Bei der offiziellen Staffelübergabe von Tom Buhrow an Katrin Vernau spricht NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst über den schwierigen Spagat, in dem sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk befindet.
Intendantenwechsel im WDRKatrin Vernau übernimmt in rauen Zeiten
Am Ende der mehr als zweistündigen Amtseinführung warf sich Katrin Vernau ihren Rucksack über die Schulter. „Ich laufe einfach los“, rief sie den 400 Gästen im Klaus-von-Bismarck-Saal des WDR-Funkhauses voller Tatendrang zu. Das symbolische Geschenk zum Antritt als neue Intendantin des Westdeutschen Rundfunks war vollgepackt mit Dingen, die der 51-Jährigen bei der Bewältigung der wartenden Herausforderungen behilflich sein sollen.
Von ihrem scheidenden Vorgänger Tom Buhrow etwa erhielt sie einen Kompass überreicht, „damit Du den Kurs halten kannst“ – und reichlich Vorschusslorbeeren. Vernau verfüge über die „richtige Qualität“ für die Leitung des größten ARD-Senders, zeigte sich Buhrow überzeugt. Der 66-Jährige, der sich Ende 2024 nach zwölf Jahren an der Spitze des WDR in den Ruhestand verabschiedet hatte, gehe daher „mit leichtem Herzen“.
Bei ihrer Antrittsrede machte Katrin Vernau erneut deutlich, die Regionalität des WDR stärken zu wollen. „Das Regionale ist das Fundament für den Westdeutschen Rundfunk“, betonte die gebürtige Schwarzwälderin. Ziel sei es, den WDR zur „digitalen Heimat der Menschen im Westen“ zu formen. Bei diesem Vorhaben will Vernau „die Nutzer noch mehr in den Mittelpunkt rücken“, denn: „Der WDR gehört den Menschen im Land.“ Überhaupt habe sie „viele Ideen“ zur Weiterentwicklung des Senders.
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Doch Vernau, die sich zu Krisenzeiten des RBB den Ruf einer Reformerin erarbeitet hat, ist sich der Schwierigkeit der Aufgabe bewusst. „Der Stabwechsel fällt in eine Zeit, in der uns ein rauer Wind entgegenweht und der öffentlich-rechtliche Rundfunk für unsere Demokratie wichtiger denn je ist“, erklärte die neue Intendantin des WDR, dem obendrein ein steigender Kostendruck zu schaffen macht. In den vergangenen Jahren mussten 500 Mitarbeiter den Sender verlassen.
Ebenjenen schwierigen Spagat machte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zum Hauptthema seiner Rede. „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter großem Druck, wird aber gleichzeitig so sehr gebraucht wie lange nicht mehr“, erklärte der CDU-Politiker. Mit Blick auf die Entwicklungen in den Sozialen Medien warnte Wüst davor, dass die „Verrohung der Sprache“, „Fakenews“ sowie „Verschwörungsmythen“ eine „riesengroße Gefahr für unsere Demokratie“ darstellten.
Wüst hob die Bedeutung freier Medien als „Wächter und Schutzschild unserer Demokratie“ hervor, appellierte in Richtung ARD und ZDF aber ebenso, die angestrebte Erhöhung des Rundfunkbeitrags nicht per Klage durchzusetzen. „Es ist sicherlich kein leichter Weg“, merkte der NRW-Ministerpräsident zur neuen Aufgabe von Katrin Vernau als WDR-Intendantin an. „Ich hoffe, dass das erste Jahr Ihrer Amtszeit nicht so unübersichtlich wird wie beim RBB.“ Vorgänger Tom Buhrow würdigte Wüst als „Anchorman“, der den WDR geprägt habe „wie wenige zuvor“.
Rolf Zurbrüggen, Vorsitzender des WDR-Rundfunkrats, bescheinigte Buhrow, „mit offenem Visier“ diskutiert zu haben und dankte für dessen „enorme Leistung“. Vernau lobte er als „toughe Verwaltungsdirektorin“. Die WDR-Verwaltungsratsvorsitzende Claudia Schare sprach Buhrow „große Verdienste um den Westdeutschen Rundfunk“ zu. Mit Vernau sei nun „genau die richtige Person“ als Nachfolgerin ausgewählt worden, die in der Krise des RBB „Mut zu schwerwiegenden Entscheidungen“ bewiesen habe.
Musikalisch untermalt wurde das von Julia Schöning moderierte Programm vom WDR-Funkhausorchester unter der Leitung des neuen Chefdirigenten David Brophy. Zu den weiteren Gästen zählten unter anderem NRW-Landtagspräsident André Kuper, NRW-Medienminister Nathanael Liminski, die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und FC-Präsident Werner Wolf.