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Klimawandel in der Region (4)Welche Maßnahmen gegen Wetterextreme helfen könnten

Lesezeit 7 Minuten

Symbolbild 

  1. Wissenschaftler sagen voraus, dass wir häufiger mit Starkregenphasen und Dürreperioden leben müssen.
  2. Zum Abschluss unserer Klima-Serie eine Auswahl, welche Maßnahmen getroffenen werden können, um das Ausmaß der Klimawandelfolgen in der Region zu minimieren.

Köln – Schon heute erleben wir verheerende Folgen von Wetterextremen, die führende Experten mit dem menschengemachten Klimawandel in Verbindung bringen. Das Ringen der Politik und gesellschaftlicher Bewegungen um geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase ist in vollem Gange. Aber was können wir tun, um die bereits spürbaren Folgen der globalen Erderwärmung in unserer Region beherrschbar zu machen und die Schäden so gering wie möglich zu halten?

Schutz vor Hochwasserflut und Dürrefolgen

Um Hochwasserkatastrophen wie jüngst im Ahrtal und der Voreifel zu vermeiden, gibt es laut Karl Schneider, Hydrologe an der Uni Köln, mehrere Maßnahmen, die man lokal angehen kann. „Wir müssen Speicher-Prozesse in den besonders gefährdeten Regionen unterstützen. Ein Blick in die Monsun-Regionen der Erde hilft dabei, denn dies sind Regionen, die seit Jahrtausenden mit Starkregen- und langen Trockenphasen leben müssen“, erläutert Schneider. In Indien beispielsweise halten so genannte „Check dams“ (kleinere Dämme) das Wasser bei starken Niederschlägen in den Oberläufen der Flüsse und Täler zurück, damit es nicht zu verheerenden Überschwemmungen kommt. „In ähnlicher Weise sollten wir das auch tun: In den Oberläufen der kleineren Flüsse und Bäche sollten daher Rückhaltebecken für überschüssiges Wasser eingerichtet werden. Wir reden hier von kleinen Systemen, nicht von Talsperren.“

Diese zeitweisen Tümpel sollten eine Verbindung zum örtlichen Grundwassersystem haben, das sich dann aus diesen Wasserspeichern speisen kann, um vor allem auch in Trockenphasen den Boden und die Gewässer mit Wasser versorgen zu können, so der Hydrologe weiter. Für solche Systeme bieten sich insbesondere natürliche Senken an, die an strategischen Stellen Dämme erhalten, um das Wasser zumindest zeitweise in der Senke halten zu können. Die Dammeinrichtungen sollten dabei so wenig landschaftsinvasiv wie möglich angelegt werden.

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Auch die Renaturierung von Mooren oder Flussbruchlandschaften sind Möglichkeiten, Wasser zu speichern. Diese Maßnahmen sind zudem ökologisch interessant, weil sie Nischen bilden für Tiere und Pflanzen.

Aufgeheizte Städte und Hochwasserplanung

Stadtregionen sind zu großen Teilen versiegelt. Das hat sowohl bei Hitzephasen als auch bei Starkregen erhebliche Folgen. Wenn Stadtplaner Innenstädte großflächig versiegeln, heizen sich diese in heißen Wetterphasen enorm auf – mit all den damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren für die Anwohner. Kühlende Grünflächen, Baumstraßen, begrünte Fassaden oder Brunnen können hier entgegenwirken und das Stadtklima auch bei längerer Hitze angenehmer gestalten. Ein Blick in südeuropäischen Städte belegt das.

„Ziel in den kommenden Jahren muss es sein, einfache, schnelle Lösungen zu finden, die kurzfristige Erfolge versprechen“, fordert zum Beispiel Frank Lohrberg, Professor am Institut für Landschaftsarchitektur an der Technischen Hochschule Aachen. Eine bodengebundene Begrünung einer Fassade mit Kletterpflanzen sei oft genauso wirkungsvoll und vor allem günstiger und nachhaltiger als eine Begrünung mit aufwendigen Wasserleitungssystemen an den Wänden. Auch die Renaturierung von ehemaligen Industrie- oder Gewerbeanlagen sei neben Baumpflanzungen und der Begrünung versiegelter Flächen ein wichtiges Thema.

