Köln – Der Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen erneuter Geisterspiele wird zur letzten großen Aufgabe von Alexander Wehrle als Geschäftsführer des 1. FC Köln. Seit Mittwoch ist der Zeitplan für den anstehenden Stabwechsel am Geißbockheim auch offiziell festgezurrt. Demnach wird Wehrle den Fußball-Bundesligisten bereits „im Laufe des Aprils 2022“ verlassen, wie der Club in einer Mitteilung ankündigte. Wahrscheinlich ist, dass der Wechsel Mitte des Monats vollzogen wird.
Der Schwabe kehrt wie erwartet in seine Heimat zum Ligakonkurrenten VfB Stuttgart zurück. Beim aktuellen Relegationsplatz-Inhaber übernimmt Wehrle den Vorstandsvorsitz von Thomas Hitzlsperger. Der frühere Nationalspieler hatte angekündigt, seinen im Herbst nächsten Jahres auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Wehrle unterzeichnete einen bis 2026 gültigen Kontrakt, der ihn zu seinen beruflichen Wurzeln zurückkehren lässt. Vor seinem Wechsel nach Köln hatte Wehrle von Juli 2003 bis Januar 2013 als Vorstandsreferent des VfB erste Erfahrungen in der Fußball-Branche gesammelt.
Wehrle geht vor Ende der Vertragslaufzeit
Der 46-Jährige stand eigentlich noch bis Sommer 2023 bei den Geißböcken unter Vertrag. Ein Sonderkündigungsrecht in seinem Arbeitspapier macht es ihm allerdings möglich, den FC mehr als ein Jahr vor Ende seiner ursprünglichen Vertragslaufzeit ablösefrei zu verlassen. Voraussetzung für Inkrafttreten der Klausel war, dass sich die Anzahl der Geschäftsführer auf drei erhöhte. Mit den Verpflichtungen des künftigen Finanzchefs Philipp Türoff (45), der zum 1. Januar am Geißbockheim loslegen wird, sowie des im April dazu stoßenden neuen Sportlichen Leiters Christian Keller (43) ist dieser Fall nun eingetreten.
Zuvor hatte Alexander Wehrle ein Angebot des FC zurückgewiesen, seinen Kontrakt vorzeitig bis zum Ende der Saison 2023/24 zu verlängern. Die Offerte sah außerdem vor, Wehrle zum Sprecher der neuen Geschäftsführung zu machen – allerdings mit veränderter Aufgabenverteilung. Wehrle wäre zukünftig für die Bereiche Unternehmensstrategie, Kommunikation, Marketing und Internationalisierung verantwortlich gewesen. Dass er ablehnte, hatte auch mit der Länge der neuen Vertragslaufzeit zu tun, mit der sich der langjährige und seit der Entlassung von Sportchef Horst Heldt Ende Mai einzige FC-Geschäftsführer nicht ausreichend wertgeschätzt fühlte.Dennoch falle ihm der nahende Abschied „wirklich nicht leicht“, beteuerte Wehrle. „In den neuneinhalb Jahren sind Köln und der FC zu meinem Zuhause geworden“, sagte der Wahl-Kölner, der Stadt und Club von Beginn an mit Haut und Haaren lebte. Was auch damit zusammenhing, dass sich Wehrle in der vielfältigen und lebendigen Rheinmetropole „mit offenen Armen“ empfangen fühlte. „Ich habe den 1. FC Köln immer mit der allergrößten Leidenschaft und sehr viel Herzblut geführt.“
Daran solle sich auch auf der Zielgeraden seines Schaffens nichts ändern. „Genauso werde ich bis zu meinem Wechsel mit meinen neuen Kollegen zusammenarbeiten, um einen Club zu übergeben, der bestmöglich aufgestellt ist und den ich mit einem guten „Jeföhl“ verlassen kann“, versicherte Alexander Wehrle, der auf erfolgreiche, aber auch turbulente und sehr arbeitsintensive Jahre zurückblickt: „Europa League, Abstieg, direkter Wiederaufstieg, das herausfordernde Management während der Corona-Krise – ich bin unheimlich dankbar für jeden einzelnen Tag am Geißbockheim.“
Dank des FC-Präsidenten an Wehrle
FC-Präsident Dr. Werner Wolf dankte Wehrle für dessen „Offenheit und Transparenz“, den Club „frühzeitig“ darüber informiert zu haben, dass der Schwabe dem „Ruf aus seiner Heimat“ folgen wolle. „Ganz offen können wir als Vorstand auch sagen, dass man seinen Kapitän – und das ist Alexander Wehrle für das Geißbockheim – nur ungern ziehen lässt“, erklärte Wolf, der die großen Verdienste Wehrles ausdrücklich würdigte: „Unter seiner Regie ist der Verein in vielen Dimensionen gewachsen. Er war einer der Architekten der Neuaufstellung nach 2012 und hat wesentlich dazu beigetragen, dass der Verein gerettet werden konnte. Er war in guten wie auch in schweren Zeiten eine absolute Konstante und das Gesicht des Vereins.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Wolf bezeichnete die Zusammenarbeit mit Wehrle als „eng und vertrauensvoll“ und hätte sie „gerne fortgesetzt“. Gleichwohl hatte es in der Vergangenheit Spannungen gegeben zwischen dem im Herbst 2019 ins Amt gewählten Vorstand und der Geschäftsführung, die bei der zukünftigen Ausrichtung des Traditionsclubs sowie verschiedenen Personalentscheidungen (wie etwa den Entlassungen von Sportchef Horst Heldt und Medienchef Tobias Kaufmann) nicht immer einer Meinung waren. „Wir haben über so manches Thema leidenschaftlich und durchaus kontrovers mit ihm diskutiert, aber gemeinsam auch viele Fragen gut gelöst und so manches wichtige Projekt auf den Weg gebracht“, blickte Wolf zurück. „Dafür gilt Alexander Wehrle ein riesiges Dankeschön. Mit seinem Wechsel geht eine Ära zu Ende.“