Das Benefizkonzert des Bundespräsidenten mit dem WDR Sinfonieorchester fand am Sonntag in der Kölner Philharmonie statt.
Benefizkonzert des BundespräsidentenWDR-Sinfonieorchester spielt für einen guten Zweck

Das Benefizkonzert des Bundespräsidenten mit dem WDR-Sinfonieorchester und Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller in der Kölner Philharmonie.
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Ein klassisches Konzert ist eine kleine Flucht aus dem Alltag. Handy aus, still sitzen, zuhören, Unerreichbarkeit genießen und im besten Fall ganz eintauchen in den Moment, sich forttragen lassen mit den Klängen, vielleicht sogar fremde Welten erkunden. Mit der „Rumänischen Rhapsodie“ (op. 11 Nr. 1) von George Enescu etwa geht es auf ein Dorffest, mit liedhaften Anteilen, mit Czárdas-Tönen, mit Jauchzen und Frohsinn. Die Rhapsodie „enthält die musikalische Tradition meines Heimatlandes“, erklärt Dirigent Cristian Măcelaru zu Beginn, „ich freue mich sehr, sie mit Ihnen zu teilen“.
Im Publikum sitzt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und lächelt. Er ist Gastgeber dieser außergewöhnlichen Matinee in der Kölner Philharmonie, dem traditionsreichen Benefizkonzert des Bundespräsidenten. Das WDR Sinfonieorchester bietet mit Chefdirigent Măcelaru, dem Cello-Virtuosen Maximilian Hornung und Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller ein hochkarätig besetztes und vielseitiges Programm. Das Konzert wird live in der ARD übertragen.
Spenden gehen an das Müttergenesungswerk
Fluchten aus dem Alltag bilden den Bogen für das Programm zum diesjährigen Spendenzweck. Der Erlös der Veranstaltung sowie die während des Programms erbetenen Spenden kommen dieses Mal dem Müttergenesungswerk zu Gute. Die von der früheren Präsidentengattin Elly Heuss-Knapp vor 75 Jahren gegründete gemeinnützige Stiftung ermöglicht vor allem Kuren für überlastete Eltern und pflegende Angehörige. Die Gründe für eine solche Unterstützung seien in den vergangenen 75 Jahren „eher mehr als weniger geworden“, sagt Bundespräsident Steinmeier bei einem kurzen Gespräch auf der Bühne. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst ergänzt, dass bei allen gesellschaftlichen Fortschritten weiterhin die Tatsache bliebe, „dass Mütter in besonderer Weise herausgefordert sind“. Eine Mutter und ein Vater berichten in Video-Einspielern über die positiven Effekte der Kuren, von den heilsamen Auszeiten vom Alltagsstress.
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Für das Publikum in der Philharmonie geht es im zweiten Stück in die Welt der Erzählungen aus 1001 Nacht. Diese hatten bereits den Komponisten Maurice Ravel so fasziniert, dass er drei der Erzählungen in der Fassung von Tristan Klingsor als „Shéhérazade“ vertonte. Die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller erscheint funkelnd auf der Bühne und begeistert mit sinnlichem, lyrischem Vortrag. Das Orchester webt ihr einen samtenen Klangvorhang mit instrumentalen Glanzlichtern. Das ist ein wunderschönes Stück mit einer großartigen Solistin und traumschön anzuhören, tatsächlich hätte es aber auch Lieder und Liedzyklen mit Bezug zu Mutterschaft gegeben, die näher am Spendenzweck des Konzerts gelegen hätten.
Auch der Rest des Programms mit Werken des 20. Jahrhunderts bleibt in diesem Sinne bezugsschwach, aber schön. Maximilian Hornung spielt Erich Wolfgang Korngolds Cello-Konzert in C-Dur (op. 37) expressiv und begeisternd. Gemeinsam mit Hanna-Elisabeth Müller setzt er bei André Previns „Vocalise“ einen bezaubernden Höhepunkt, der einmal mehr zum Träumen verführt.

Benefizkonzert in der Kölner Philharmonie - unter den Gästen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l.) mit Frau Elke Büdenbender sowie NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.
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Als Schirmherrin des Müttergenesungswerks lobt Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten, die Spendenbereitschaft in Deutschland und würdigt speziell die Leistungen pflegender Angehöriger, die „eine unfassbare Herausforderung“ seien.
Eine riesige künstlerische Herausforderung haben an dem Vormittag das WDR Sinfonieorchester und Cristian Măcelaru, das stilistisch weit gespreizte Weltreise-Programm an jeder Stelle auf den Punkt zu bringen. Es gelingt großartig, denn Macelaru dirigiert feinfühlig und führt entschlossen durch die vielen Stile, ob Volksliedhaftes, Exotisches oder zum Ende hin Jazziges. Denn mit einer Suite aus Tänzen aus dem Musical „West Side Story“, arrangiert für Orchester, endet der Vormittag spektakulär. Leonard Bernsteins bahnbrechende Komposition funktioniert auch in diesem großflächigen Konzertsaal-Arrangement als „Sinfonische Tänze“. Das Orchester beschwört urbanen Trubel, führt mitten rein in das lebendige, lärmende, bunte New York, wo Mambo getanzt wird und aus der anderen Ecke Jazzklänge heranwehen, und reißt das Publikum dabei mit.
Mit dieser erstklassigen musikalischen Visitenkarte rät das Orchester dem Fernsehpublikum eindringlich zu dem, was Moderatorin Siham El-Maimouni zum Abschluss sagt: „Gehen Sie öfter ins Konzert!“. Es ist eine wunderbare Flucht aus dem Alltag.
Das Benefizkonzert des Bundespräsidenten
Richard von Weizsäcker begründete 1988 die Tradition des jährlichen Benefizkonzerts zu Gunsten eines sozialen oder kulturellen Zwecks. Bis 2005 fanden die Konzerte in Berlin statt, seitdem wandern sie durch die Bundesländer. In Köln fand das Konzert 2010 erstmals zu Gunsten der Stiftung „JEKI - Jedem Kind ein Instrument“ - statt. Seit 2022 überträgt die ARD die Konzerte live im Ersten. Spenden zu Gunsten des Müttergenesungswerks im Zusammenhang mit dem Konzerts 2025 sind weiterhin über die Internetseite des Müttergenesungswerkes möglich. Das Konzert steht zum Nachhören- und Sehen in der ARD-Mediathek und dem WDR-Konzertplayer.