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Die Versiegelung hat bei Starkregenereignisse wie jüngst im Juli noch einen anderen nachteiligen Effekt: „Da dass Wasser an den meisten Stellen nicht einsickern kann, fließt es weitestgehend und sehr schnell in die Kanalisation und die angrenzenden Flussläufe“, erläutert Hydrologe Karl Schneider. Damit tragen überbaute Flächen gerade bei den kleinen Flüssen zu den Hochwasserlagen bei. Zudem gebe es kaum Überflutungsgebiete in den Städten.

Hochwasserschutz für Städte werde zum einen durch vorgelagerte Rückhaltezonen erreicht, in denen sich das Hochwasser flächig ausbreiten kann, so Schneider weiter. Zudem hat zum Beispiel Köln mobile Hochwasserschutzwände installiert, die besonders hohe Pegelstände des Rheins noch beherrschbar machen. Aber auch kleinere städtebauliche Maßnahmen wie die Erhaltung und Ausweitung des städtischen Grüns oder die Nutzung von unterirdischen Speicherräumen wie zum Beispiel der Tiefgarage unter den Kranhäusern als Überflutungsräume helfen beim Hochwasserschutz.

Um in Starkregenphasen die Hochwassergefahr zu reduzieren und Kanalisationssystem zu entlasten, empfiehlt Schneider lokale Wasserspeicher wie Zisternen, Überflutungsflächen in Gärten oder Sportplätzen sowohl im Privateigentum als auch im öffentlichen Raum, um so Regenwasser aufzufangen und zu speichern. In heißen trockenen Phasen hätten man dann zudem Wasser zum Gießen der Pflanzen oder Befeuchten der Straßen und Gehwege. „Denn die Verdunstung von Wasser stellt eine sehr effektive und kostengünstige, natürliche Kühlung für die Stadt dar“, so Schneider, „gleichzeitig erhöhen Pflanzen die Lebensqualität in der Stadt. Gerade in der aktiven Mitwirkung der Bürger liegt großes Potenzial.“

Folgen für den Wald und Brandschutz

In unseren Wäldern wird das Wasser-Management ebenso einen wichtiger Teil der Maßnahmen bilden. Der Anteil der Laubbäume soll daher erheblich ansteigen, kündigt Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, an. „Ein Vorteil der Laubbäume gegenüber den Nadelbäumen ist der Wasserverbrauch. Denn durch die ganzjährige Photosynthese und das schnellere Wachstum verbrauchen Nadelbäume bis zu 30 Prozent mehr Wasser.“ In Naturschutzgebieten solle Laubwald dominieren. In Nutzwaldflächen werde eine 50/50-Regel (Laubbäume/Nadelbäume) angewandt. Dies drücke sich auch in der Fördermittelvergabe aus, die keine finanziellen Subventionen für reinen Nadelwald mehr vorsehe, erläutert der Regionalforstamtsleiter.

Regionale Klimaausblicke

Gerics steht für Climate Service Center Germany – mit Sitz in Hamburg. Es ist ein Teil des Helmholtz-Zentrums Hereon in Geesthacht (nahe Hamburg) – hervorgegangen aus einer früheren Nuklear-Forschungseinrichtung. Gerics erstellt Klimaausblicke für alle deutschen Landkreise. Abrufbar sind sie unter www.gerics.de.

Basis sind Regionaldaten des Deutschen Wetterdienstes und 85 im europäischen Verbund erstellte regionale Simulationsrechnungen. Dabei legt Gerics drei Szenarien zugrunde, je nach der Entwicklung des CO 2 -Ausstoßes. Unsere Grafik zeigt Daten für ein mittleres Szenario, wonach die Emissionen noch bis Mitte des Jahrhunderts steigen, danach aber unter das heutige Niveau sinken. Dabei geben wir den Medianwert an, der in der Mitte der von Gerics ermittelten Bandbreite liegen. (EB)

