Auch wenn Jusuf Gazibegovic bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, stellt sein Ausfall den 1. FC Köln hinten rechts vor neuerliche Herausforderungen. Wird Jan Thielmann trotz seines Tores gegen Darmstadt wieder zurückgezogen?
Längere Pause für Jusuf Gazibegovic1. FC Köln erneut zur Improvisation gezwungen

Vor Schmerzen am Boden: Jusuf Gazibegovic trug aus dem Spiel gegen Darmstadt eine Sprunggelenkverletzung davon.
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Jusuf Gazibegovic kam am Montag auf Krücken ans Geißbockheim. Er trug einen Spezialschuh, um den lädierten rechten Fuß zu entlasten. Dieser war zwei Tage zuvor im Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 (2:1) arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Fraser Hornby hatte den Winterzugang des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln mit offener Sohle umgegrätscht. Der Übeltäter war erst kurz zuvor in Form einer Gelben Karte verwarnt worden, doch die hatte ihn nicht davon abgehalten, an der Seitenauslinie ein übles Foul zu begehen. Hornby sah daraufhin die Ampelkarte, wobei er sich auch über einen glatt Roten Karton nicht hätte beschweren können. Trainer Gerhard Struber beklagte eine „sehr unsaubere Attacke“ und ahnte bereits die nächste Hiobsbotschaft: „Es geht ihm nicht gut, es blüht auch hier wieder der Knöchel.“
Die Schmerzen waren so groß, dass Jusuf Gazibegovic nach dem Foulspiel (66.) direkt ausgewechselt werden musste. Nun fällt er auch noch wochenlang aus. Diese Gewissheit besteht nach einer zu Wochenbeginn durchgeführten MRT-Untersuchung, die eine Blessur am rechten Sprunggelenk bestätigte. Der FC plant bei seinem neu verpflichteten rechten Schienenspieler eine „längere Pause“ ein. Die Reise zur bosnischen Nationalmannschaft fällt für Gazibegovic somit kurzfristig ins Wasser. Stattdessen stehen Rehamaßnahmen am Geißbockheim auf dem Programm. Die finale Phase des Aufstiegskampfes beginnt ebenfalls ohne Mitwirken des 25-Jährigen. Das gleiche Schicksal ereilte zuvor schon Linton Maina. Der beste Vorlagengeber hatte sich Anfang des Monats in der Partie beim Karlsruher SC (0:1) am Knöchel verletzt. Maina fällt über die bis Ende März dauernde Länderspielpause hinweg aus.
Bei Mark wissen wir alle, was er drauf hat. Gleichzeitig tue ich mich schwer, immer Prognosen abzugeben, weil in der Vergangenheit sehr viel passiert ist, was seine körperliche Robustheit angeht.
Auch wenn Jusuf Gazibegovic bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, stellt sein Ausfall den FC hinten rechts vor neuerliche Herausforderungen. Nach der Verpflichtung des ehemaligen Champions League-Spielers von Sturm Graz hatten die Kölner ihren Reservisten Rasmus Carstensen an Lech Posen verliehen. Einen zweiten gelernten Rechtsverteidiger hat der Kader bekanntlich nicht zu bieten. Jan Thielmann droht daher nach gerade mal zwei Spielen im angestammten Offensivbereich die Rückbeorderung nach hinten. Dabei hatte der U21-Nationalspieler gegen Darmstadt den schnellen Führungstreffer erzielt und im Interview mit der Rundschau keinen Hehl daraus gemacht, „dass das Projekt rechts hinten in der Viererkette für mich gescheitert ist“. Er habe sich auf dieser Position „nie wohlgefühlt“, auch wenn es mit der Umstellung auf die Fünferkette „schon einen Tick besser, weil offensiver“ geworden sei. „Deshalb bin ich froh, dass ich jetzt wieder in der Offensive ran darf“, gestand Thielmann.
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Trotz zuletzt zweier Siege in Folge dürfte die Länderspielpause dem FC nicht ungelegen kommen. Der Zittersieg gegen dezimierte Darmstädter machte noch einmal deutlich, dass der Tabellenzweite für das Gelingen der Mission Wiederaufstieg auf die Verfügbarkeit seiner Unterschiedsspieler angewiesen ist. Die spielfreie Zeit bis zur Schlüsselpartie am 29. März beim SC Paderborn bietet den Kölnern die Möglichkeit, den Integrationsprozess von Tim Lemperle weiter voranzutreiben. Wie sehr der Stürmer dem FC in den vergangenen Monaten gefehlt hat, zeigte sich am Samstag, als Lemperle nach seiner Einwechslung das bis dato lahmende Kölner Offensivspiel in der letzten halben Stunde prompt auf ein anderes Niveau hob. Nicht umsonst bezeichnete Gerhard Struber seinen Torjäger als eine „ganz wichtige Stütze“, die über „Schlüsselqualifikationen“ verfüge. Gleiches gilt für den derzeit verletzten Damion Downs, der mit Lemperle in der Hinrunde ein schwer zu kontrollierendes Sturmduo bildete. Beim FC hofft man darauf, dass Downs' Handbruch im Optimalfall bis zum Ende der Länderspielpause ausgeheilt ist.
Man spürt den Druck und die Spannung, weil es sich zuspitzt.
Und dann wäre da noch Routinier Mark Uth, der bei seinem Kurzcomeback gegen Darmstadt unter Beweis stellte, dass er trotz aller Rückschläge noch immer über besondere Fähigkeiten verfügt. „Bei Mark wissen wir alle, was er drauf hat. Gleichzeitig tue ich mich schwer, immer Prognosen abzugeben, weil in der Vergangenheit sehr viel passiert ist, was seine körperliche Robustheit angeht“, sagte Gerhard Struber. „Jetzt wünschen wir uns, dass er im Programm bleibt. Es wäre super, wenn wir ihn stabil einarbeiten können und seinen Körper legieren und stählern. Damit er nicht so schnell wieder aus dem Prozess fällt.“
Bis zum Testspiel am Donnerstag (14 Uhr, Südstadion) gegen den Drittligisten SC Verl setzen die Kölner ihr Trainingsprogramm fort, ehe ein paar freie Tage anstehen. „Dann werden wir uns ein bisschen befreien und auf andere Gedanken kommen“, sagte Struber, der bei nur noch acht ausstehende Spielen anmerkte: „Man spürt den Druck und die Spannung, weil es sich zuspitzt.“
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FC-Profis auf Länderspielreise
Fünf Spieler des 1. FC Köln haben sich auf Länderspielreise begeben. Eric Martel und Jan Thielmann weilen bei der deutschen U21-Nationalmannschaft, die mit zwei Testspielen in der Slowakei (21. März) und gegen Spanien (25. März) ihre Form überprüft. Leart Pacarada kämpft mit dem Kosovo in den Nations League-Playoffs gegen Island um den Aufstieg in die Liga B. Der Kosovo genießt am 20. März zunächst Heimrecht, das Rückspiel findet drei Tage später statt. Mathias Olesen bestreitet mit Luxemburg zwei Testspiele. Die Gegner heißen Schweden (22. März) und Schweiz (25. März). Jaka Cuber Potocnik absolviert mit der slowenischen U21 ebenfalls zwei Testspiele. Im türkischen Belek geht es gegen die Ukraine (21. März) und Finnland (25. März). (tca)