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ErfolgsgeschichteWie Glessener Unternehmerinnen sich in Bergheim vernetzen

Lesezeit 3 Minuten

23.10.2014 15 Jahre Glessener Unternehmerinnen.

Vor 15 Jahren luden Geschäftsfrauen und Freiberuflerinnen aus Glessen zum Austausch ein. Die Resonanz übertraf dabei die Erwartungen.

15 Jahre ist es jetzt her, dass den Glessener Geschäftsfrauen und Freiberuflerinnen ein Brief ins Haus flatterte. Absenderinnen waren Stadträtin Anne Keller und Petra Paulsen, Inhaberin eines Catering-Services. Die positive Resonanz auf die Einladung zu einem unverbindlichen Treffen übertraf alle Erwartungen: Rund 40 Frauen kamen in der Glessener Malschule zusammen und legten den Grundstein zur Gründung ihres Unternehmerinnen-Netzwerks.

Der Zusammenschluss selbstständiger Frauen steht mit seinem vielfältigen Angebot aus allen Branchen für Fachkompetenz und kreativen Austausch. „Nähe schafft Vertrauen – der persönliche Kontakt, die individuelle Beratung und ein professioneller Service sind durch nichts zu ersetzen“, sagt Ortsbürgermeisterin Anne Keller. Ob Stressbewältigung, Kunst und Beauty, kleine Läden und Restaurants, Gesundheit oder andere Dienstleistungen – Glossen hat viel zu bieten. Nicht Konkurrenz und Ellenbogen, sondern Zusammenarbeit und Unterstützung sind in der lockeren Gemeinschaft von Gleichgesinnten gefragt. Ebenso wichtig sind der Erfahrungsaustausch und Tipps von Netzwerkerin zu Netzwerkerin.

Unternehmerinnen tauschten sich sechs mal pro Jahr in Glessen aus

Nach dem Vorbild des Business Network international (BNI) sollte der regelmäßige Austausch vor allem dazu dienen, Kontakte zu knüpfen und von gegenseitigen Empfehlungen zu profitieren. Die strengen Regeln wurden jedoch schnell flexibel ausgelegt: Es darf nicht nur eine von jeder Zunft dabei sein, frühmorgendliche Termine standen nie zur Diskussion und monatliche Treffen wurden inzwischen auf praktikable sechs pro Jahr reduziert. Projekte wie der Glessener Dorfaktionstag, Seminare und Infostände bei Veranstaltungen wurden gemeinsam gestemmt, legendär sind auch die Glessener Kunsttage und Ausstellungen der Kreativen.

Auch wenn die Dorfmitte um die Hohe Straße längst nicht mehr vorwiegend in weiblicher Hand ist, hat es seinen Grund, dass in Glessen viele Frauen „den Laden schmeißen“. Jeder zweite Einwohner ist weiblich, die familienfreundliche Infrastruktur ermutigt viele dazu, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Weit mehr als 40 Frauen sind aktuell bei den Unternehmerinnen aktiv und schätzen die rege Dorfgemeinschaft mit ihren engagierten Vereinen und Ehrenamtlern, Angeboten für die Jüngsten und für Ältere, vier Kindergärten, die ortsansässigen Grundschule und weiterführenden Schulen in den Nachbarorten.

Hofladen der Großeltern wurde zum Tageslichtstudio

Während Institutionen wie der Geschenkeladen „Der Zaunkönig“, der Kinder-Secondhand-Laden „Rasselbande“ am Mühlenteich, die Galerie Krombholz im Sophienhof oder „Graf's Hofcafé“ schon wieder Geschichte sind, startet eine Riege junger Unternehmerinnen gerade durch. Hochzeits-, Paar- und Familienfotografin Valerie Böttcher etwa eröffnete im November 2020 im ehemaligen Hofladen ihrer Großeltern – Bauer Pütz – ein Tageslichtstudio. Statt Kartoffeln können die Kunden jetzt in Bildern festgehaltene Emotionen mit nach Hause nehmen.

Frische Produkte direkt vom Landwirt gibt es auf Gut Neuhof bei Ulrike Päffgen rund um die Uhr aus dem Automaten. Die mobile Hochzeitsstylistin und Make-up-Künstlerin Ramona Mau macht als frischgebackene Staubsauger-Vertreterin jetzt auch Wohnungen schöner. Mit Babymassage und Eltern-Kind-Kursen gibt Ergotherapeutin Elisa Anna Diel Familien die Möglichkeit, die ersten prägenden Schritte in entspannter Atmosphäre gemeinsam zu erleben. Das neugegründete Familiencafé im Vereinsheim im Waldstadion oder Workshops zu verschiedenen Themen runden den Service ab.

Zweites Berufsleben nach 40 Jahren bei Ford

Betriebswirtin Jutta Nett baut sich nach fast 40 Jahren bei Ford gerade erfolgreich ein zweites Berufsleben auf. Ganz Perfektionistin und Qualitätsmanagerin war es 61-Jährigen nie genug, nur zur eigenen Entspannung ein bisschen Yoga zu praktizieren – sie machte auch gleich die Ausbildung zum Unterrichten. Neben Kursen und Kochevents bildet sie in ihrer 2020 auf dem idyllischen Berghof gegründeten „Yogaoase“ als erster staatlich anerkannten Ergänzungsschule jetzt auch zertifizierte Hatha-Yoga-Lehrkräfte aus.

Wie Steuerberaterin Silvia Kutsch-Altherr mit Tochter Christina oder „Blumen Hoven“ mit Tanja Kluger freut sich die Mutter von drei inzwischen erwachsenen Kindern über familiäre Verstärkung im Mehrgenerationenbetrieb – über Nachwuchs müssen sich die Glessener Unternehmerinnen keine Sorgen machen.

Zum Jubiläum wurde ein neuer Flyer mit allen Adressen aufgelegt, im Internet ist das Netzwerk auf Facebook und Instagram zu finden.