bislang maximal möglich gewesen – 35 fanden tatsächlich statt. Die achte Serie Haie gegen Panther macht da keine Ausnahme: An diesem Montag (18.30 Uhr) steigt in der (natürlich in Rekordzeit) ausverkauften Lanxess-Arena das sechste von höchstens sieben Halbfinal-Duellen der „Best-of-Seven“-Serie. Die Haie führen 3:2 und können mit einem Sieg erstmals seit 2014 wieder ins Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft einziehen.
Nah dran waren sie schon im fünften Duell am Freitagabend, doch bei der 0:3 (0:1, 0:1, 0:1)-Auswärtsniederlage nutzten sie vor allem im Auftaktdrittel beste Torchancen nicht. Und so lief es wie in allen Partien dieser Serie: Es gewann die Mannschaft, die den ersten Treffer erzielt – in dem Fall Ingolstadt. Werden die Haie ihren vielleicht besten 20 Minuten in diesem Halbfinale noch nachtrauern, in denen sie wankenden Panthern die entscheidenden Wirkungstreffer hätten verpassen können? Oder muss sich kein Kölner lange ärgern, weil der achtmalige Champion am Montag oder spätestens im siebten Duell am Dienstag trotzdem das Finalticket löst? Für Haie-Stürmer Justin Schütz lagen die Antworten im Gespräch mit unserer Zeitung auf der Hand.
Herr Schütz, die Haie haben ein starkes erstes Drittel gespielt. Den Ingolstädtern hat man den Druck des Gewinnen-Müssens angemerkt, doch Ihr Team hat die Chancen auf eine 2:0- oder 3:0-Führung gegen den zugegebenermaßen exzellenten Panther-Goalie Christian Heljanko nicht genutzt. War das der Knackpunkt der Partie?
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Ja, weil wir auch noch zwei Powerplays in den ersten Minuten hatten. Unser Überzahlspiel hat bisher in den ganzen Play-offs super funktioniert, diesmal leider nicht so. Bislang hatte Ingolstadt die Chancen, wir haben die Tore gemacht. In Spiel fünf lief es vielleicht ein bisschen andersrum. Ich muss mich selbst auch in die Pflicht nehmen, dass ich meine Chance zum 1:1 nutze. Zwei Minuten später fällt das 2:0.
Sie haben als bester Hauptrunden-Torjäger des KEC in diesen Play-offs das Pech am Schläger und in elf Partien noch nicht getroffen. Wie kriegt man das aus dem Kopf?
Das ist natürlich nicht so einfach. Aber solange ich die Chancen habe, mache ich auch einiges richtig. Ich muss mir einfach einreden, dass die Scheiben irgendwann reinfallen. Das versuche ich. Es sind noch ein paar Spiele, und ich weiß auch, dass es irgendwann passiert. Ich habe das schon ein paar Mal erlebt. Klar macht es was mit einem, wenn man in den letzten zwei Jahren 50 Tore schießt und dann plötzlich nichts geht. Aber wie gesagt: Ich habe in den letzten zwei Jahren viele Tore geschossen. Da weiß ich auch, dass die Schüsse wieder reinfallen werden.
Nach dem 0:7 zum Auftakt hat Ihr Trainer Kari Jalonen eine defensivere Taktik mit schnellen Kontern gewählt, die Ihrer Mannschaft drei Siege in Folge beschert hat. Ihnen kommt dank Ihres Tempos eine Schlüsselrolle bei diesen Kontern zu. Wie bewerten Sie diese Umstellung?
In der Viertelfinalserie der Ingolstädter hat man es meiner Meinung nach gut gesehen: Nürnberg hat versucht, das offensive Spiel des ERC mitzuspielen. Da glaube ich, dass die Qualität bei Ingolstadt einfach viel zu gut ist. Man hat ja in unserem ersten Spiel gesehen, dass sie uns einfach überrannt haben. Heute hatte ich das Gefühl, dass Ingolstadt auch nicht mehr ganz so dieses offensive Spiel gesucht hat. Ich glaube, dass wir am Montag eine Antwort darauf finden.
Hätten Sie nach Spiel eins für möglich gehalten, dass die Haie in Spiel fünf einen Matchball zum Finaleinzug haben würden?
Vielleicht keinen Matchball, aber natürlich wussten wir, dass wir eine gute Chance haben werden. In den Play-offs ist es ja im Endeffekt egal, ob du 7:0, 10:0, 20:0 oder 1:0 verlierst. Am Ende ist es nur ein Sieg für den Gegner. Vielleicht war es für unseren Kopf sogar besser, dass wir direkt in Spiel eins so eine Klatsche bekommen haben. Das konntest du schnell abhaken. Wir haben nach dem Spiel in der Kabine gesessen und keiner war frustriert. Wir wussten, dass es nur 1:0 steht und es völlig egal ist, wie das Spiel ausgegangen ist.
In dieser Halle ist so viel Energie drin, die müssen wir einfach nutzen.
Und Sie wussten direkt, was in dieser Serie auf Ihre Mannschaft zukommt.
Genau, wir haben sehr klar gesehen, was wir besser machen müssen. Niemand hat daran gezweifelt, dass es eine lange Serie wird.
In der Hauptrunde hat Ihr Team auswärts mehr Punkte geholt als zu Hause, doch in den Play-offs ist die Lanxess-Arena mit vier Siegen aus fünf Partien zur Festung geworden. Zwar waren die Ränge die ganze Saison über voll, doch die Atmosphäre in der K.o.-Runde ist noch mal besonders, oder? Wie viel tragen die Fans zu Ihrem Erfolg bei?
Ich meine, wir spielen in Köln vor 18.600 Leuten. In dieser Halle ist so viel Energie drin, die müssen wir einfach nutzen. Das ist uns in der Hauptrunde nicht immer so gelungen, aber ja, die Stimmung in den Play-offs ist wirklich Wahnsinn. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt gemerkt haben oder wissen, wie wir diese Energie nutzen. Das tut uns allen sehr gut, und ich hoffe, wir machen am Montag so weiter.
In Spiel fünf hatte der ERC den Druck, weil er mit einer Niederlage ausgeschieden wäre. Wechselt dieser Druck in Spiel sechs nun wieder auf die Seite der Haie, weil Sie zu Hause den Serienausgleich kassieren können und dann zu Spiel sieben wieder nach Ingolstadt müssten?
Für mich persönlich haben wir in der ganzen Serie keinen Druck. Ingolstadt ist Hauptrundenmeister, jeder in der ganzen Liga denkt, dass die im Finale gegen Berlin spielen werden. Deswegen haben wir keinen Druck, wir sind meiner Meinung nach immer noch der Underdog. Das haben auch die bisherigen Spiele gezeigt. Ingolstadt drückt in jeder Partie, aber wir halten sehr gut dagegen. Ich finde, der Druck liegt nur bei Ingolstadt.