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KarnevalZwei Frauen in Köln auf mobilen Toiletten vergewaltigt

Lesezeit 4 Minuten
An Weiberfastnacht kam es zu zwei Vergewaltigungen.

An Weiberfastnacht kam es zu zwei Vergewaltigungen.

Zwei junge Frauen wurden im Zülpicher Viertel während des Karnevals auf mobilen Toiletten vergewaltigt; die Polizei ermittelt.

Erschreckende Vorfälle am Donnerstag im Zülpicher Viertel: Wie die Polizei mitteilte, sind zwei Frauen (18 und 19) auf mobilen Klos vergewaltigt worden. Die erste Tat geschah um 14.30 Uhr; dabei wurde eine 19-Jährige an den Uni-Wiesen Opfer eines Sexualverbrechens. Der Angreifer soll die Frau in die Toilette gedrängt haben. Der blonde, blauäugige Täter soll etwa 1,85 Meter groß sein, auffällige Wangenknochen haben und mit einem Sträflingskostüm kostümiert gewesen sein. Gegen 17 Uhr wurde eine 18-Jährige am Zülpicher Platz an der dortigen Kirche in einer Toilette überfallen und vergewaltigt. Bei dem Angriff auf die 18-Jährige wurde ein Tatverdächtiger zunächst festgenommen, kam aber wieder auf freien Fuß.

Von mutmaßlichen Security-Mitarbeitern sexuell bedrängt

Auch bei einer sexuellen Nötigung um 17.10 Uhr ist der Tatort eine mobile Toilette. Eine junge Frau soll von zwei mutmaßlichen Security-Mitarbeitern sexuell bedrängt worden sein. Nacheinander sollen sich die Männer zu ihr in die Kabine gedrängt und sie zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben. Dabei sollen sie die junge Frau auch angefasst und an sich gedrückt haben. Die Bedrängte konnte flüchten und Einsatzkräfte ansprechen. Polizisten fanden einen der beiden Tatverdächtigen (20) nach einem Zeugenhinweis in der Nähe des Tatortes, stellten seine Personalien fest und leiteten Ermittlungen ein. Zu dem Vorfall sowie der Beteiligung des noch unbekannten zweiten Mannes nimmt das Kriminalkommissariat 12 Hinweise entgegen.

Erste Informationen über einen gravierenden Vorfall musste die Polizei am Freitagnachmittag korrigieren. „Nach derzeitigen Erkenntnissen soll ein inzwischen identifizierter Mann gegen 18 Uhr in einem Lokal im Zülpicher Viertel eine 18-Jährige vergewaltigt haben“, teilte Polizei am Donnerstagabend mit. Am Freitag hieß es, dass das Opfer nach dem Angriff in eine Kneipe auf der Zülpicher Straße gelaufen ist und dort um Hilfe gebeten hatte.

Mann fotografierte Gesäße von Frauen

Ein weiterer Fall mit sexuellem Hintergrund: Gegen 11.15 Uhr wurden Beamte auf einen 76-Jährigen aufmerksam, der mutmaßlich Gesäße von Frauen fotografierte. Sie stellten seine Kamera sicher und erteilten einen Platzverweis. Sexualisierte Gewalt an Karneval ist für die Polizei seit Jahren ein Thema. Um auf übergriffiges Verhalten hinzuweisen, hatte die Polizei Ende Januar 2024 die Kampagne „It's a dress, not a yes“ mit mehreren Tanzgruppen aus der Region gestartet. In den sozialen Netzwerken erzielten die Videos mehr als 2,4 Millionen Aufrufe. Auch diesem Jahr wurde die Kampagne wieder neu aufgerollt. Unterstützt beispielsweise von der Uni-Klinik und dem Dreigestirn. „Nein heißt nein, egal was ich anhabe, wie ich feiere; niemand hat das Recht, mich zu bedrängen oder anzufassen!“, betont die Polizei in den sozialen Medien. Kriminalhauptkommissarin Claudia Sobotta, die bei der Kriminalprävention das Themenfeld „sexualisierte Gewalt“ betreut, weiß: „Blöde Sprüche, Grapschen, doofe Anmachen haben viele junge Mädchen und Frauen schon erlebt. Belästigungen und Übergriffe sind leider keine Seltenheit, denn Alkoholkonsum, Feierlaune und räumliche Enge werden häufig ausgenutzt.“ Polizeidirektor Martin Lotz ergänzt: „Wer nach Köln kommt, sollte wissen, dass die Feiernden sensibilisiert sind und die Polizei früh bei Belästigungen einschreiten wird.“

Opfer schweigen oft mehrere Tage

Die Uni-Klinik teilte bei der diesjährigen Aktion mit: „Für Betroffene kostet es Überwindung: Aber eine Untersuchung in einer gynäkologischen Klinik oder Notaufnahme ist wichtig. Es geht dabei in erster Linie um die eigene Gesundheit aber auch um die Sicherstellung von Beweismaterial“. Wie die Polizei mitteilt, gehen Opfer manchmal erst Tage nach einer Vergewaltigung zum Arzt. Gründe seien die schockierende Situation oder Schamgefühl.

Die Stadt hatte über die sozialen Medien auf Hilfs- und Beratungsangebote aufmerksam gemacht. An den Feier-Hotspots waren an Weiberfastnacht Streetworker im Einsatz. Zudem machte man auf das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ aufmerksam. Normalerweise verweist die Stadt an Karneval auf das Kölner Beratungsangebot „Edelgard“, eine Anlaufstelle für Opfer von sexualisierter Gewalt. Bei Großveranstaltungen berät Edelgard eigentlich telefonisch und vor Ort. Wegen Finanzierungsproblemen muss das Projekt an den Karnevalstagen aussetzen. „Mein Aufruf ist, dass alle Menschen im Karneval, darauf aufmerksam machen, wenn sie etwas Seltsames oder Übergriffiges mitbekommen. Und davon passiert an Karneval viel. Wir können nicht alles verhindern, aber wir bitten die Leute ihre Augen und Ohren zu öffnen“, erklärt Mitorganisatorin Marina Walch von der Diakonie Michaelshoven.