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Zunehmende HitzewellenKann der Rhein austrocknen?

Lesezeit 5 Minuten

Niedrigwasser in Köln.

  1. Klimaforschende warnen, dass der Rhein in Hitzeperioden austrocknen könnte. Wie wahrscheinlich ist das?
  2. Darüber sprach Carolin Raab mit Professor Karl Schneider vom Geographischen Institut der Universität zu Köln.

Kann der Rhein im Sommer tatsächlich austrocknen? Und wenn ja, wann?

Theoretisch ist es durchaus möglich, dass aus dem großen Fluss in einer Hitzeperiode ein dünnes Rinnsal wird. Es ist aber nicht möglich, einen konkreten Zeitpunkt vorherzusagen, wann der Rhein austrocknet. Man kann nur meteorologische Veränderungen beobachten und daraus übergeordnete Trends ableiten. Die sehr niedrigen Wasserstände, die wir in den letzten Jahren gesehen haben, werden in Zukunft häufiger auftreten und sie werden länger andauern.

Der Grundwasserpegel

Der Boden ist in NRW landesweit auch bis in größere Tiefen zu trocken und an jeder zweiten Messstelle ist der Stand des Grundwassers niedrig. Diese Folgen der anhaltenden Trockenheit nennt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in einem hydrologischen Statusbericht, auf den NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) am Dienstag hinwies. „Die #Klimakrise trifft #NRW mit Wucht: Seit Jahren zu geringe Niederschläge lassen die Hälfte der Grundwasserpegel auf niedrige und sehr niedrige Stände sinken. Das gefährdet Ökosysteme und am Ende auch unsere Wasserversorgung“, schrieb Krischer auf Twitter. (dpa)

Welche Ursachen stecken dahinter?

Dürren und Niedrigwasser treten dann ein, wenn über einen längeren Zeitraum wenig Niederschlag fällt. Dann leeren sich die Wasserspeicher, aus denen der Rhein sich speist. Vor allem der Boden, Feuchtgebiete, Seen oder das Grundwasser speichern Wasser, das auch längere Zeit nach dem Niederschlag, also in Trockenperioden, den Abfluss im Rhein sicherstellt. Wenn diese Speicher aber leer sind, kann auch kein Wasser mehr fließen. Wenn umgekehrt sehr viel Regen in sehr kurzer Zeit fällt, kann das aber genauso negative Folgen haben: Der Niederschlag fällt dann so schnell, dass er vom Boden nicht richtig aufgenommen werden kann und stattdessen an der Oberfläche abfließt. Daraus kann Hochwasser entstehen. Das Wasser, das bei Hochwasser schnell abläuft, fehlt wiederum bei Niedrigwasser, weil es eben nicht im Boden oder dem Grundwasser gespeichert wurde.

Welche Rolle spielt der Klimawandel dabei?

Die Polarregionen erwärmen sich in Folge des Klimawandels stärker als die Tropen. Der Temperaturunterschied zwischen diesen beiden Regionen treibt unsere Windsysteme an. Wenn der Unterschied geringer ist, werden also die Windsysteme langsamer. Dadurch verweilen die Hoch- und Tiefdruckgebiete länger an einer Stelle. Deshalb kommt es auch bei uns in Europa vermehrt zu Extremwetterlagen wie etwa Dürreperioden mit langen Zeitspannen zwischen Regenfällen oder auch heftigen Gewittern.

Folgen für die Binnenschifffahrt und die Tierwelt

Das Ufer eines zurückgegangenen Fluss.

