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Bilanz der Session 2025Wenig Schatten und ganz viel jeckes Licht im Karneval in Köln

Lesezeit 5 Minuten
Der Rosenmontagszug rollte bei strahlendem Sonnenschein durch Köln.

Der Rosenmontagszug rollte bei strahlendem Sonnenschein durch Köln.

Dreigestirn, Musik, Uniwiese und Ticketpreise: Der Karneval hatte in diesem Jahr einige spannende Themen zu bieten. Wir ziehen Bilanz.

Ein krönender Abschluss der Session

Es hätte wenig passieren können, was den Rosenmontagszug noch besser gemacht hätte, als er für alle Beteiligten war. Die Sonne schien den ganzen Tag, der Himmel erstrahlte in leuchtendem Blau, und die vielen Jecken am Rande des Zuges versprühten jede Menge Frohsinn. Und das, obwohl die Sicherheitslage vorab noch einmal angespannter als sonst war. In Zeiten, in denen die Krisen vor der eigenen Tür und in aller Welt vielen aufs Gemüt schlagen, bescherte der Zug all diesen Menschen eine Auszeit. Das Gefühl zog sich durch die vergangenen Tage, auch durch die Kneipen. Gemeinsames Singen und Schunkeln fördert das Gemeinschaftsgefühl. Und davon kann es in diesen Zeiten nicht genug geben.

Fazit: So soll es sein

Der Rosenmontagszug rollte bei strahlendem Sonnenschein durch Köln.

Der Rosenmontagszug rollte bei strahlendem Sonnenschein durch Köln.


Das Dreigestirn der Herzen

Vor dem Fachpublikum zeigt sich in der Regel der wahre Wert einer Darbietung. Auf ihren über 400 Terminen von der kleinsten sozialen Einrichtung bis in die Lanxess-Arena flogen dem Dreigestirn in den vergangenen Wochen alle Herzen zu. Beim Prinzenessen am Karnevalsfreitag würdigten aber auch die Vertreter ehemaliger Dreigestirne das Trifolium mit nicht enden wollenden stehenden Ovationen und Applaus. Das Rezept dafür war denkbar einfach, wie die Drei immer wieder betonten. Prinz René I., Bauer Michael und Jungfrau Marlis waren einfach sie selbst: authentisch, nahbar, aber auch emotional und mit klarer Meinung. Dass es sich um das erste queere Dreigestirn handelte, sorgte auch überregional für großes Interesse. Das Plädoyer des Dreigestirns gegen Hass, für Vielfalt und eine bunte Gesellschaft unter dem Zeichen des Regenbogens tat dem Karneval gut.

Fazit: Erwartungen mehr als erfüllt

Das Dreigestirn eroberte viele Herzen.

Das Dreigestirn eroberte viele Herzen.


Die stolzeste Gesellschaft der Session

Die stolzeste Gesellschaft in dieser Session war ganz sicher die Stattgarde mit Doppel-T. Die Stattgarde Colonia Ahoj stellte das Dreigestirn, gerade einmal knapp 22 Jahre nach der Gründung - durchaus ungewöhnlich. 2003 gründete sich die Gesellschaft, die vieles anders macht als andere Gesellschaften. Erst seit 2018 ist sie ordentliches Mitglied des Festkomitees. Ein eigenes Dreigestirn sei der letzte Mosaikstein gewesen, der noch gefehlt habe, sagte Kapitän und Präsident Dieter Hellermann. Das habe das Selbstbewusstsein der noch jungen KG extrem gestärkt. Die Tanzdarbietungen auf den Sitzung setzten einen ganz neuen frischen und sehr dynamischen Akzent. Schon heute hat die KG 700 Mitglieder und über 100 Auftritte pro Session. Die Mitgliederanträge dürften in Zukunft eher mehr als weniger werden.

Fazit: Eine sympathische Erfolgsgeschichte

Die Stattgarde bei der Prinzenproklamation im Gürzenich.

Die Stattgarde bei der Prinzenproklamation im Gürzenich.


Weibliche Stimme holt Sieg bei „Loss mer singe“

24 Jahre in Folge war es eine männliche Stimme, die den Siegertitel der Kneipentour von „Loss mer singe“ sang. Allein die Musiker von Brings, Kasalla, Höhnern und Bläck Fööss teilten 18 von 24 Siegen unter sich auf. In dieser Session gab es eine Premiere. Mit Kempes Feinest sicherte sich erstmals eine Band mit Frauenstimme, der von Nici Kempermann, den Titel der Mitsing-Initiative. „Wenn et Leech usjeiht“ heißt der mitreißende Titel, der die drei Jahre andauernde Siegesserie der Kollegen von Kasalla brechen konnten. Kempermann und ihre männlichen Band-Mitglieder erlebten eine Session im Rausch, überall wurde die Gruppe gefeiert, auch weil sich früh abzeichnete, dass es mit dem „Loss mer singe“-Sieg klappen könnte. Frischen Wind gab es auch auf den folgenden Rängen. Platz 3 holten die jungen Musiker von King Loui („Konfetti in der Hand“), Platz 5 die reine Frauenband Mätropolis („Rakete“). Ein Ergebnis, das symbolisch für die Vielfalt der kölschen Musik steht.

