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Streit um Fußballplatz1. FC Köln soll Amateurclubs genug Trainingszeiten einräumen

Lesezeit 3 Minuten
Die Visualisierung zeigt den Entwurf für das geplante Nachwuchsleistungszentrum des FC am Franz-Kremer-Stadion.

Die Visualisierung zeigt den Entwurf für das geplante Nachwuchsleistungszentrum des FC am Franz-Kremer-Stadion.

Im Kompromiss zur geplanten FC-Erweiterung im Grüngürtel, den der Stadtrat am Dienstag beschließen soll, macht die Politik dem Club noch eine weitere Auflage.

Geht der Kompromiss zur FC-Erweiterung im Grüngürtel zu Lasten des Breitensports? Werden Kölner Sportvereine wie DJK Südwest, Blau-Weiß Köln und Ballfieber Colonia in Zukunft für ihre Fußballmannschaften keine oder keine ausreichenden Trainingszeiten mehr bekommen, weil der 1. FC Köln einen bislang ausschließlich von Freizeitsportlern genutzten Platz künftig mehr oder weniger alleine belegen wird?

Diese Fragen stehen im Raum, seit vergangene Woche die Details der Einigung zwischen der Stadt, dem FC und der Politik bekannt geworden sind. Demnach soll der Kölner Stadtrat am kommenden Dienstag beschließen: Der FC darf auf einem Kunstrasenplatz am Geißbockheim, direkt neben dem Franz-Kremer-Stadion, ein neues Nachwuchsleistungszentrum bauen. Im Gegenzug bleibt die Gleueler Wiese unangetastet, sie soll dauerhaft als öffentliche Grünfläche vor Bebauung geschützt werden. Damit schien ein rund zehn Jahre währender Streit um die Zukunft des Grüngürtels zu einem guten Ende zu kommen.

Doch der Kompromiss zum FC-Ausbau hat die betroffenen Freizeitsportvereine in große Sorgen gestürzt (wir berichteten). Nun ist auch die Politik alarmiert. Nach Rundschau-Informationen arbeitet das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt bereits an einem Änderungsantrag für die Sitzung am Dienstag.

FC will Ascheplatz zu einem Kunstrasenplatz aufwerten

Konkret soll der Erbbaurechtsvertrag für Bau und Nutzung des Nachwuchsleistungszentrums samt Nebenanlagen an die Bedingung geknüpft werden, dass der FC den betroffenen Breitensportvereinen genügend Trainingszeiten einräumt.

Es geht um den bisherigen Ascheplatz am Fort Deckstein, den der FC von der Stadt mieten und auf eigene Kosten zu einem Kunstrasenplatz aufwerten will. Dabei soll die Flutlichtanlage auf LED umgerüstet werden.

Herbstlaub liegt auf einem Ascheplatz.

Der Ascheplatz am Fort Deckstein wird zurzeit nur von Breitensportvereinen genutzt.

Dem Vernehmen nach plant der Zweitligist dort künftig mit Trainingszeiten zwischen 16 und 20 Uhr in der Woche sowie von 11 bis 17 Uhr an den Wochenenden. „Das sind die für das Jugendtraining entscheidenden Kernzeiten, die für uns gravierend sind“, hatte Michael Kosche, Vorsitzender von DJK Südwest, gegenüber der Rundschau betont. Käme hier allein der FC zum Zuge, würden die Amateursportler in die Röhre schauen.

Die Grünen lehnen Veränderung am Naturrasenplatz am „Haus am See“ ab

Doch dazu soll es nicht kommen. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Christiane Martin, erklärte auf Anfrage: „Der Ascheplatz am Fort Deckstein kann vom 1. FC Köln nur genutzt werden, wenn sichergestellt ist, dass die Vereine, die den Platz bisher gemietet haben, diesen auch weiterhin verbindlich nutzen können und dass sich die Trainingszeiten nicht überschneiden. Der Breitensport hat hier berechtigte Interessen, die für uns neben dem Erhalt von Grünflächen Priorität haben.“

FC-Geschäftsführer Philipp Türoff sagte der Rundschau: „Wir kümmern uns im Interesse des FC um Trainingsmöglichkeiten für die Kinder und Jugendlichen aus unserem Nachwuchsbereich. Daher benötigen wir vor allem Platzkapazitäten in den Trainingszeiten nach der Schule, also circa zwischen 15 und 19 Uhr. Wir können und werden auch Kompromisse mit den anderen Vereinen eingehen, aber wir müssen auch ehrlich sein: In genau diesen Zeiträumen haben auch wir für unseren FC-Nachwuchs die größten Engpässe.“

Der FC stehe mit den anderen Vereinen in Austausch, betonte Türoff. „Ich persönlich habe mit Südwest und Blau-Weiß Gespräche geführt, aber es gibt insgesamt noch zu viele Unklarheiten, als dass wir in einem Detaillierungsgrad sprechen konnten, in dem es um die konkrete Aufteilung von Trainingszeiten ging.“

Der Konflikt um die wenigen verfügbaren Fußballplätze im Grüngürtel wird auch dadurch verschärft, dass die Grünen jegliche bauliche Veränderung an dem Naturrasenplatz am „Haus am See“ ablehnen. Eine Flutlichtanlage, die Training im Winter ermöglichen würde, darf dort demnach nicht gebaut werden.