Zudem sei bei den in früherer Zeit angelegten Entwässerungsgräben in den Wäldern zu prüfen, ob man diese nicht schließt, in dem man zum Beispiel Dämme errichtet, die den Abfluss des Wassers aus dem Wald verhindern, so Schütte weiter. „Im Kottenforst haben wir dies beispielhaft in den vergangenen Jahren auf einer Fläche von 500 Hektar durchgeführt und so Feuchtgebiete im Wald geschaffen, die auch von Experten wissenschaftlich begleitet und nach ihren Effekten untersucht werden.“ Allerdings ist darauf zu achten, so Schütte, dass dadurch nicht wichtige Zuwege für Einsatzfahrzeuge unterschwemmt und beschädigt werden. Doch trotz der beschriebenen Maßnahmen wird insbesondere in den wahrscheinlichen längeren Trockenphasen die Waldbrandgefahr in der Region erheblich ansteigen.

Im Rhein-Sieg-Kreis fand auf Einladung des Kreisbrandmeisters bereits im Sommer 2020 eine Waldbrand-Konferenz mit den wichtigsten Vertretern der zuständigen Einsatzkräfte in der Region statt. Hier wurde beschlossen, dass die kommunalen Feuerwehren jeweils für ihre Kommune Waldbrand-Alarmpläne erstellen sollen. Diese Planungsphase läuft aktuell noch. Ziel ist, die Zuwege für die Einsatzfahrzeuge befahrbar zu halten, um schnelle Löschmaßnahmen zu gewährleisten. Durchführen sollen das, laut Schütte, in erster Linie die staatlichen Forstbetriebe und die Kommunen, da eine Koordination der vielen privaten Kleinwaldbesitzer zu aufwändig wäre.

Zudem müssen vorhandene Feuerlöschteiche in den Waldgebieten hergerichtet, sprich entschlammt und von Bewuchs befreit werden. Dazu werden nun bestehende alte Teiche gesichtet. Darüber hinaus wird man an manchen Stellen neue anlegen müssen. Da die Teiche oft auch ökologisch hochwertige Feuchtbiotope darstellen, ist dazu auch eine Abstimmung mit der Naturschutzbehörde erforderlich.

Wasserhochbehälter in Waldgebieten wie zum Beispiel bei Eitorf und Wasserleitungen in den Wäldern werden in das Brandschutzsystem mit eingebunden. Dazu müssen an ausgesuchten Stellen Hydranten angeschlossen werden, die im Brandfall von den Feuerwehren zum Löschen genutzt werden können.

„Im Falle eines größeren Brandes setzen wir weiter auf die Ortskenntnis der kommunalen Feuerwehren und des Forstpersonals in der Region“, so Schütte. Die Forstverwaltung soll dann im Ernstfall mit Maschinen unterstützen, zum Beispiel mit Waldvollerntern (Harvester) Baumfällungen vorzunehmen, um so in kurzer Zeit Brandschutzschneisen zu errichten, die eine weitere Ausbreitung des Feuers verhindern können.

Zudem müssen Löschübungen in Waldgebieten regelmäßiger mit den örtlich zuständigen Feuerwehren und Forstverwaltungen durchgeführt werden, um einen größtmöglichen Schutz zu gewährleisten.

Expertenrunde mit Lesern zum Klimawandel

Die Folgen des Klimawandels und seine Auswirkungen auf unser Leben beschäftigt die Menschen. Mit welchen Wetterextremen müssen wir in den kommenden Jahrzehnten in der Rheinischen Region rechnen? Und was bedeutet das für unser Leben und die Natur um uns herum?

Die Experten Sebastian Bathiany, Klimaforscher beim Climate Service Center Germany (Gerics), und Ann-Marie Waldvogel, Juniorprofessorin für Ökologie an der Uni Köln, geben im Gespräch mit Rundschau-Redakteur Dierk Himstedt Antworten.

Sie können live dabei sein! Wir freuen uns auf Sie! Nähere Informationen erhalten Sie nach Ihrer Anmeldung. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl, am besten direkt anmelden. Ihre Teilnahme als Forum Blau-Nutzerin und Nutzer ist selbstverständlich kostenlos.

Haben Sie Fragen zum Thema? Senden Sie uns diese gerne vorab per E-Mail an: info@forumblau.de Online-Termin: 30. November, 17.30 Uhr (Dauer: 1 Stunde)