Für die Jecken ist's ein Doppelpack: Zeitversetzt gehen am Samstag die Zöch in Schleiden und Dreiborn. In Schleiden ist man nicht glücklich.
StraßenkarnevalZoch-Verlegungen sorgen in Schleiden für frühe Katerstimmung
Auf veränderte Abläufe müssen sich die Fans des Straßenkarnevals in Schleiden und Dreiborn einstellen. Jahrelang geübte Praxis war, den Schleidener Zug am Samstag und den Dreiborner am Rosenmontag durchzuführen.
Dieses Jahr finden beide Karnevalszüge am Samstag statt. Entscheiden müssen sich die Jecken aber nicht, stattdessen erhalten sie einen Doppelschlag: Der Schleidener Zug wird um zwei Stunden vorverlegt und startet bereits um 12.11 Uhr. Der Zug in Dreiborn beginnt dafür etwas später als gewohnt um 14.33 Uhr. Doch was für die Jecken vielleicht ganz schön ist, schmeckt den Schleidenern nicht wirklich.
Die Dreiborner hatten den Wunsch nach Veränderung
Den Wunsch nach etwas Neuem hatten vor allem die Dreiborner, die mit ihrem Zoch-Termin am Rosenmontag schon seit einigen Jahren nicht mehr wirklich glücklich waren. „Wir sind da in Konkurrenz zu Hellenthal und Gemünd“, erklärte Günter Jäger, seit 1989 Präsident der Dreiborner Sitzungen. Darunter leide die Teilnahmezahl.
Alles zum Thema Rosenmontag
- CSD und Rosenmontag Drehorgel Simon eröffnet Begegnungsstätte am Euskirchener Viehplätzchen
- Kein Festzelt Dorfgemeinschaft Geyen kann den Aufwand an Rosenmontag nicht mehr stemmen
- Jecke Premiere Der fünfte Karnevalsverein in Zülpich ist ein Verein von Frauen für Frauen
- Termin am 23. Februar Köln wegen vorgezogener Neuwahlen in Termindruck
- Termine im Überblick Kölner Karneval 2025 – Die wichtigsten Partys in der Übersicht
- Jahresabschluss des Festkomitees Kölner Jecke stehen in den roten Zahlen – neuer Zugleiter steht fest
- „Shalom und Alaaf!“ Präsident der „Kölsche Kippa Köpp“ besucht Kerpener Gemeinde
Und letztendlich gehe es auch um wirtschaftliche Interessen. Denn die After-Zoch-Party in Dreiborn sei auch nicht mehr so gut gelaufen, wie es früher gewesen sei, erklärte Jäger. Dabei gehe es auch um die Auslastung und Finanzierung des Dreiborner Dorfsaales. Die Initiative zur Veränderung sei daher vom Vereinsbund Dreiborn ausgegangen. Bei einem Treffen im Mai habe man die Absicht erstmals vorgetragen.
Letztendlich sei der Kompromiss gefunden worden, dass der Schleidener Zug vor- und der Dreiborner nach hinten gelegt worden sei. „So können Teilnehmer und Zuschauer zu beiden Zügen kommen“, sagte Jäger. Teilnehmer, die in beiden Zügen mitfahren wollen, werden im vorderen Teil des Schleidener Zuges platziert.
Ettelscheid und Herhahn-Morsbach bekommen keine Konkurrenz
„Es gab keine andere Möglichkeit“, sagte auch Norbert Niebes, Vorsitzender und Präsident der KG Blau-Weiß Schleiden, die seit 47 Jahren den Samstagszug in Schleiden organisiert. Denn die anderen Vereine aus dem Stadtgebiet hätten dem Vorschlag der Dreiborner zugestimmt. Diese würden schließlich alle gewinnen: Die Dreiborner können nun auch am Gemünder Zug teilnehmen, die dortige After-Zoch-Party kann sich auf die Teilnehmer aus dem Höhengebiet freuen.
Und: Ettelscheid mit seinem Freitagszug und Herhahn-Morsbach mit dem Sonntagszug dürften erleichtert sein, dass nicht ihnen die unerwartete Konkurrenz erwachsen ist.
