Köln – Der 1. FC Köln hat sich lange Zeit gelassen. Mit dem 1:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart gelang dem Fußball-Bundesligisten erst in der letzten Hinrundenpartie das erste gegentorlose Punktspiel der Saison. Umjubelter Mann war zwar einmal mehr Torjäger Anthony Modeste, der kurz vor Schluss zum Heimsieg einköpfte.
Schwäbe: Kompromisslos im Strafraum
Heimlicher Gewinner war jedoch ein anderer: Marvin Schwäbe, der die Zu-Null-Premiere als Torhüter maßgeblich verantwortete. „Das ist das Ergebnis, das wir wollten“, freute sich der 26-Jährige, der sich mit dem zähen Weg zur Zielerreichung gut anfreunden konnte: „Am Ende ist es egal, ob man mal schön oder mal nicht so schön spielt. Die drei Punkte sind da.“ Sie beförderten die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart auf einen kaum für möglich gehaltenen achten Tabellenplatz, der für ruhige Weihnachten rund um das Geißbockheim sorgt.
Marvin Schwäbe selbst verlebte einen ungewohnt stressfreien letzten Arbeitstag des Jahres. In Ermangelung an Stuttgarter Torgefahr hatte der Schlussmann keinen einzigen gefährlichen Ball zu entschärfen. Gebraucht wurde er dennoch. Im Wissen um die fußballerischen Qualitäten des FC-Keepers wurde dieser von seinen Vorderleuten immer wieder als Anspielstation einbezogen. Schwäbe, der 48 Ballkontakte verzeichnete, fungierte gewissermaßen als zwölfter Feldspieler, der das Spielgerät auch unter Druck auf engem Raum sauber von hinten herausspielte.
Marvin Schwäbes Zwischenfazit ist positiv
„Das ist Torwartdasein“, meinte der gebürtige Hesse. „Es gibt halt mal Spiele, da kommt nichts drauf – oder du bekommst die Hütte voll.“ An seiner grundsätzlichen Aufgabe ändere sich dadurch nichts. „Du musst immer bereit, immer da sein und der Mannschaft helfen.“ Gegen Stuttgart sei das „nur mit dem Fuß“ der Fall gewesen. Seine Passqualität habe gestimmt, befand der Torhüter: „Es hat so weit gepasst. Also: alles gut.“
Überhaupt fällt Marvin Schwäbes Zwischenfazit positiv aus. „Ich denke, ich kann so weit zufrieden sein. Natürlich gibt es immer mal ein, zwei Szenen, die vielleicht nicht gut waren. Mit denen muss man offen und ehrlich umgehen“, erklärte der Schlussmann. Das „perfekte Spiel“ gebe es ohnehin nicht. „Aber ich denke, ich habe schon gute Leistungen gebracht.“
Kein Fehlgriff zu verzeichnen
Die Zahlen bestätigen seine Einschätzung. Mit Schwäbe zwischen den Pfosten fuhr der FC in fünf Bundesligaspielen zehn Punkte ein und kassierte dabei sechs Gegentore. Ein klarer Fehlgriff des Schlussmannes war nicht dabei. Hinzu kommen Siege in den Pokalspielen in Jena, wo Schwäbe im Elfmeterschießen zum Helden avancierte, sowie in Stuttgart, dem zweiten Kölner Pflichtspiel mit weißer Weste.
Die Statistiken zeigen Herausforderer Schwäbe sogar vor Stammtorhüter Timo Horn, der seit seiner Knieverletzung am 21. November in Mainz (1:1) ausfällt. Während Schwäbe in der Liga im Schnitt 1,2 Mal pro Spiel hinter sich greifen musste, kassierte der Ur-Kölner Horn in zwölf Partien 21 Gegentore. Das entspricht einem Gegentorschnitt von 1,75. Auch bei der Paradenquote schneidet Schwäbe (68,4 Prozent) besser ab als sein Konkurrent (61,8), der nach stabilem Saisonstart in der Phase vor seiner Verletzung geschwächelt hatte.
Trainer Baumgart zeigt sich mit Schwäbe zufrieden
Steffen Baumgart lobt die Darbietungen Schwäbes ausdrücklich. „Marvin macht es gut und zeigt genau das, was wir von ihm erwartet haben. Er ist nicht nur ein Ersatz, sondern gibt der Mannschaft Sicherheit im Spiel. Er ist die klare Konkurrenz zu Timo.“ Umso größer ist nun die Spannung, wie Baumgart bei der Torhüterfrage verfährt, wenn die langjährige Nummer Eins Timo Horn Anfang Januar im Teamtraining zurückerwartet wird. „Mit mir ist nichts besprochen“, betonte Schwäbe. „Es war klar, dass Timo drei, vier Wochen brauchen würde. Ich denke, Timo wird zum ersten Spiel nach der Pause wieder fit sein.“
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Auf die Frage, ob er sich erhoffe, seinen Platz im FC-Gehäuse zu behalten, antwortete der Kopenhagener Meistertorhüter wie folgt: „Ja, natürlich, auf eine gewisse Weise.“ Schließlich hat sich die Situation zwischen den Kölner Pfosten zuletzt grundsätzlich verändert. „Ich bin im Sommer hergekommen und wusste, worauf ich mich einlasse. Ich wusste, dass ich erstmal die Nummer Zwei bin“, schilderte Marvin Schwäbe. Doch nun habe er „natürlich die fünf Spiele gemacht und gute Leistungen gezeigt“. Und Lust auf mehr bekommen. „Am Ende“, schränkte Schwäbe jedoch etwas ein, „entscheidet der Trainer, wie es weitergeht.“