Absperrungen, Politisches, mal wieder der TÜV: Die Karnevals-Organisatoren im Kreis Euskirchen haben viele Extra-Themen auf den Zettel bekommen.
KarnevalsbilanzMit vielen Anstrengungen gelingen im Kreis Euskirchen unbeschwerte Feste

Jeck und sicher: Für die 94 Zöch im Kreis Euskirchen wurden viele Anstrengungen unternommen, um die Wege zu sichern.
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Das letzte Lied ist gesungen, das letzte Alaaf verklungen. Die Pappnasen werden verstaut, die Kostüme gewaschen – am Aschermittwoch ist alles vorbei. Wochenlang nehmen die Jecken in dieser langen Session Anlauf, um den Höhepunkt des Karnevals auf den Straßen zwischen Weilerswist und Dahlem trotz vieler Geschehnisse und Umstände, auf die sie keinen Einfluss haben, zu feiern. Glücklicherweise hat der Kalender den Organisatoren in die Karten gespielt. So vieles mehr als bislang haben sie zu bedenken.
Die Zufahrten zu den Zügen im Kreis Euskirchen werden dicht gemacht
Tief haben sich die Bilder der mit Autos verübten Anschläge eingebrannt. Just als sich am Rosenmontag die Jecken zu den Zöch formieren, läuft die Meldung über den Ticker, dass in Mannheim ein Mann mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren ist. Zwei Menschen sind tot, weitere sind teils schwer verletzt. Wenig später sorgt ein Mann in Vernich für einen Schreckmoment, als er von seinem Grundstück in den rollenden Rosenmontagszug fährt. Teilnehmer reagieren geistesgegenwärtig, ziehen den Schlüssel aus dem Zündschloss und sorgen dafür, dass die Jecken nicht in Gefahr geraten.
Auch dies zeigt: Hundertprozentige Sicherheit kann man nicht garantieren. Doch niemand mag sich ausmalen, das ein Auto in ungeschützt feiernde Karnevalisten rast – egal, ob im großen Euskirchen oder im kleinen Udenbreth. Die Veranstaltungen so sicher wie irgend möglich zu machen, ist das Ziel. Und das ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Alle wollen das Brauchtum und den Fastelovend bewahren, dann müssen auch alle zusammen etwas dafür tun. Das wird nichts, wenn man mit dem Finger aufeinander zeigt und Verantwortlichkeiten hin- und herschiebt.
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Sicherheit geht vor: Die Zugstrecken, wie hier in Zülpich, wurde mithilfe von Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt und Bauhof abgesichert.
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Positiv läuft das im Kreis Euskirchen. Allerorten setzen sich Kommunen, Veranstalter und Polizei zusammen und überlegen, wer an welcher Stelle was für die Sicherheit tun kann. In den größeren Orten und an größeren Straßen werden Bauhof-Lkw als Sperren eingesetzt. Und in den Dörfern überlegt man clever, wie mit Warnbaken und Autos die kleinen Sträßchen effektiv dicht gemacht werden.
Nicht allen reicht das jedoch: In Schwerfen etwa ist die Sorge bei zwei Gruppen zu groß, sie verzichten aus Sicherheitsgründen auf die Teilnahme am Zoch.
Die Polizei sorgt für ein positives Jeföhl bei den Jecken
Aufs Feiern verzichten so viele und leisten einen großen Beitrag zum unbeschwerten Fastelovend: Ordner, Sperrposten, Wagenengel oder Kehrdienste – von Städten und Gemeinden sowie ungezählte Privatleute, die die Spuren der Zöch flott beseitigen. Feuerwehrleute und Rettungsdienst-Mitarbeiter sowieso.

Mit vielen Kräften ist die Polizei im Karnevalseinsatz, hier beim Lichterzug in Eiserfey. Via Social Media hat sie zudem manch netten Gruß an die Jecken geschickt.
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Für ein positives Jeföhl sorgt ganz deutlich die Kreispolizei. Viele Polizisten sind auf den Straßen unterwegs, sympathisch, zurückhaltend – und zupackend, wenn Veranstalter mal eine helfende Hand brauchen, auch wenn das nicht ureigene Aufgabe der Beamten ist. Auf Social Media hat die Polizei manch netten Gruß: ein Video von Lichterzoch, ein Bild zum Ruusemondach. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit der Botschaft, dass die Jecken feiern sollen, dass sie aufeinander acht geben sollen – und dass die Polizisten da sind, um auf alle aufzupassen.
Organisatoren in Euskirchen besorgt wegen politischer Stimmungsmache
Neben der Sicherheit müssen die Organisatoren in diesen Zeiten so vieles auf dem Zettel haben. Blankes Unverständnis herrscht zunächst, als die Macher in Euskirchen verkünden, dass Politisches im Zoch verboten ist. Wie bitte? Rütteln die jetzt an den Grundfesten des Fastelovends? Wollen sie dem Narren den Spiegel wegnehmen? Das wäre ja wie ein Wagenbauverbot für Jacques Tilly. Doch halt! Das ist zu kurz gesprungen, zeigt das Verbot der politischen Stimmungsmache, wie es der Feuka präzisiert, doch die Hilflosigkeit angesichts gesellschaftlicher Entwicklungen.
Einmal Fernseher einschalten reicht – von Social Media ganz zu schweigen. Die Prinzipien „Jeder Jeck es anders“ und „Levve un levve losse“ scheinen einigen abhanden gekommen zu sein. Stattdessen sind oft Schwarz-Weiß-Denken, Lautschreierei und das Recht des Stärkeren angesagt. Es ist einfach nur traurig, dass die Zoch-Organisatoren besorgt sein müssen, dass eine jecke Spitze nicht als solche verstanden wird und schlimmstenfalls zu einer Eskalation führt.
Als enorm politisch tun sich die Zöch im Kreis ohnehin schon lange nicht mehr hervor. Ein paar Schlaglichter sind hier und da zu finden: In Bad Münstereifel knöpfen sie sich die Maläste mit der Bahn vor, in Kall machen sich Rentner Gedanken um die Geschwindigkeit des Wiederaufbaus – und mancherorts ist der Wolf im Zoch, der ist aber ganz harmlos inmitten der Schafherde.
Die Jecken finden Lösungen für die neuen TÜV-Regeln
Es wird eher kunterbunt gefeiert, im Zoch mit den meisten Gruppen (Zülpich mit 94), in dem mit den meisten Teilnehmern (Euskirchen mit 1500), in den 92 anderen Zöch im Kreis. Auffallend im Vergleich zu den Vorjahren: Erstaunlich viele Tollitäten haben in dieser Session die närrischen Zepter geschwungen, ihre jecken Untertanen ihnen eine Triumphfahrt bereitet.

