Oberberg – Welchen Ort im Oberbergischen die Adler auch anfahren, die Fans der alten Automobile warten schon. Werner Neugebauer ist am Samstagnachmittag nach Holsteins Mühle bei Nümbrecht gekommen, um die Kaffeepause des Adler-Motor-Veteranen-Clubs für ein paar seltene Blicke auf die zum Teil fast hundert Jahre alten Fahrzeuge zu nutzen. Als die 30 Wagen und auch einige Adler-Motorräder vor dem Gasthaus einbiegen, funkeln Neugebauers Augen. „Alte Autos haben eine starke Faszination“, sagt das Mitglied der Renngemeinschaft Oberberg. Selbst besitzt er zwei Opel Kadett von 1973 und 1978 – die im Vergleich zu den Adlern aber wie Neuwagen wirken.
Das Jahrestreffen des Veteranen-Clubs hat der Wiehler Manfred Schleißing in seine Heimat geholt, und viele seiner Clubkameraden sind der Einladung gefolgt. Sie kommen aus ganz Deutschland, ein paar auch aus dem benachbarten Ausland. Die meisten haben ihren Adler auf einem Anhänger her- und erst hier auf die Straße gebracht. Mit ihnen über die Autobahn zu fahren, wäre vielleicht möglich, aber für die meisten Besitzer undenkbar.
Manche Oldtimer kommen von fern her
Auf eigener Adler-Achse aber ist der im belgischen Brüssel lebende Jürgen Köppen angereist, mit seinem „Trumpf Junior“ aus dem Jahr 1936. Einen ähnlich langen Weg haben Wim Sijwers und Rein van der Mast aus den Niederlanden. Der Präsident und der 1. Sekretär des holländischen Adler-Clubs haben ihren Trump, Baujahr 1933, auf dem Anhänger mitgebracht, um in Oberberg mit Gleichgesinnten die Ausfahrten zu unternehmen. Nach einem Stopp am Samstag im Naturerlebnispark Panarbora bei Waldbröl, einer Fahrt zur Fruchtsaftkelterei Weber in Nümbrecht-Lindscheid geht es zurück über Holsteins Mühle zurück ins Hotel zur Post nach Wiehl. Am Sonntag fahren die Automobilliebhaber das Nümbrechter Schloss Homburg an – und wieder kommen viele Schaulustige, diesmal um historische Autos und Gemäuer zusammen auf ein Foto zu bannen.
Dass sich rasch mal eine Menschentraube um sein Fahrzeug sammelt, ist Heinz Wimmer aus Monschau schon gewohnt. Mit seiner Ehefrau Christiane ist er in einem Adler Trumpf Junior aus dem Fabrikationsjahr 1938 unterwegs. Seit zehn Jahren nennt er das in Weinrot und Schwarz lackierte Cabriolet sein Eigen und erzählt seitdem Neugierigen regelmäßig von den Besonderheiten des Wagens. Die Firma Adler, die zwischen 1900 und 1957 Fahrzeuge produzierte, baute viele Cabriolets. Wimmers Wagen ist nicht nur deswegen eine Rarität, ihn zeichnet auch der Doppelvergaser mit 40 Pferdestärken aus. „In der Regel hat dieses Modell nur 25 PS“, erklärt Wimmer. Der stärkere Antrieb macht sich in Oberbergs buckliger Welt mit seinen Steigungen bezahlt. Apropos Geld: 75 000 Euro ist sein Trumpf Junior wert. Es geht aber noch teurer.
Das Doppelte muss hinlegen, wer sich einen Adler 10/50 von 1926 in die Garage stellen will. Das aber ist eh so gut wie unmöglich, denn von diesem Modell existieren weltweit nur noch drei, sagt Günther Pilz aus Bitterfeld. Er besitzt eines dieser Transformationscabriolets, deren Oberteil sich mit viel Kraft abheben lässt. Am 10/50 sind noch die Fahrtrichtungsanzeiger montiert, die per Magnetschalte anzeigen, wohin der Fahrer abzubiegen gedenkt – der Blinker kam erst später.
Am Sonntag verabschiedeten sich die Adler-Freunde wieder aus Oberberg. Die meisten Fahrzeuge werden über den Winter eingemottet, damit die Besitzer sie im kommenden Jahr wieder ausfahren können – vielleicht ja auch irgendwann wieder auf Oberbergs Straßen.