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Kölner DomKölns Wahrzeichen erstrahlt bei Nacht in neuem Glanz – Kritik von Umweltschützern

Lesezeit 4 Minuten
Figuren in jeder Größe sowie die bogenhaften Elemente des Hauptportals erscheinen durch die neue Dombeleuchtung klarer sowie deutlicher dreidimensional.

Figuren in jeder Größe sowie die bogenhaften Elemente des Hauptportals erscheinen durch die neue Dombeleuchtung klarer sowie deutlicher dreidimensional.

710 neue LEDs am Kölner Dom machen seit Ostern ganz neue Details am Wahrzeichen der Stadt sichtbar.

Für einen Moment war der Kölner Dom eingehüllt in die Dunkelheit der Nacht. Um 21.30 Uhr gingen die Lichter der alten Anlage aus, anschließend erstrahlten in kurzen Abständen die einzelnen Lichtgruppen der neuen Dombeleuchtung, bevor nach einer kurzen Pause die neue LED-Beleuchtung in Gänze ihren Betrieb aufnahm. Vor dem Hauptportal begleiteten Hunderte die Inszenierung mit großem Applaus. In der Nacht des Ostersonntags haben Dompropst Guido Assmann, Dombaumeister Peter Füssenich, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Vorstandsvorsitzende der RheinEnergie, Andreas Feicht, auf dem Balkon des 5. Stocks des Domforums die neue Beleuchtung eingeschaltet.

Der Blickwinkel vom Domforum auf das Hauptportal des Kölner Doms.

Der Blickwinkel vom Domforum auf das Hauptportal des Kölner Doms.

Dompropst Assmann setzte den Starttermin für die neue Dombeleuchtung in Bezug zum Osterfest, „einem Fest mit großer Lichtsymbolik“. Die Inszenierung von Licht spiele eine große Rolle in der Kölner Kathedrale. Jedes Jahr würden Gäste des Domes rund zwei Millionen Kerzen für besondere Anliegen entzünden. Das durch die 10.000 Quadratmeter Fensterfläche fallende Sonnenlicht mache für viele die Gegenwart Gottes erfahrbar. Es sei nur folgerichtig, sich in diesem Kontext sorgsam Gedanken um die nächtliche Außenbeleuchtung des Doms zu machen. Assmann: „Wie viele Menschen mögen in der Dunkelheit schon zum Dom geschaut haben und sich beschützt, behütet und beheimatet gefühlt haben. Er strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, sorgt für Orientierung und Halt. Nicht nur, aber vor allem in der Dunkelheit.“

Dombaumeister Peter Füssenich zeigte sich zuversichtlich, dass die neue Beleuchtung die Kathedrale als ikonisches Wahrzeichen im nächtlichen Stadtbild noch besser und plastischer sichtbar machen werde: „Das wird mit der neuen Beleuchtung so präzise und punktgenau sein wie noch nie zuvor. Die zierreichen gotischen Bauelemente treten dreidimensional hervor. Ein gewaltiger Schritt nach vorn“.

Die Rückansicht des Doms gibt mit der neuen LED-Beleuchtung viel mehr Details preis.

Die Rückansicht des Doms gibt mit der neuen LED-Beleuchtung viel mehr Details preis.

Professor Andreas Schulz vom weltweit tätigen Büro „Licht Kunst Licht“ hatte das neue Konzept für die Rheinenergie entworfen. „Wir haben die ersten Überlegungen bereits vor sieben Jahren auf der Grundlage eines Satellitenfotos der NASA vom Kölner Dom angestellt. Das Foto zeigte ein großes Streulicht der Kathedrale. Das wollten wir ändern“, erzählte Schulz im Gespräch mit der Rundschau. Der Bonner entwickelt zurzeit auch das Lichtkonzept für die Sagrada Familia in Barcelona.

Die neue Außenbeleuchtung des Kölner Doms soll Maßstäbe in puncto Nachhaltigkeit, Naturschutz und lichtemissionsarmer Gestaltung setzen. Im Fokus der Neugestaltung steht der sparsame und gezielte Einsatz von Licht. 710 moderne, fassadennah installierte LED-Leuchten ersetzen die bisherigen 250 breit abstrahlenden Metall-Dampf-Halogen-Lampen. Statt großflächiger Lichtflutung aus der Ferne wird die Architektur nun mit akzentuiertem Streiflicht beleuchtet. „Deutlich präziser, ästhetischer und gezielter“, heißt es seitens der RheinEnergie. Diese präzise Lichtlenkung reduziere unerwünschte Lichtemissionen insbesondere die Aufhellung des Nachthimmels auf ein Minimum.

Vom beliebten Foto-Spot vor der Domplatte sind nun noch bessere Fotos in der Dunkelheit möglich.

Vom beliebten Foto-Spot vor der Domplatte sind nun noch bessere Fotos in der Dunkelheit möglich.

Die alte Anlage hatte eine Leistungsaufnahme von rund 54 Kilowatt (kw), die der neuen liegt durchschnittlich bei rund elf kw. Stromverbrauch und Lichtmenge werden also um fast vier Fünftel reduziert, bei verbesserter Lichtqualität. Die jährliche CO2-Einsparung beläuft sich nach Angaben der RheinEnergie auf rund 63 Tonnen. Ein Schlüsselmerkmal der neuen Anlage ist ihre vollständige Dimmbarkeit. „Sämtliche Leuchten lassen sich nicht nur individuell steuern, sondern sind mit voreingestellten Nachtabsenkungen programmiert“, teilt die Rheinenergie mit. Ab 1 Uhr nachts werd die Lichtintensität deutlich reduziert und der Dom „schlafen gelegt“. Die Kosten für die Installation von 2,3 Millionen Euro trug die Stadt Köln.

Kritik vom Naturschutzbund NABU

 Unmittelbar vor der Einweihung der Vollbeleuchtung des Doms protestierten Mitglieder der Kölner Kreisgruppe des BUND vor dem Domforum gegen die „Lichtsünde“. Es werde völlig verkannt, dass der Dom kein totes Gestein, sondern ein eigener Lebensraum sei. Ein Biologe von der Uni Köln habe die Kathedrale in seiner Veröffentlichung „Die Ökologie des Kölner Doms“ als „sehr schönes, geschluchtetes Felsenbiotop mitten in der Großstadt“ bezeichnet. Vor allem nachtaktive, lichtempfindliche Tiere wie Fledermäuse und Eulen würden massiv unter der künstlichen Beleuchtung leiden.

Dombaumeister Füssenich wies diesen Vorwurf zurück: „Wir wollen den Dom und alles was auf ihm lebt, wächst und über ihm fliegt nicht mit Licht übergießen. Vielmehr wollen wir dafür sorgen, die Lichtverschmutzung am Dom durch ein möglichst effektives Beleuchtungskonzept so gering wie möglich zu halten und ihn als Lebensraum und Biotop zu schützen.“