Für Peter Kaufmann aus Waldbröl war es ein Schritt zurück zu den Wurzeln seiner Ausbildung. Er steckt sein ganzes Wissen und seine Leidenschaft wieder in die Restaurierung der Karosse eines OSI Ford 20M TS.
Projekt wird zum MeisterstückWaldbröler restauriert die Karosse eines Ford aus den 60er Jahren
Während nebenan an Motoren geschraubt wird, steht Peter Kaufmann vor der Karosse eines OSI Ford 20M TS. In den Jahren 1967 und 1968 wurde das italienische Sportcoupe auf Ford-Basis gebaut. Nach Schätzungen gab es rund 2000 dieser Sportwagen, heute sind es wohl nur noch 300, die existieren. „Es gibt so gut wie keine Teile mehr“, sagt Ingenieur Peter Kaufmann (56), der sich nach 24 Jahren in der Ford-Entwicklungsabteilung in Köln im Industriegebiet in Waldbröl ein neues berufliches Standbein geschaffen hat.
Für den Umstieg auf den elektrischen Antrieb würde eine andere Art von Ingenieuren gebraucht, erklärt Kaufmann, dass sich Ford wie alle anderen Automobilhersteller entschieden hat, in diesem Zug seine Entwicklungsabteilung zu schließen. Für die rund 5000 Ingenieure europaweit wurde ein Abfindungsprogramm entwickelt.
Peter Kaufmann startete im November 2021 in die Selbstständigkeit. Für den 56-Jährigen war es ein Schritt zurück zu den Wurzeln seiner Ausbildung. Nach dem Abitur schloss er seine Lehre als Karosseriebauer bei der Firma Faulenbach ab und wechselte nach Reichshof-Brüchermühle. Dort gab es mit der W. Kühn GmbH einen Betrieb, der sich auf die Restaurierung von Oldtimern spezialisiert hatte, inklusive eines Stellmachermeisters, der für die Holzarbeiten zuständig war.
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24 Jahre arbeitete Peter Kaufmann am Computer – jetzt in der Werkstatt
„Ich habe dort anderthalb Jahre gearbeitet und viel aufgeschnappt“, sagt der 56-Jährige, der anschließend Maschinenbau an der Fachhochschule in Köln studierte. Seine Diplomarbeit zum Ingenieur Fahrzeugtechnik schrieb er bei Ford und blieb dort. 24 Jahre habe er mehr theoretisch gearbeitet, am Computer gezeichnet und sei selten in der Produktion gewesen.
Nun arbeitet der 56-Jährige wieder in der Werkstatt, verbindet seine Liebe zum Fahrzeugbau mit dem handwerklichen Können. Denn was der Ford-Liebhaber, der jetzt sein erster großer Kunde ist, vor 15 Jahren für 1800 Euro als OSI-Sportcoupe kaufte, war nicht viel und Ersatzteile Mangelware. „Auf dem Markt für Ersatzteile sind die Preise zudem explodiert“, sagt Kaufmann. Dass er den Karosseriebau noch kann, hat der 56-Jährige vor acht Jahren an seinem alten Mercedes, Baujahr 1976, den er noch aus Studienzeiten hat, probiert. Er restaurierte das Auto.
„Es ist eine echte Herausforderung, die Karosse in einem Jahr wieder herzustellen“
Dagegen ist der OSI Ford aber ein echtes Abenteuer. So war der linke Kotflügel bei der Endlackierung abgefallen. „Es ist eine echte Herausforderung, die Karosse in einem Jahr wieder herzustellen“, so Kaufmann. Die alten Karossen wurden aus Stahlblech gefertigt. „Ich arbeite heute so viel wie möglich mit den originalen Schweißverfahren.“
Bevor er mit der Arbeit startete, schaute sich Kaufmann die seltenen Modelle bei ihren Besitzern in Dortmund, Frankfurt und Burbach an. Zudem gibt es die OSI-Interessengemeinschaft in Deutschland, die sich mit Treffen und Informationen um das Erbe des seltenen Sportcoupes kümmert. „Die A-Säule ist bei allen Autos verrostet“, nennt Kaufmann ein Beispiel. Ihm gehe es darum, die Autos so original wie möglich wieder herzustellen. Nach der A-Säule durchsuchte er das Internet, fand keine und konstruierte das Teil mit den passenden Werkzeugen selbst. Die A-Säule ist dabei nur ein Teil, dass ersetzt werden musste.
Auch das keine einfache Aufgabe, so gibt es zwar Werkzeuge, doch in den 60er Jahren besondere Maße. Peter Kaufmann recherchierte, bildete sich weiter und baute sich die passenden Werkzeuge selbst und renovierte eine alte Werkbank. „Das Ganze ist wie ein Meisterstück“, sagt Peter Kaufmann zu seinem Projekt. Bis Ende November soll das Meisterstück fertig sein, ehe aus der Karosse in den nächsten Schritten, wozu unter anderem auch der Innenausbau gehört, wieder der OSI Ford 20M TS wird. Bis der Sportwagen wieder auf der Straße fährt, dauert es wohl noch zwei Jahre, rechnet Peter Kaufmann.