Bedburgs Bürgermeister fährt Tesla„Ich gehe aktiv für neue Energien nach vorne“
- Im Interview erklärt Sascha Solbach, welche Vorteile der Tesla gegenüber anderen Autos hat.
- Den Wagen sieht er auch als Symbol. Solbach will beim Thema neue Energien vorangehen.
- Der SPD-Politiker ist überzeugt, dass Elektromobilität in der Braunkohleregion zu einem wichtigen Standbein heranwächst.
Herr Solbach, Bedburg ist im Haushaltssicherungskonzept, und der Bürgermeister leistet sich einen Tesla – wie passt das zusammen?
Das passt sehr gut. Ihre Frage suggeriert, dass ein erstklassiges Auto nicht wirtschaftlich sein kann, tatsächlich ist das Modell 3 Performance von Tesla günstiger als die meisten gängigen Dienstwagen vor allem deutscher Hersteller. Bei den E-Autos waren diese Anbieter oft viel zu teuer und dadurch nicht förderfähig.
Die Kommunen werden ja beim Einstieg in die Elektromobilität unterstützt. Das Land NRW fördert die Anschaffung von batterieelektrischen Fahrzeugen für den nichtwirtschaftlichen Gebrauch, und wir haben vom Land eine Förderung über 40 Prozent für das Leasing des Wagens erhalten.
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Als Sie Ihr Amt antraten, haben Sie, wenn auch vergeblich, noch versucht, den von Ihrem Vorgänger Gunnar Koerdt georderten BMW wieder abzubestellen, weil Sie den Wagen für unangemessen hielten. Wäre es jetzt nicht auch eine Nummer kleiner gegangen?
Ich fahre im Schnitt 120 bis 150 Kilometer pro Tag, da muss ein vernünftiger Wagen her, der zumindest halbwegs komfortabel und dabei wirtschaftlich ist. Dass ich auf Elektromobilität umsteige, war für mich gesetzt – es passt zur Energie-DNA unserer Stadt. Das Fahrzeug ist in einer Klasse mit einem BMW 3er, einem Audi A4 oder ähnlichem zu sehen – also deutlich kleiner als ein 5er BMW.
Dann fing die Suche in Bedburg an: Entweder gab es bei den ortsansässigen Marken keine entsprechenden rein elektrischen Fahrzeuge, oder wir bekamen keinen Termin, bis wann ein Wagen sicher geliefert werden kann, da die Fahrzeuge in Entwicklung waren, oder Lieferzeiten von 18 Monaten oder länger haben. Auch bei der Prüfung der Förderfähigkeit sind einige Modelle durch den zu hohen Preis gescheitert.
Warum ist die Wahl auf einen Tesla gefallen?
Die Mitfinanzierung durch Fördermittel ist ein wesentliches Kriterium gewesen. Die Marke Tesla steht zudem wie kaum eine andere für Transformation und den festen Willen, mit neuen Energien in ein neues Zeitalter zu wechseln. Wir sind auf allen Ebenen in Bedburg genau auf diesem Weg – die Ressourcenschutzsiedlung mit allem, was der neue Energiemarkt hergibt, ist nur ein Beispiel. Insofern ist das durchaus ein Wagen mit Symbolcharakter. Neben all der Vernunft will ich nicht verleugnen, dass es einfach ein tolles Auto ist, mir jeden Tag richtig Spaß macht und uns vor Augen hält, was bereits jetzt alles möglich ist. Dazu ist das Model 3 als Leasingfahrzeug bezahlbar – es ist nicht zu verwechseln mit den 80 000 bis 100 000 Euro teuren Modellen S und X.
Die Stadt ist geprägt vom Braunkohlenabbau, und Sie fahren nun ein Auto, das wie ein Symbol gegen fossile Brennstoffe steht. Wie war die Reaktion der Bedburger, von denen sich ja viele mit RWE Power verbunden fühlen?
Ich werde sehr oft auf den Wagen angesprochen und habe auch schon viele Bürgerinnen und Bürger einfach mal ein Stück mitfahren lassen. Die Begeisterung und Neugier überwiegen, ebenso wie den meisten Bürgerinnen und Bürgern klar ist, dass wir im Strukturwandel sind und insgesamt im Revier umdenken müssen.
Ich merke – und das motiviert mich sehr –, dass den Bürgerinnen und Bürgern sehr wohl bewusst ist, dass ich aktiv für neue Energien im Revier nach vorne gehe, ohne dabei unsere Braunkohle-Herkunft zu verleugnen. Energie liegt in unserer DNA, und ich bin mir sicher, dass Elektromobilität aufgrund der Kompetenzen auf dem Gebiet der Energie ein wichtiges Standbein für unsere Region werden kann – das zeigen die Entwicklungen Street Scooter und E.Go aus Aachen.
Früher war es Brauch im Bedburger Rathaus, dass Dienstwagen reihum bei den Bedburger Autohändlern bestellt wurden. Warum ist das vorbei?
Wir haben bislang immer mit Bedburger Autohändlern zusammengearbeitet, hier gab es leider kein passendes Angebot bei den Elektroautos.
In Köln testet die Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Wechsel auf einen Hybrid-Mercedes, und Sie sind gleich auf ein reines Elektrofahrzeug umgestiegen. Ist das Auto aus Sicht eines Bürgermeisters alltagstauglich?
Ich bin überrascht, wie alltagstauglich dieser Wagen ist, und ich bin begeistert. Die Reichweite ist für den Alltag absolut ausreichend – auf längeren Strecken gelingt die Zwischenladung an Schnellladesäulen in rund 20 Minuten. Also eine gemütliche Kaffeelänge.
Wie grün ist denn der Strom, mit dem der Tesla betankt wird?
Aus den Ladestationen in Bedburg kommt zertifizierter Ökostrom. Auch die neuen Ladesäulen im Stadtgebiet werden Ökostrom anbieten. Vor dem neuen Rathaus werden wir zwei weitere Lademöglichkeiten mit vier Ladepunkten aufstellen, die von einer Photovoltaikanlage auf dem Rathausdach gespeist werden.
Das Gespräch führte Dennis Vlaminck