Die Kölner Ratsbläser feierten einen Überraschungsauftritt, der beim jungen Partyvolk gut ankam.
Weiberfastnacht im Kwartier LatängAuf der Zülpi jeht „et Trömmelche“ - Weniger Andrang als sonst
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Die Kölner Ratsbläser traten überraschend auf der Zülpicher Straße auf.
Copyright: Thomas Banneyer
Es ist ein ungewohntes Bild, das sich um 11.11 Uhr mitten auf der Zülpicher Straße bietet. Beim gemeinsam heruntergezählten Countdown ist noch alles wie immer. Doch als zum Start des Straßenkarnevals plötzlich „Et Trömmelche“ erklingt und ausnahmsweise mal kein Bengalo gezündet wird, entwickelt sich die Gesamtstimmung dann doch in eine andere Richtung als sonst. Verantwortlich sind ein gutes Dutzend behelmte Männer in rotem Gewand: das Trompeterkorps der Kölner Ratsbläser. Beim „Trömmelche“ hat so manch einer noch seine Probleme, aber mit „Leev Marie“ oder „Alle Jläser Huh“ erreicht das Bläserkorps dann auch die breite Masse der jungen Jecken, die dann auch noch lautstark eine Zugabe fordert.
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Die Zülpicher Straße um die Mittagszeit.
Copyright: Thomas Banneyer
Die Gastronomen der Gaststätte „Bei Oma Kleinmann“ hatten das kleine Kulturprogramm für die Jecken organisiert. „Wir wollten den jungen Leuten hier mal etwas Kulturelles bieten und haben dafür schon länger jemanden gesucht, mit dem wir das machen können“, erklärt Wirtin Maureen Wolf. Mit den Ratsbläsern, die danach auch noch in der beliebten Kneipe auftraten, war dieser Partner gefunden. „Völlig euphorisiert“, zeigte sich Wolf nach dem rund 20-minütigen Auftritt. Denn: Den jungen Feiernden, die sonst gerne auch mal zu Ballermann-Klängen Karneval feiern, gefiel die Abwechslung ganz offensichtlich. „Ich mag es zwar auch ohne Programm hier“, sagt ein 17-Jähriger Astronaut. „Aber das hier mal was anderes passiert, ist schon cool.“ Das findet auch Wolf. Die Resonanz zeige, dass es sich lohnen könne, den Leuten ein Programm zu bieten, das tatsächlich etwas mit Karneval und dem Brauchtum zu tun hat. Denn genau das bemängeln viele, die sich über die immer wiederkehrenden Exzesse im Zülpicher Viertel und gerne auch mal über die „Ballermannisierung des Karnevals“ bei den jungen Menschen beklagen.
Terrorwarnungen in den sozialen Medien aufgegriffen
Die Zülpicher Straße ist zu diesem Zeitpunkt zwar voll, aber bei weitem nicht so voll wie am Elften Elften und in so manchen Vorjahren. In manchen Jahren mussten Stadt und Polizei die Zugänge zur Straße bereits deutlich vor 11.11 Uhr schließen, dieses Mal war das den ganzen Tag über nicht nötig. Warum das so ist, bleibt erst einmal Spekulation. Obwohl mit deutlich schlechterem Wetter zu rechnen war, schien über weite Strecke die Sonne, es regnete fast gar nicht. Bleibt die Sorge vor dem Terror, die bei den jungen Feiernden definitiv eine Rolle spielt. Bereits vor Weiberfastnacht kursierten Videos in den sozialen Medien, in denen reichweitenstarke Nutzer mögliche Terror-Drohungen thematisierten. Auch am Weiberfastnachtstag selbst entstanden viele in großer Zahl aufgerufene Videos, in denen das große Aufgebot der Polizei oder die Überfahrsperren an den großen Kreuzungen zu sehen sind. Die, die trotzdem kommen, feiern unbeschwert, teilweise stark alkoholisiert, in Summe aber friedlich und nach aktuellem Stand ohne größere Vorkommnisse.
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Die Kölner Ratsbläser traten überraschend auf der Zülpicher Straße auf.
Copyright: Thomas Banneyer
Wenige hundert Meter weiter hat die Stadt die Uniwiese erneut in eine sogenannte Entlastungfläche für das Kwartier Latäng verwandelt. Die mit Bodenplatten bedeckte Wiese soll – so hat es die Verwaltung mitgeteilt – zum letzten Mal dazu dienen, den Druck auf die stark frequentierte Zülpicher Straße als Feier-Hotspot zu minimieren. Das gelingt auch in diesem Jahr. Gefühlt sind die Zäune und Absperrungen im Vergleich zu den Vorjahren aber noch einmal höher und mehr geworden.
Tausende „feiern“ auf der Uniwiese
Tausende junge Menschen, viele davon minderjährig, feiern auf der Uniwiese bereits in den Mittagsstunden. Wobei feiern das falsche Wort ist. Die Musikanlage bleibt zunächst stumm, das Feiern ist vielmehr ein stilles Stehen und Beisammensein. Kölsch wird seit dem Elften Elften nicht mehr ausgeschenkt. Die Attraktivität der Fläche ist bis auf ein Minimum reduziert. Als „Place-to-be“, an dem die junge Klientel nun mal mit seinesgleichen feiert, hat sich die Fläche trotzdem genau wie die Zülpicher Straße etabliert. Weil die Entlastungsfläche mitten im Landschaftsschutzgebiet liegt, hatte die Stadt bereits im Januar angekündigt, die Suche nach einer Alternative zu intensivieren. Bisher gebe es laut Stadt „nur einige wenige Flächen, die eventuell in Betracht kommen“, nach dem Straßenkarneval sollen die Einzelheiten mit allen Sicherheitspartnern abgestimmt werden.
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Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Kwartier Latäng vertreten.
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Aufgestockt hat die Stadt auch im Bereich des Aachener Weihers und des angrenzenden Hiroshima-Nagaski-Parks. Die Grünfläche dort litt zuletzt immer wieder unter dem Müll und vor allem unter den Glasflaschen der Feiernden. Die Stadt hat deshalb das Glasverbot in diesem Bereich ausgeweitet. Sowohl an drei Einlässen zum ansonsten abgesperrten Hiroshima-Nagasaki-Park als auch auf der hügeligen Wiese kümmern sich Mitarbeitende privater Sicherheitsunternehmen um die Durchsetzung. Auch hier hält sich der Andrang allerdings in Grenzen.