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1. FC KölnWer Mut einfordert, sollte ihn auch vorleben

Lesezeit 3 Minuten
Mark Uth nach seiner Einwechslung im Heimspiel des 1. FC Köln gegen Darmstadt 98.

Mark Uth nach seiner Einwechslung im Heimspiel des 1. FC Köln gegen Darmstadt 98. 

Der 1. FC Köln will in der Länderspielpause das gute Gefühl nach zwei Siegen für den Saison-EEndspurt nutzen. 

Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Fußballtrainer sich wiederholen muss. Vor allem, wenn die Leistungen seiner Mannschaft im Bereich der Stagnation festhängen. Gerhard Struber hat in den vergangenen Wochen immer wieder mehr Mut von seinen Spielern eingefordert, um die stockende Angriffsmaschinerie in Gang zu setzen. Der Trainer des Zweitligisten 1. FC Köln wollte mehr Kreativität und mehr Überraschungsmomente im Offensivspiel seines Teams sehen.

Am Ende einer langen Reihe von fußballerisch eher mittelmäßigen Auftritten der Geißböcke stand am vergangenen Samstag der 2:1-Heimsieg gegen den SV Darmstadt 98 als gutes Beispiel dafür, warum Strubers Forderungen wenig bis gar nicht umgesetzt wurden. Der FC-Trainer selbst hatte mit der Aufstellung von Florian Kainz und Mathias Olesen als Doppelsechs vor einer Dreierkette das Signal eher in Richtung Vorsicht und defensive Stabilität gestellt.

Zu wenig Glaube und Überzeugung

Einer Niederlage vor der Länderspielpause und der vorentscheidenden Partie beim Tabellendritten SC Paderborn wären schließlich wieder jene Diskussionen gefolgt, die die Zukunft des Trainers und auch des Geschäftsführers Sport, Christian Keller, zum Inhalt gehabt hätten. Etwas, was im Endspurt des Rennens um den Bundesliga-Aufstieg eher hinderlich ist.

Struber und sein Trainerstab hatten bei allen Sicherheitsgedanken sicher nicht im Sinn, dass der Vortrag des FC am Samstag derart statische Formen annimmt, wie in der ersten Hälfte. Jedenfalls waren die Trainingsinhalte vor dem Darmstadt-Spiel und die ausgegebene Marschroute eine andere gewesen. Es haperte an der Umsetzung.

Womöglich, weil der Mannschaft in Teilen Überzeugung und Glaube fehlten und die Angst vor einem Scheitern eine zu große Rolle spielte. Wer Mut einfordert, sollte ihn auch vorleben. Was Struber dann mit seinen drei Wechseln zur zweiten Hälfte in die Tat umsetzte und damit ein Signal an seine Mannschaft sendete, dass auf Kosten der Sicherheit mehr Risiko gefordert ist.

Zwei Szenen in der Nachspielzeit dokumentierten, was dem Kölner Spiel in den vergangenen Wochen gefehlt hat und wie Mut und ein gesundes Selbstbewusstsein sich auf die Leistung auswirken können. Zuerst setzte der spät eingewechselte Mark Uth seinem Gegenspieler im Darmstädter Strafraum einen Beinschuss. Dann riskierte der ebenfalls eingewechselte Tim Lemperle einen doppelten Übersteiger, um danach den Ball krachend an den rechten Pfosten zu setzen.

Ein Spielertyp wie Mark Uth fehlt dem FC schon die ganze Saison

Ein Spielertyp wie Uth fehlt den Geißböcken schon die gesamte Saison über. Der in den vergangenen zwei Jahren von einer unerklärlichen Verletzungsserie heimgesuchte und zuletzt auch noch erkrankte 33-Jährige kann dem FC Führung und Kreativität geben und dabei wie selbstverständlich Verantwortung übernehmen.

Die Anwesenheit eines solchen Spielmachers könnte die ganze Mannschaft besser machen und kreativen Akteuren wie Luca Waldschmidt und Florian Kainz die Last der Verantwortung etwas abnehmen. Es bleibt also einmal mehr zu hoffen, dass Uth nicht nur von weiteren Rückschlägen verschont bleibt, sondern sich für die verbleibenden acht Saisonspiele wieder seiner hundertprozentigen Fitness nähert.

Beim Training am Dienstag erfreute sich der Routinier bester Laune. Was zum einen am Besuch seiner Frau Franziska und seine bald sechs Monaten alten Sohnes am Geißbockheim lag, zum anderen aber sicher auch daran, dass er wieder beschwerdefrei seinem Beruf als Fußball-Profi nachgehen kann.