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Flut-GedenkenDer 14. Juli wird im Kreis Euskirchen nie ein Tag wie jeder andere sein

Lesezeit 3 Minuten
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Ihre Erlebnisse in der Flutnacht schilderten Malte Duisberg und Heidi Jonas.   

Kreis Euskirchen – Auf einer Ebene mit dem 11. September und dem Tag des Mauerfalls wird der 14. Juli 2021 in der Region stehen. Jeder wird auch in vielen Jahren noch ganz genau wissen, wie der Tag der Flutkatastrophe gewesen ist. Zum ersten Mal hat sich der Tag am Donnerstag gejährt. Zahlreiche Gedenkfeiern und Veranstaltungen finden auch am Wochenende in vielen Orten statt.

Die wohl größte und aufwendigste hat am Donnerstag mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Hendrik Wüst in der Euskirchener Herz-Jesu-Kirche stattgefunden. Auch wenn das Gros der Organisation und des Protokolls in den Händen der Düsseldorfer Staatskanzlei lagen, hatten die Euskirchener eine Menge zu tun.

Euskirchener Pfarrer hat Erfahrung mit Großveranstaltungen

Mit Tobias Hopmann ist dort seit September ein Mann der leitende Pfarrer, der sich mit derartigen Großveranstaltungen auskennt. Neun Jahre war er zuvor Domzeremoniar in Köln, unter anderem den Staatsakt nach dem Germanwings-Absturz 2015 hat er maßgeblich organisiert. Die aufwendigen Sicherheitsüberprüfungen oder die Durchlaufprobe vor der Live-Übertragung aus der Kirche sind ihm daher bekannt.

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Erfahrung in der Organisation von Großveranstaltungen hat Pfarrer Tobias Hopmann.

Als Ehre bezeichnet Hopmann es, dass Euskirchen diesen besonderen Gottesdienst ausrichten durfte. Und verweist auf das gesamte Team der Stadtpfarrei, das diese Aufgabe gestemmt habe – der normale Betrieb war ja auch zu bewältigen. Die Beisetzung eines Mannes wenige Tage zuvor etwa, der die Flutnacht nur knapp überlebt hatte. Oder die Seelsorge, bei der auch die seelischen Verletzungen der Flutbetroffenen immer wieder zutage treten.

„Würdevoll“ und „gelungen“ – so fielen durchweg die Reaktionen auf diese Gedenkfeier aus, auf den Wert des Innehaltens und Erinnerns wurde verwiesen. Auch wenn die Rolle, die manch ein Protagonist in der Kirche hatte, zuweilen sehr spontan kam. Am Dienstag, so etwa Malte Duisberg, Geschäftsführer der Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim, sei er gebeten worden, über seine Erlebnisse in der Flutnacht in den Kaller Einrichtungen zu sprechen. Genauso wie Heidi Jonas aus Arloff und Superintendentin Claudia Müller-Bück aus Swisttal ist es ihm gelungen, die rund 500 Besucher in der Kirche eindrücklich in die Flutnacht zurückzuversetzen. Und sie die Schrecken dieser Stunden miterleben zu lassen.

Ermutigende Geschichten und viele Lichtblicke

Ein Tag wie jeder andere war der Donnerstag auch für die Politiker nicht. Auch nicht für Landrat Markus Ramers: „Mir hat das gemeinsame Erinnern und vor allem der Austausch mit Betroffenen, mit Einsatzkräften, mit Helferinnen und Helfern gut getan. Ich habe viele ermutigende Geschichten gehört und viele Lichtblicke nach einem herausfordernden Jahr wahrgenommen. Andererseits gibt es immer noch Menschen, die Unterstützung und Solidarität im Wiederaufbau und bei der Verarbeitung der persönlichen Erfahrungen brauchen.“

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Zum Austausch  nutzt  Klaus Voussem die Veranstaltungen rund um den Jahrestag.

Auch vor diesem Hintergrund werten etwa er und Landtagsabgeordneter Klaus Voussem die Besuche der Spitzenpolitiker als ein Zeichen der Wertschätzung – und dafür, dass die Region nicht vergessen werde.

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Das, so Voussem, sei gerade in Zeiten sich überlagernder Krisen wichtig. Zahlreiche Veranstaltungen mit ganz unterschiedlichem Charakter werde er am Wochenende noch besuchen. Auch wenn er in seiner täglichen Arbeit regelmäßig mit den derzeit für den Kreis so wichtigen Themen Wiederaufbau und Bevölkerungsschutz zu tun habe, erhalte er in den Gesprächen vor Ort immer wieder wichtige Hinweise, worum er sich kümmern solle.