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Prinzenessen in der FloraKölner Dreigestirn mit emotionalem Dank an das Ehrenamt - Bauer äußert mehrere Wünsche

Lesezeit 4 Minuten
Das Dreigestirn auf der Bühne vor den ehemaligen Prinzen, Bauern und Jungfrauen.

Das Dreigestirn auf der Bühne vor den ehemaligen Prinzen, Bauern und Jungfrauen.

Das Dreigestirn bekam in diesem Jahr auch bundesweit große Aufmerksamkeit. Bauer Michael versuchte sich an einer Erklärung dafür.

Auch auf der Zielgeraden fliegen dem Dreigestirn der Stattgarde Colonia Ahoj die Herzen zu. Beim Prinzenessen in der Flora zogen Prinz René (René Klöver), Bauer Michael Sahm und Jungfrau Marlis (Hendrik Ermen) vor den letzten Höhepunkten Bilanz einer langen Session. Und fragten sich selber, warum sie von den Jecken mit einer solchen Welle von Liebesbekundungen überschüttet werden und warum das Interesse an ihnen auch bundesweit so groß ist. Größer, als das bei anderen Dreigestirnen der Fall ist. Bauer Michael probierte sich an einem Erklärungsversuch. „Liegt es daran, dass wir aus einer jungen Gesellschaft kommen? Liegt es daran, dass wir Statements abgeben, die manchmal auch politisch sind? Liegt es daran, dass wir ein queeres Dreigestirn sind? Oder liegt es daran, dass wir ganz einfach uns selbst darstellen, authentisch, ehrlich und natürlich sind?“ Die Antwort fällt für die geladenen Gästen aus Karneval, Stadtgesellschaft und ehemaligen Dreigestirns-Vertretern einfach aus. Alle vier Ansätze dürften zutreffen.

Das Prinzenessen in der Flora.

Das Prinzenessen in der Flora.

Das Prinzenessen ist gewohnt auch ein Anlass, um Danke zu sagen. Das nutzt das Dreigestirn ausgiebig. Und hebt dabei besonders diejenigen in den Vordergrund, die im Ehrenamt dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen für das Trifolium geschaffen sind. Da ist zum einen der Fahrer, der die Rolle bereits in dritter Generation ausfüllt. Und natürlich die Equipe des Dreigestirns, traditionell gestellt von Prinzen-Garde und Ehrengarde. „Wir betreiben diesen zeitlichen Einsatz einmalig“, sagt Prinz René. „Aber ihr macht das über so viele Jahre, teilweise seit Jahrzehnten mit Herz und Leidenschaft. Dafür kann man sich nicht tief genug vor euch verneigen.“

Kölner Dreigestirn: Jungfrau hofft auf einen Platz für Marie-Luise Nikuta

Jungfrau Marlis rückte in ihrer Rede erneut ihre Namensgeberin und Mottoqueen Marie-Luise Nikuta in den Mittelpunkt und nutze den Moment für einen Appell an die Stadtverwaltung. Das Dreigestirn sammelt in diesem Jahr unter anderem für den Verein „Leeve un levve losse – Freundeskreis Marie-Luise Nikuta“, der unter anderem junge kölsche Künstlerinnen und Künstler unterstützt. Ein weiteres Ziel des Vereins ist es, einen öffentlichen Erinnerungsraum für Nikuta zu schaffen. Ein Ort könnte die Grünfläche vor den Wallarkaden am Rudolfplatz sein. „Die Verwaltung ist da leider sehr zurückhaltend. Vielleicht haben wir einen Beitrag dazu geleistet, dass sich das ändert. Es täte Köln gut.“ Nikuta war es, die die Stattgarde in ihren Anfangszeiten an die Hand genommen hatte und ihr den Weg ins Festkomitee geebnet hat. Und damit auch dem ersten Dreigestirn der Gesellschaft.

Und auch Bauer Michael Sahm hatte eine ganze Reihe an Dingen vorbereitet, die er unbedingt loswerden wollte. Im Dreigestirn ist er neben dem Prinzen und „der sehr aktiven Jungfrau“ eher der stillere Part. „Normalerweise genieße ich es, als staatser Bauer einfach nur daneben zu stehen und gut auszusehen.“ Er berichtete von vielen emotionalen Momenten, mit vielen feuchten Augen. Angefangen bei der Andacht im Dom am Elften Elften, auf der großen Bühne auf dem Heumarkt und schließlich bei einem der Höhepunkte, der Proklamation im Gürzenich. „Wir wurden gut vorbereitet, aber auf die emotionalen Momente kann man sich nicht vorbereiten“, sagte Bauer Michael.

Kölner Bauer wünscht sich mehr Transparenz im Auswahlprozess

Dazu gehörten vor allem die vielen sozialen Termine. „Was da zurückkommt, geht ganz tief ins Herz.“ Mit Blick auf die wenigen unschönen Momente, in denen teilweise alkoholisierte Jecken beim Selfie am Ornat ziehen oder einfach unfreundlich sind, sagte er: „Da sollte man vielleicht mal überlegen, ob es sinnvoll ist, ein Dreigestirn zu so später Stunde noch auflaufen zu lassen.“ Etwas mehr Transparenz wünschte er sich vom Festkomitee beim Bewerbungs- und Auswahlprozess fürs höchste jecke Amt. Selbst viele organisierte Karnevalisten wüssten nicht, wie der Prozess ablaufe. Mehr Wissen darüber könnte dazu führen, dass sich in Zukunft noch mehr Gesellschaften durchringen könnten, Bewerber ins Rennen zu schicken. Auch die Jugend sei ihm ein Anliegen. In der Nachwuchsförderung sei der Karneval stark. Wichtig sei es aber auch, die 15- oder 16-Jährigen verstärkt anzusprechen. „Das ist eine Altersgruppe, die wir nicht verlieren sollten.“

Für das Dreigestirn stehen nun die abschließenden Höhepunkte ihrer Session an. Bei den Schull- un Veedelszöch werden Prinz René, Bauer Michael und Jungfrau Marlis ein Stück mitlaufen. Und beim Rosenmontagszug werden ihnen auf ihrem Wagen in der ganzen Stadt ein letztes Mal alle Herzen zufliegen.