Fazit: Gerne mehr davon

Kempes Feinest mit Nici Kempermann bei einem Auftritt in der Lanxess-Arena.

Kempes Feinest mit Nici Kempermann bei einem Auftritt in der Lanxess-Arena.


Rettung für die Schull- un Veedelszöch

Die Schull- un Veedelzöch standen aufgrund Kostensteigerungen in allen Bereich kurz vor dem Abgrund. Dank einer Welle der Solidarität ist die finanzielle Krise nun aber überstanden. Die Stadt erhöhte die Förderung, Gesellschaften und Vereinen sammelten auf Weihnachtsfeiern und Sitzungen und auch von Privatpersonen und anderen Institutionen gab es großzügige Spenden. „Ein richtiges und wichtiges Signal für den Erhalt der Traditionsveranstaltung“, sah darin Bernhard Conin, der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums. Die Zöch wird es also auch in den kommenden Jahren geben. Ebenfalls positiv: Mit 8500 Teilnehmenden ist der Zug am Karnevalssonntag zurück auf Vor-Corona-Stärke.

Fazit: Tolles Signal der Solidarität

Im Konfettiregen: Die Schull- un Veedelszöch sind gerettet.

Im Konfettiregen: Die Schull- un Veedelszöch sind gerettet.


Ein letztes Mal auf der Uniwiese?

Im Kwartier Latäng feierten die jungen Menschen erneut sicher und größtenteils friedlich. Die Vergewaltigungen auf mobilen Toiletten sind schreckliche Taten, die allerdings kein Sicherheitskonzept der Stadt verhindern kann. Was die Sicherheit der Menschenmassen angeht, ging dieses Konzept erneut auf – geprägt von kilometerweise Zäunen, Gittern und der mit Bodenplatten abgedeckten Uniwiese. Das Glasverbot rund um den Aachener Weiher mit stark erweiterter Umzäunung war eine gute Idee. Weil insgesamt weniger los war, blieben die Grünflächen nördlich der Uniwiese allerdings weitestgehend ungenutzt. Aus Naturschutzgründen soll es das letzte Mal gewesen sein, dass die Stadt die Uniwiese als Entlastungsfläche genutzt hat. Was nach wie vor fehlt, ist eine Alternative. Bis zum Elften Elften, aber eher so früh wie möglich, muss die Stadt nun eine Fläche präsentieren, die das Zülpicher Viertel entlastet und auf der große Menschenmassen sicher feiern können. Bestenfalls so, dass auch das Brauchtum dort eine Rolle spielt.

Fazit: Eine Lösung muss dringend her

Weiberfastnacht auf der Uniwiese.

Weiberfastnacht auf der Uniwiese.


Hohe Preise im Kneipenkarneval

20, 30 oder sogar 40 Euro sind als Eintrittspreise im Kneipenkarneval mittlerweile zur Normalität geworden. Nicht nur an Weiberfastnacht, nicht nur in der Altstadt, sondern auch tief in den Veedeln. Wer günstiger in der Kneipe feiern will, muss entweder lange suchen oder noch länger anstehen. Die Gründe sind vielfältig. Die Kosten steigen, für eigenes Personal, für externe Sicherheitskräfte, für DJs und Reinigungskräfte. Dazu kommt: Viele Gäste bevorzugen aus Kostengründen inzwischen das Kiosk-Kölsch vor oder sogar während des Kneipenbesuchs. Klar, dass es dann drinnen an Umsatz fehlt, der an anderer Stelle ausgeglichen werden muss. Das Haus Unkelbach auf der Luxemburger Straße setzte in diesem Jahr aber einen neuen Höhepunkt. 111 Euro kostete der Eintritt an Weiberfastnacht, im Preis inbegriffen waren immerhin Kölsch, Wein, Prosecco und Livemusik. Voll war das Kultlokal trotzdem.

Fazit: Keine schöne Entwicklung

Im Unkelbach kostete das Ticket an Weiberfastnacht 111 Euro.

Im Unkelbach kostete das Ticket an Weiberfastnacht 111 Euro.


Kamelle und Nachhaltigkeit

Klar, einiges hat sich schon verändert beim Wurfmaterial in den Zügen. Die Gesellschaften bemühen sich, setzten verstärkt auf nachhaltige Lösungen und weniger auf kleinteilige Kamelle. Es ändert nichts daran, dass nach wie vor mehrere 100 Tonnen Süßigkeiten durch die Lüfte fliegen, von denen große Teile am Ende doch im Müll landen. Das Thema und die Kritik daran sind nicht neu - und sie werden bleiben. Denn klar ist: Es gibt noch einige Stellschrauben, an denen bei diesem Thema gedreht werden kann.

Fazit: Das muss besser werden

Tonnenweise Kamelle kommen an Rosenmontag zum Einsatz.

Tonnenweise Kamelle kommen an Rosenmontag zum Einsatz.