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Tag des InnehaltensSteinmeier und Wüst gedenken der 49 Todesopfer aus NRW

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Gedenkgottesdienst für die Flutopfer am Donnerstagabend in der Herz-Jesu-Kirche in Euskirchen

Euskirchen – Mal leise, mal etwas lauter klingen die Glockenschläge durch das Schiff der Herz-Jesu-Kirche. Es sind viele Glockenschläge, bedrückend viele. 49. Einer für jeden Menschen, der am 14. Juli 2021 in NRW sein Leben gelassen hat. Zum Jahrestag der Flutkatastrophe findet die zentrale Gedenkfeier des Landes mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sowie nahezu dem gesamten Landeskabinett, Angehörigen der Opfer und zahlreichen Helfern in der Euskirchener Kirche statt.

Es ist ein Tag zum Innehalten. Ein würdiger Rahmen ist mit dem ökumenischen Gottesdienst gesetzt, den der rheinische Präses Thorsten Latzel und Dompropst Guido Assmann leiten. Im Gottesdienst und in den anschließenden Ansprachen Steinmeiers und Wüsts stehen das Leben während und nach der Flut im Mittelpunkt.

Betroffene berichten aus der Flutnacht – von Angst, Verzweiflung und Verlust

In die Geschehnisse dieser schrecklichen Nacht führen die Berichte dreier Betroffener zurück. Claudia Müller-Bück, Superintendentin des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel, steckte in Swisttal im Rhein-Sieg-Kreis gerade in den Urlaubsvorbereitungen, als auch ihr Leben sich schlagartig änderte. Sie berichtet von Notrufen bei der Feuerwehr, die nicht mehr durchkommen, von Menschen, die durchnässt und verängstigt in eine Turnhalle gebracht werden.

Davon, wie sie beginnt, das Ausmaß der Katastrophe zu begreifen. Sie spricht von der Hilfe und Solidarität, die die Menschen erfuhren. Und von ihrer Arbeit als Seelsorgerin: „Ich kann nicht mehr als zuhören und mit aushalten, was nicht auszuhalten ist.“

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Gedenkgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche in Euskirchen: Gäste waren unter anderem der Ministerpräsident Hendrik Wüst und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Heidi Jonas schildert die dramatischen Stunden in ihrem Haus in Bad Münstereifel-Arloff, das sie und ihre Familie nicht haben schützen können, in das sich das Wasser mit brachialer Weg einen Weg gebahnt hat, in dem sie sich in Lebensgefahr befunden und die Katastrophe schließlich in der ersten Etage überstanden haben.

„Die Geräusche der berstenden Haustür werde ich nie vergessen.“ Sie und ihre Familie stecken heute wie so viele noch mitten im Wiederaufbau. In der ersten Etage lebt die Familie seit der Flut, inzwischen ist unten ein Zimmer fertig – und im Garten hat sich vieles getan. Der gibt ihr Kraft und Halt.

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Kraft und Halt geben ist in und nach der Flut eher die Aufgabe von Malte Duisberg gewesen. Er ist Geschäftsführer der Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim in Gemünd, deren Häuser in Kall von der Flut hart getroffen wurden. Er spricht vom Modus des „Funktionierens“, den er und sein Team nicht ausgeschaltet hätten. Nicht, als sie die Senioren in die erste Etage brachten. Nicht, als sie mit ihnen die Nacht durchgestanden haben. Nicht beim Aufräumen. Nicht beim Aufbauen. Inzwischen ist die Pflegeeinrichtung am Kaller Markt wieder bezogen, nächsten Monat folgen die ersten Objekte des Betreuten Wohnens.

Es ist die schwierige Stimmungslage in den Flutgebieten, die auch mit diesen Schilderungen wieder so lebendig wird: Angst, Verzweiflung und Verlust. Die unfassbare Hilfsbereitschaft und Solidarität, die den Betroffenen von Helfern aus der ganzen Republik zuteilgeworden ist. Die Hoffnung und der Optimismus, die Heimat wieder aufzubauen.

Hendrik Wüst kündigt Gedenkwald mit 49 Bäumen an

Die Wunden, die die Flut geschlagen hat, thematisiert Wüst in seiner Ansprache nach dem Gottesdienst. Die sichtbaren der Zerstörung seien vielerorts bereist geschlossen. „Aber sind diese Wunden auch verheilt?“ Er versichert den Menschen, die den kraftraubenden und mit Rückschlägen verbundenen Wiederaufbau stemmen: „Wir bleiben an Ihrer Seite.“ Als Ort der Erinnerung, den die Landesregierung schaffen will, kündigt er einen Gedenkwald mit 49 Bäumen an – die an jeden einzelnen Menschen erinnern sollen, der in der Flut gestorben ist.

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Die Gedenkstele für die 26 Opfer der Flut im Kreis Euskirchen wurdeam Donnerstagnachmittag enthüllt. 

Es ist der Abend, an dem auch die Helfer, die in den vergangenen Monaten so viel geleistet haben, ihren Raum erhalten. Die Fürbitten im Gottesdienst sprechen neben einem Betroffenen ein Polizist und ein Notfallseelsorger. Und Elke Unterstetter von den Maltesern in Euskirchen. Sehr gefreut hat sie sich, dass so die Arbeit der Malteser und der anderen Hilfsorganisationen gewürdigt wird, die über Wochen im „Daueralarm“ gewesen sind.

Durchaus etwas politischer war es am Nachmittag, als Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und ihr NRW-Kollege Herbert Reul (CDU) in einer Gedenkstunde am Euskirchener Kreishaus auch die Blicke auf den Katastrophenschutz gelenkt haben. Der sei von der Politik mehr als stiefmütterlich behandelt worden, geben beide Minister unumwunden zu – und versichern, dass vieles verbessert werden solle.

Frank-Walter Steinmeier: „Sie sind nicht allein“

Dies spielt am Abend in der Herz-Jesu-Kirche keine entscheidende Rolle. Steinmeier verweist zwar darauf, dass beim Wiederaufbau auch Antworten auf die Fragen nach einem besseren Schutz zu finden seien. Doch die zentrale Botschaft des Bundespräsidenten ist eine andere. Bereits vor dem Gottesdienst und bei einem anschließenden Empfang im Alten Casino sucht er das Gespräch mit den Angehörigen der Opfer.

Sie stellt er auch in den Mittelpunkt seiner Ansprache, drückt seinen Respekt und seine Anerkennung für das aus, was sie trotz aller Verzweiflung beim Wiederaufbau leisten: „Heute bin ich hier, um mit Ihnen gemeinsam zu gedenken und zu trauern: Sie sind nicht allein.“