Der 50-Jährige hat ein Best-of-Album veröffentlicht - und ließ seine Songtexte sprechen.
Lit.CologneThees Uhlmann in Köln - warum das richtig gute Literatur ist

Thees Uhlmann auf der Bühne der lit.Cologne.
Copyright: Hieronymus Rönneper
Bräuchte es einen Superlativ, dann könnte Thees Uhlmann sicher als der uneitelste Künstler überhaupt gelten. Mit Sakko, Turnschuhen, Baseballkappe und Akustikgitarre grüßt er in den Klaus-von-Bismarck-Saal im WDR-Funkhaus. „Dass ich mit meinem Zeugs hier mal auf einem Literaturfestival spielen würde - und es ist ausverkauft!“ All der Krach und Schmutz und Staub. Am Finalwochenende der lit.Cologne stellt der 50-Jährige Songs und Texte aus 30 Jahren vor. Ja, das ist Literatur.
Vor 25 Jahren waren die kleinen Bühnen in Ehrenfeld alles andere als ausverkauft. Uhlmann hat die klassische Songwriter-Geschichte im Gepäck. Meist kein Geld, aber immer Ideen im Kopf, viele davon sehr verrückt. Irgendwann entstand die Band Tomte, und nach dem ersten Album 1998 gründete er mit seinem guten Freund und Weggefährten Marcus Wiebusch (Kettcar) das Label „Grand Hotel van Cleef“.
Thees Uhlmann und die Geschichten seiner Musik
Einen Moderator hat dieser Abend nicht. Warum auch? Den Abend eröffnet Uhlmann mit „Danke für die Angst“, eine Hommage an die Bücher von Stephen King. Er singt einfach und lässt die Geschichten seiner Lieder sprechen. „Hinter all diesen Fenstern sitzen Menschen, Du hast es immer geahnt, dass sie es wert sind zu bleiben“, heißt es im Titelsong des dritte Tomte-Albums. Der Liedermacher, denn das ist Uhlmann im besten Sinne, hat es geschrieben, als er in seinen Kölner Jahren im Hochhaus an der A57 wohnte, inspiriert vom Lichterschein der damals noch gleichen Fernsehsendungen, der in den Stuben flackerte. Er besingt eine Witwe, die ihr Glück verloren hat: „Ich habe den ganzen Tag Tulpen eingepflanzt, doch ich fühle mich, als hätte ich die ganze Welt gepflügt.“
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Natürlich ist der Mann aus dem niedersächsischen Hemmor ein guter Geschichtenerzähler. Er berichtet, wie er von Hamburg nach Köln gefahren ist, um sein Video bei „Viva II“ vorbeizubringen. Zum Glück brauchte der Sender damals jede Menge Material, auch weniger professionelles. Anekdoten liefert er reichlich, immer witzig und gerne über die Heimat, die norddeutsche Provinz, in der das ganze Dorf stolz auf ihn ist. „Wir wissen, dass es hier nicht geil ist, aber Du singst es so, als wenn es doch so wäre“, hat ihm der Tankwart gesagt.
Aber die Lieder macht etwas anderes aus. Uhlmann, der seit 15 Jahren als Solo-Künstler unterwegs ist und einen sehr erfolgreichen Roman geschrieben hat, ist ein großer Menschenfreund. Er spürt den Sehnsüchten der Menschen nach, und manchmal klingt das, als würde er sie mit seinen Songs liebevoll in den Arm nehmen. So wie „Das Mädchen von Kasse 2“, das sein eigenes Lied bekommt. Im wunderschönen „Wie sieht's aus in Hamburg“ singt er von „der Geschichte, die auf ein Reiskorn passt“ - „öffne Dich nur einen Spalt, verwundere die Stadt“. Der Abend endet mit der „Schönheit der Chance“. Noch so eine Tomte-Hymne, vielleicht die schönste, ein Jubelsturm fürs Leben. Uhlmann singt: „Was wir machen, ist nicht vorgesehen. Aber es ist schön, Dich hier zu sehen.“ Der Sendesaal ist begeistert.