Mit den Zeiten ändern sich die Sorgen der Menschen in Nordrhein-Westfalen. Wie die aktuellsten Ergebnisse des NRW Checks, einer Befragung des Forsa-Instituts im Auftrag von 39 Tageszeitungen, zeigen, beschäftigen die ökonomischen Auswirkungen der Krise infolge des Ukraine-Kriegs die Menschen in Nordrhein-Westfalen am meisten. In der vierten Befragung im April sahen die Befragten die Corona-Pandemie und die steigenden Preise noch gleichwertig (jeweils 22 Prozent) als die größten Probleme im Land. Das ist nun anders. Nur noch neun Prozent sehen die Corona-Pandemie als größtes Problem. Inflation und steigende Preise werden hingegen von 40 Prozent genannt. Auch die Gefährdung der Energieversorgung wird von 30 Prozent als eines der größten Probleme gesehen – im April sagten das noch vier Prozent. Diese Einschätzung wird von sämtlichen politischen Lagern in ähnlicher Einschätzung geteilt.
Die Auswirkungen der Krise
Aus Sicht der meisten Befragten scheint sich die Krise außerdem eher zu verschlimmern als zu verbessern. Auf die Frage, wie sie die Preisentwicklung in nächsten Monaten erwarten, gaben drei Prozent an, dass sie sinken werden, 26 Prozent rechnen damit, dass sie gleich bleiben und eine eindeutige Mehrheit von 70 Prozent rechnet mit einer Steigerung. Das sehen vor allem die Befragten zwischen 18 und 29 Jahren so (76 Prozent). Die Einschätzung wird weiterhin von Personen sämtlicher Gehaltsklassen geteilt. 74 Prozent der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 2000 Euro rechnen damit (74 Prozent) ebenso wie diejenigen, die 4000 Euro oder mehr verdienen (71 Prozent).
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Deutlicher zeigen sich die Unterschiede dann, wenn nach den Sorgen bezüglich der steigenden Energiepreisen gefragt wird. Insgesamt sagen 58 Prozent der Befragten, dass sie befürchten, künftig in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Unter denjenigen, die weniger als 2000 Euro Haushaltsnettoeinkommen im Monat zur Verfügung haben, geben es 79 Prozent der Befragten an. Unter denen, die 4000 Euro oder mehr verdienen, sind es 39 Prozent.
Die Arbeit der Landesregierung
Tut die Landesregierung genug gegen steigende Preise? Nein, sagen 81 Prozent aller Befragten. Diese Mehrheit zeigt sich unabhängig von Altersklasse oder Gehaltsstufe der Umfrageteilnehmer. Auch bei der Frage, ob sich die Beteiligung der Landesregierung am Entlastungspaket des Bundesregierung auf die Finanzierung von anderen Vorhaben in Nordrhein-Westfalen auswirkt, zeigt sich ein klares Bild: 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie befürchten, dass durch die Beteiligung nicht mehr genügend Geld für anderes übrig bleibt.
Besonders zufrieden sind die Befragten mit der Arbeit der Landesregierung jedenfalls nicht: 54 Prozent geben an, nicht zufrieden zu sein. Das gilt für die Arbeit der CDU in der Landesregierung, hier sind 57 Prozent unzufrieden, gleichermaßen wie die Arbeit der Grünen, womit 58 Prozent nicht zufrieden sind. Hier zeigen sich allerdings Unterschiede in den Altersklassen: Die Befragten zwischen 18 und 29 Jahren und die Gruppe der Menschen über 60 zeigen ein vergleichsweise ausgeglichenes Bild bei der Frage nach der Zufriedenheit mit der Arbeit des Landesregierung. Bei den 18 bis 29-Jährigen sind 42 Prozent zufrieden, 49 Prozent sind nicht zufrieden. Bei den Menschen über 60 sind 43 Prozent zufrieden, 49 Prozent unzufrieden. Drastischer positionieren sich hingegen die Altersgruppen zwischen 30 und 44 Jahren (31 Prozent sind zufrieden; 62 Prozent sind nicht zufrieden) und zwischen 45 bis 59 Jahren (34 Prozent sind zufrieden, 57 Prozent unzufrieden).
Auch bei den Berufsgruppen zeigen sich Unterschiede. Vor allem Arbeiter und Angestellte (67 und 60 Prozent) sind unzufrieden mit der Arbeit der Landesregierung, wohingegen Beamtinnen und Beamte mehrheitlich sogar zufrieden (51 Prozent) statt unzufrieden (43 Prozent) sind.
Soziale Unterschiede
Die Gruppe der Arbeiter tritt an verschiedenen Stellen in der Befragung besonders in Erscheinung. So ist dort die Zustimmung auf die Frage, ob es sich bei der Landesregierung um eine Koalition der Besserverdienenden handele, in allen Berufsgruppen am höchsten: 60 Prozent antworteten hier mit Ja. Insgesamt kamen die Befragten hier zu keiner eindeutigen Tendenz: 43 Prozent stimmten für Ja, 38 Prozent für Nein. Auffällig hierbei: die Gruppen, die weniger als 3000 Euro Haushaltsnettoeinkommen im Monat zur Verfügung haben, stimmten eher mit Ja als diejenigen, die mehr verdienen.
Corona und andere Probleme
Angesichts der Energiekrise treten viele Probleme, die in früheren Befragungen noch als größte Probleme genannt wurden, in den Hintergrund. Nur noch neun Prozent sehen in der Corona-Pandemie eine der größten Herausforderungen. Nur wenige (29 Prozent der Befragten) sind allerdings der Meinung, dass die Landesregierung ausreichend Vorkehrungen getroffen hat, um im Falle einer neuen Corona-Welle im Herbst und Winter einen weitgehend normalen Schulbetrieb zu ermöglichen und gleichzeitig die Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu schützen. 51 Prozent sind der Meinung, dass nicht ausreichend Vorkehrungen getroffen wurden. Diese Einschätzung wird von sämtlichen Altersklassen in ähnlicher Weise geteilt. Dabei scheint es auch keinen Unterschied zu machen, ob im Haushalt Kinder leben oder nicht: 53 Prozent der Befragten mit Kindern und 50 der Befragten ohne Kinder teilen die Einschätzung, dass die Landesregierung nicht ausreichend Vorkehrungen getroffen hat. Mehrheitlich sind vor allem Anhänger der SPD dieser Meinung (64 Prozent der Befragten).
Etwas weniger wichtig scheint den Befragten im Vergleich zum April der Klimaschutz zu sein: 15 Prozent nannten ihn als eines der größten Probleme in NRW, im April waren es 18. Ähnlich verhält es sich bei der Frage, ob Migration und Flüchtlinge eines der größten Probleme im Land NRW darstellt: Im April glaubten das 16 Prozent, jetzt nur noch 13 Prozent der Befragten.