Auch wenn der Wagen im ersten Anlauf die TÜV-Prüfung nicht geschafft hat, haben die Jecken, die hier in Roderath, nicht aufgegeben und Lösungen gefunden.
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Leicht gemacht wird es den Jecken nicht gerade, schon gar nicht, wenn sie einen Wagen bauen. Mit irgendeiner neuen Regel kommt der TÜV in jeder Session um die Ecke gebogen. Und die Brauchtumsgutachten haben auch nicht wirklich einen Tusch verdient. Der geht stattdessen an all die Wagenbauer, die sich von einem gesenkten Daumen beim ersten TÜV-Termin nicht entmutigen lassen und an Lösungen für die Gefährte tüfteln, bis die des Prüfers Gnade finden.
Schade ist, wenn aus einigen Orten gemeldet wird, dass sich Gruppen aus dem Grund abgemeldet haben, dass sie keinen Wagen mehr bauen oder gar nicht mehr beim Zoch mitmachen. Doch verständlich ist es auch irgendwie. So viel Liebe, Zeit und auch Geld stecken die Jecken in den Spaß an dr Freud – aber auch das hat Grenzen.
Die extreme Lautstärke ist in vielen Orten ein Problem
Die Dauerthemen Lärm und Wurfmaterial spielen weiter eine Rolle. In vielen Zöch sind Dauer-Bassdruck und Techno-Musik schwer erträglich. Ob sich diese Gruppen nicht mal irgendwo zu einem House-Zoch verabreden können? Das wäre vielleicht für junge Jecken ein tolles Event. Und Organisatoren können sich mal bei Heinz Heimersheim melden: Der Lichterzoch-Chef hat es geschafft, dass es in Eiserfey zwar laut ist, dass getanzt wird – dass es aber nicht drüber ist und auch kleine und ältere Jecke Spaß haben. Das Motto „Fastelovend ist für alle da“ haben sie im Stäänedanz wunderbar umgesetzt.
Wunderbar setzen die Jecken auch die Sache mit dem Wurfmaterial um, trotz der teils fies gestiegenen Kosten. Es wird kein Schund unters Volk gebracht, stattdessen werden die Süßigkeiten um Sinnvolles (Putzlappen Alaaf!) und Gesundes aus der Ost- und Gemüseabteilung ergänzt. Dank solch kreativer Ideen können die Besucher mit gut gefüllten Taschen den Heimweg antreten.
Ganz schön stressig ist der Fastelovend für die Mädcher und Jonge von d'r Zeitung. Mehr als 60 Zöch haben wir geschafft – und auch da mussten wir oft janz flott wieder fott sein. Leider konnten wir nicht alle Zöch besuchen: Der Kreis ist einfach zu groß, die Strecken zu weit – und dann macht auch vor uns die Grippewelle nicht halt. Und leev Blei- un Bergbuirer: Sorry! Da haben wir glatt die Orte durcheinander gebracht, seht es uns nach, ist im Rosenmontagsgewusel einfach passiert. Mit Alaaf, Helau, Juh-Jah und Wau-Wau verabschiedet sich die närrische Zeitung bis zum nächsten Elften im Elften.
Die Bilanz der Polizei
67 Einsätze mit Karnevalsbezug registrierte die Polizei in ihrer vorläufigen Bilanz von Weiberdonnerstag bis zum frühen Morgen des Veilchendienstags. 23 Anzeigen wegen Körperverletzungen wurden demnach gefertigt und 31 Platzverweise erteilt. Zehn Personen kamen in Gewahrsam.
In Weilerswist ist es laut Polizei gegen 1.15 Uhr in der Nacht zum Rosenmontag zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen drei jungen Männern gekommen, bei der ein 20-Jähriger schwer verletzt wurde. Die Kriminalpolizei ermittelt in diesem Fall wegen gefährlicher Körperverletzung.
540 Fahrzeugführer hat die Polizei darüber hinaus im gesamten Kreisgebiet kontrolliert. Dabei haben die Beamten 16 Alkohol- und Drogenverstöße festgestellt. Zwei Führerscheine wurden sichergestellt.
Einen Dank spricht die Polizei den Bürgern für ihr überwiegend verantwortungsbewusstes Verhalten aus. Durch Rücksichtnahme und die gute Zusammenarbeit zwischen Einsatzkräften, Ordnungsämtern und Veranstaltern habe ein reibungsloser und sicherer Ablauf gewährleistet werden können. Die Konzepte mit Verkehrssperren und verstärkter Präsenz haben sich aus Sicht der Polizei bewährt, die Akzeptanz in der Bevölkerung sei hoch gewesen.