Trocknet der Rhein aus, kann das Auswirkungen auf die Binnenschifffahrt haben. Allein im Jahr 2020 wurden nach Informationen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Rhein (WSV) mehr als 120 Millionen Tonnen Güter über den Fluss transportiert. Ist der Wasserstand zu niedrig, können Schiffe weniger Fracht laden. Das hängt mit der sogenannten Abladetiefe zusammen. Sie gibt an, wie tief ein Schiff mit seiner jeweiligen Ladung ins Wasser einsinkt. „Am Montag, 25. Juli lag der Pegelstand am Pegel Köln bei 1,20 Metern. Das entspricht einer Fahrrinnentiefe von etwa 2,30 Metern, die als Abladetiefe zur Verfügung steht“, sagt Christian Hellbach vom WSV. Der niedrigste Pegel, der je für Köln gemessen wurde, lag laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung im Jahr 2018 bei 69 Zentimetern. „Die meisten Schiffe, die im Bereich Köln unterwegs sind, können mit einer Abladetiefe von 2,50 bis 4,50 Metern fahren. Wenn der Wasserstand aber nur eine Fahrrinnentiefe von 2,30 Metern hergibt, kann das Schiff auch nur bei 2,30 Metern abladen, sonst würde es stecken bleiben.“ Bis zu welchem Pegelstand ein Gütertransport auf dem Rhein grundsätzlich möglich ist, ließe sich allerdings nicht pauschal sagen. Das hänge von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Größe eines Schiffes oder der jeweiligen Fahrstrecke.

Für die Tiere und besonders die Fische, die im Rhein leben, kann die Trockenheit schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. „Die Rheinabschnitte haben eine unterschiedliche Bedeutung als Laichplätze, Nahrungs-, und Ruhehabitate für Fische“, sagt Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). „Wenn Flachwasserzonen trocken fallen und sich der Rhein auf die Fahrrinne zurückzieht, geht dieser wichtige Lebensraum für etliche Tierarten verloren oder wird eingeengt.“ Das trifft auch Fischarten, die vom Aussterben bedroht sind wie Lachse und Maifische. Wanderfische, die durch den Rhein zu anderen Flüssen wie Ruhr oder Ahr ziehen, um dort ihre Eier abzulegen, kommen nicht ans Ziel, wenn der Rhein austrocknet. (crb)

Was würde passieren, wenn der Rhein austrocknet?

Darüber könnte man ganze Vorlesungen halten. Aus ökologischer Sicht hätte es für die im Rhein lebenden Tiere offensichtlich gravierende Folgen. Hat der Fluss wenig Wasser, erwärmt er sich deutlich. Je wärmer das Wasser ist, desto niedriger ist auch der Sauerstoffgehalt: Die Fische können dann nicht mehr genug Sauerstoff aufnehmen und sterben. Gleichzeitig steigt mit der Temperatur die Aktivität von Mikroorganismen. Und das führt zu höherem Sauerstoffbedarf. Viele Tierarten können sich diesem Temperaturanstieg nicht anpassen.

Wie sähen die wirtschaftlichen Folgen für die Region aus?

Aus ökonomischer Sicht wäre die Schifffahrt natürlich auch betroffen. Die Schiffe können derzeit nur mit reduzierter Fracht fahren. Das stört wiederum empfindlich den Fluss von Waren und damit die Produktion. Ebenso ist der Fremdenverkehr vom Wasserstand abhängig, nicht nur die Rheinschifffahrt, auch Hotels und Gaststätten: Man kann nicht mit einem Rheinblick werben, wenn der Rhein nicht zu sehen ist.

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Und wie kann man das verhindern?

Es ist wichtig, die Wasserspeicher zu schützen. Das heißt, dass wir das Wasser in der Landschaft wie in einem Schwamm halten, also in Feuchtgebieten wie Auen, Mooren und Sümpfen. Häufig wurden diese Gebiete in der Vergangenheit künstlich entwässert. Außerdem muss das Wasser den Boden richtig durchdringen können. Das gilt sowohl für den heimischen Garten als auch für die Stadt. Dort könnte es helfen, weniger Flächen zu versiegeln – also zuzubetonieren– damit der Niederschlag im Boden versickern und das Grundwasser erreichen kann. Zisternen, die Regenwasser speichern, helfen natürlich auch, um Wasser zu speichern und bei Dürre etwa für die Gartenbewässerung bereitzustellen.