In Schleiden ist man nicht wirklich glücklich mit der Lösung
Anders hingegen die Schleidener. In der Bevölkerung gebe es Unverständnis, teilte Niebes mit. Den Zug zu realisieren, habe sich als problematisch herausgestellt. „Wir mussten feststellen, dass um diese Uhrzeit viele Leute noch arbeiten oder die Kinder versorgen müssen“, sagte Bianca Distelrath.
Es sei ein Unterschied, die Bundesstraße um 12 Uhr mittags zu sperren als zwei Stunden später. Das gehe schon los mit einem Friseur, der sich beklagt habe, er könne ab 12 Uhr nur noch Termine mit Kunden machen, die aus der Gemünder Richtung und nicht von Blumenthal aus kommen, ergänzte Niebes. Auch die Schleidener Gastronomen seien nicht mit der Verlegung zufrieden, da auch ihr Geschäft beeinträchtigt werde.
Das verschärfe nun die Situation, die in Schleiden durch die Nachwirkungen der Flut ohnehin schon schwierig genug sei, so Niebes. Seitdem die Brücke über die Olef am alten Rathaus gesperrt ist, könne der Zug nicht mehr seinen gewohnten Weg durch die Innenstadt nehmen. Bis die Brücke neu gebaut und die Sperrung aufgehoben sei, könnten Jahre vergehen. Auch sei die angestammte Location für die Schleidener After-Zoch-Party, die Aula im Schulzentrum am Mühlenberg, immer noch nicht wieder in Betrieb.
Norbert Niebes macht sich Sorgen um den Schleidener Zoch
Und in der Zukunft? „Es ist ein Versuch“, sagte Niebes: „Wir werden sehen, ob die Bevölkerung bei dieser Startzeit mitzieht.“ Alles andere als glücklich klingt Niebes, wenn er sagt, dass die Verlegung des Dreiborner Zuges für ihn schwer zu verstehen gewesen sei angesichts der Probleme, die die Schleidener noch immer durch die Folgen der Flut haben. Empfindet er da mangelnde Solidarität unter Jecken? „Ich habe mich ergeben, es lässt sich nicht ändern“, sagte Niebes.
Die Folgen der Umstellung seien bereits aktuell sehr deutlich zu spüren. Während Dreiborn bisher mit rund einem Dutzend Gruppen unterwegs war, liegen dort bereits 30 Anmeldungen vor.
Anders die Schleidener, bei denen bislang um die 30 Einheiten gezählt wurden. Am Dienstag wusste Niebes: Zwölf Gruppen haben sich in Schleiden angemeldet. „Ich appelliere hiermit an die Karnevalsgruppen und die Bevölkerung, dass man uns Schleidener nicht vergisst.“
Die Zugwege
Der Schleidener Zoch nimmt einen neuen Weg, nachdem die Strecke im vergangenen Jahr bedingt durch die Sperrung der Innenstadt doch sehr kurz war, da die Olefbrücke für die schweren Karnevalswagen nicht befahrbar ist. Start ist diesmal auf der Karl-Kaufmann-Straße in Richtung Rewe, dann nach rechts in die Dronkestraße. Weiter geht es durch den Auel und den Burggarten bis zum Alten Rathaus, wo an der Ampelkreuzung nach links auf die Bundesstraße abgebogen wird. Zugende wird wieder auf dem Parkplatz am Driesch sein. Zur After-Zoch-Party laden das Sleidanus-Eck und das Café-Restaurant Mayer's ein.
Der Dreiborner Zug nimmt Aufstellung auf der Georg-/Wollseiffener Straße und zieht dann über Burgauel, Kirchstraße, Oberstraße, Hagefeld und Burgstraße. Das Finale des Zuges findet am Bürgersaal statt. Hier findet dann auch die Dreiborner After-Zoch-Party statt. Startschuss dafür ist unmittelbar nach Ende des Zuges, für Musik sorgt DJ Dave Krumz.