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Trainingszentrum des 1. FC Köln am GeißbockheimDer Breitensport in Köln verlässt den Platz als Verlierer

Lesezeit 4 Minuten
Der Rasenplatz am „Haus am See“ in Lindenthal wird hauptsächlich von „Ballfieber Colonia“ genutzt.

Der Rasenplatz am „Haus am See“ in Lindenthal wird hauptsächlich von „Ballfieber Colonia“ genutzt.

Im Kölner Westen nutzen drei Vereine jenen Fußballplatz, den der Stadtrat jetzt dem 1. FC Köln zusprechen will. Die einzige denkbare Lösung will das Ratsbündnis verhindern.

Gleich mehrere Vereine im Kölner Westen drohen als Verlierer aus der Sitzung des Stadtrats am 1. Oktober hervorzugehen. Denn dort will das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt die Voraussetzungen für den Bau des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Köln beschließen. Der Fußball-Zweitligist will dieses Gebäude auf einem Kunstrasenfeld neben dem Franz-Kremer-Stadion bauen. Mit der Entscheidung verbunden ist außerdem die Zusage an den FC, einen Trainingsplatz am Fort Deckstein nutzen zu dürfen, auf dem bislang drei andere Vereine mit ihren Mannschaften trainieren. Damit versucht das Ratsbündnis den Streit um den vom FC seit Jahren gewünschten Bau dreier Kunstrasenplätze auf der Gleueler Wiese beizulegen.

Mit großer Sorge blickt Nicola Ramljak, Mitbegründer des Vereins Ballfieber Colonia, auf die Ratssitzung. „Die Nutzung dieses Platzes ist für uns existenziell. Denn im Winter ist dies unsere einzige Trainingsmöglichkeit“, verdeutlicht er das Dilemma. Genutzt wird der Aschenplatz, den der FC perspektivisch in einen ganzjährig nutzbaren Kunstrasen umwandeln möchte, auch von DJK Südwest Köln, einem der größten Breitensportvereine der Stadt. Allein die Fußballabteilung umfasst 33 Mannschaften mit 800 Sportlerinnen und Sportlern. Rund 300 Frauen und Mädchen spielen hier Fußball, so viele wie sonst nirgendwo anders in der Stadt. Dritter Nutzer ist Blau-Weiß Köln, 20 Fußballteams.

Die Kompromissfindung mit dem 1. FC Köln darf nicht auf Kosten des Breitensports gehen
Peter Pfeifer

Alarmiert ist nun auch der Stadtsportbund. „Die Kompromissfindung mit dem 1. FC Köln darf nicht auf Kosten des Breitensports gehen“, mahnt Peter Pfeifer, Vorsitzender des Dachverbandes von insgesamt rund 600 Vereinen in der Stadt. Das grundlegende Dilemma sei der Mangel an guten Trainingsanlagen in der Sportstadt Köln. Eine entscheidende Rolle in der Debatte spielt zudem ein Naturrasenplatz in Höhe des „Haus am See“, der hauptsächlich von „Ballfieber Colonia“ als Trainings- und Spielstätte genutzt wird. Allerdings nur bis zum Herbst, denn Flutlicht gibt es hier nicht.

Diesen Aschenplatz am Militärring möchte der 1. FC Köln zum Kunstrasen umwandeln und dann für sein Jugendtraining nutzen. Bislang trainieren hier drei andere Clubs.

Diesen Aschenplatz am Militärring möchte der 1. FC Köln zum Kunstrasen umwandeln und dann für sein Jugendtraining nutzen. Bislang trainieren hier drei andere Clubs.

Für Gregor Timmer, Leiter des Sportamts, ist dieser Platz der Schlüssel zu einer tragfähigen Lösung. „Die Umwandlung des Rasenplatzes in Kunstrasen samt Trainingsbeleuchtung ist aus meiner Sicht der einzig denkbare Kompromiss, denn viele Vereine leiden seit Jahren unter Platzmangel“, meint der Amtsleiter. Doch genau das will das Ratsbündnis verhindern. Denn beschlossen werden soll einerseits der dauerhafte Erhalt der Gleueler Wiese als Grünfläche. Und andererseits „keinerlei bauliche Veränderung“ des Naturrasenplatzes (wir berichteten). Das lehnt auch Oliver Seeck (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses ab. „Wir unterstützen den Vorstoß des Sportamts, denn ansonsten ist die Entscheidung ein Angriff auf den Breitensport“, mahnt Seeck.

Sechs Teams trainieren gleichzeitig auf einem Platz

Seit Jahren leiden viele Vereine in Köln unter zu geringer Trainingsfläche. Ursprünglich hatte der 1. FC Köln mit seinen Ausbauplänen am Geißbockheim einen Zuwachs an Trainingsplätzen im Visier. Nun fällt sogar ein Kunstrasenplatz weg, auf dem das Nachwuchsleistungszentrum entstehen soll. Auch dem FC scheint das nicht zu gefallen, mit drei sogenannten „Satellitenplätzen“ versucht der Club die Kapazitäten zu erweitern. Mit dem BC Efferen im Erftkreis ist eine Einigung über eine Platznutzung erzielt worden, der zweite Platz am Fort Deckstein sorgt nun bereits für Unruhe, einen dritten Ausweichplatz sucht der Verein noch.

Der Unmut wächst auch innerhalb der „Allianz des Kölner Sports“, zu der sich vor Jahren die großen Vereine zusammengeschlossen haben. Auch der FC gehört dazu. Und DJK Südwest. „Für mich stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit, denn der FC verfügt über einen großen Sportpark“, gibt Michael Kosche, Vorsitzender von DJK Südwest, zu bedenken. Hinzu komme die „untragbare Situation“ am Fort Deckstein, wo die sanitären Anlagen komplett marode sind. Gastmannschaften von Blau-Weiß Köln sollen sich sogar regelmäßig weigern, nach den Spielen die Duschen zu nutzen. In seiner Not hat er sich an den Vorsitzenden des Sportausschusses gewandt, nun soll ein Hilferuf an alle Fraktionen im Stadtrat folgen.

Die Plätze

Die Plätze

Für Unmut sorgt bei den Vereinen im Kölner Westen auch die Absicht des 1. FC Köln, den derzeitigen Aschenplatz künftig fast alleine nutzen zu wollen. Die Rede ist von Trainingszeiten zwischen 16 und 20 Uhr in der Woche sowie von 11 bis 17 Uhr an den Wochenenden. „Das sind die für das Jugendtraining entscheidenden Kernzeiten, die für uns gravierend sind“, verdeutlicht Kosche. Schon jetzt müssen auf der DJK-Anlage am Unteren Komarweg in Klettenberg teilweise sechs Teams gleichzeitig auf einem einzigen Kunstrasenplatz trainieren. Auch Blau-Weiß Köln benötigt die Trainingsfläche, die Jugendabteilung war zuletzt stark gewachsen.