Ausweis bis 18 Jahren kostenlosStadtbibliothek bietet jetzt auch Outdoor-Spiele an
Köln – Riesenmikado, Pedalo, Wikingerschach, Aquaplay oder das absolute Trendspiel Spikeball, bei dem zwei Teams einen kleinen Ball auf ein Minitrampolin prallen – draußen aktiv sein macht Spaß, erst recht mit Freunden. Aber attraktive Spiele kosten nicht selten mehr als 100 Euro. Zuviel für viele Menschen.
Weil das so ist, gibt es diese Spiele und 46 weitere jetzt in der Zentralbibliothek am Neumarkt und in den meisten Stadtteilbibliotheken. Wer Mitglied ist, kann sie sich ausleihen, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre bekommen den Bibliotheksausweis kostenlos. Die Idee für diese Erweiterung der „Bibliothek der Dinge“ hatten die beiden Leiterinnen der Kinderbibliothek, Miriam Wigger und Pamela Baber. Ihre Chefin Hannelore Vogt war begeistert. „Sie ist im Team bekannt für schnelle Umsetzung sinnvoller Projekte. Wir konnten sofort mit der Suche nach geeigneten Spielen beginnen“, erinnern sich Wigger und Baber. „Rechtzeitig vor den Osterferien gingen die Spiele in die Ausleihe.“
80 Prozent der Spiele ausgeliehen
Seitdem ist die Nachfrage riesig. 80 Prozent der Spiele sind im Schnitt ausgeliehen, sechs Stadtteilbibliotheken haben ebenfalls Großspiele im Verleih, die übrigen wollen auch einsteigen. Die Spiele sind qualitativ gut und robust, denn auch Nachhaltigkeit ist dem Bibliotheksteam wichtig. Waren es zunächst 35 verschiedene Outdoor-Spiele, hat das Team jetzt auf 50 aufgestockt.
„Viele Kunden leihen sich das Outdoor-Material für Kindergeburtstage aus, die sonst oft mit hohen Kosten oder sehr viel Vorbereitung verbunden sind“, so Wigger. Andere wollen ihr Hoffest mal anders gestalten. Oder auch das traditionelle Familientreffen auf ungewöhnliche Art auflockern. Gemeinsam haben sie alle eines: Begeisterung. Neben viel Lob und Anerkennung gibt es auch Wünsche. „Es freut uns besonders, wenn unsere Kunden Vorschläge haben oder uns Rückmeldung geben“, sagt Baber.
Genutzt werden die Spiele auch beim Cafe Vinok, einem Angebot für ukrainische Frauen und ihre Kinder. „Jeden Freitag Nachmittag kommen hier zwischen 50 und 80 Frauen zusammen, tauschen sich bei einem Kaffe aus und nutzen das Beratungsgebot“, sagt Hannelore Vogt.
Ort der Begegnung - ohne Konsum
Währenddessen probieren die Kinder draußen – begleitet von Pädagogen von IN VIA und dem Verein „Sei Stark!“ – LaufDollies, Dosenwerfen und jede Menge Ballspiele aus. Oder probieren, ob sie das kunterbunte Schwungtuch zusammen zum Fliegen bringen.
„Auch durch solche Angebote werden unsere Bibliotheken zum ’Dritten Ort’. Hier können sich Menschen begegnen, ohne zu konsumieren: Sie können hier lernen, lesen, musizieren“, schildert Vogt. Teil des Konzeptes sei auch, etwa technisches Gerät nicht nur auszuleihen, sondern „zu erklären, wie man es bedient und sinnvoll einsetzt“.
Vollständig umgesetzt wurde das Konzept des sogenannten „Dritten Ortes“ bereits in der im Jahr 2018 umgestalteten Stadtteilbibliothek in Kalk, die, ebenso wie montags die Zentralbibliothek, ohne Personalbesetzung für Mitglieder kostenlos zugänglich ist. „Das Angebot wird sehr gut angenommen. Und es gibt weder Diebstähle noch Beschädigungen in den Räumen“, freut sich Vogt. „Wenn Orte so gestaltet sind, dass Menschen sie als die ihren ansehen, passiert das nicht.“ Diesen Effekt haben auch die Leiterinnen der Outdoor-Ausleihe der Bibliothek festgestellt: „Unser einziger Schwund in dreieinhalb Monaten ist ein Bumerang. Der hängt bis heute unerreichbar in einem Baumwipfel.“
Experimentierkästen für Kinder und Jugendliche
„Wir wollen den demokratischen Gedanken der gleichberechtigten Zugänglichkeit in vielfacher Hinsicht umsetzen“, sagt Vogt. „Deshalb bieten wir schon seit längerem Experimentierkästen für Kinder und Jugendliche an, die sich für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik interessieren.“ Denn Materialien in den MINT-Bereichen sind in der Anschaffung sehr teuer.
Die Mint-Bibliothek der Dinge gibt es seit 2018; seitdem wurde sie stark ausgeweitet. Materialien der Leseförderung und des spielerischen Lernens gehören seit langem zum Angebot. Ein sehr eifriger Nutzer der Experimentierkästen ist der fünfjährige Jascha. Seine Mutter Ina leiht gerade wieder zwei neue Kästen für ihn aus. „Er hat schon viele der Kästen durchgearbeitet, auch manche für ältere Kinder. Solche Dinge machen ihm einfache einen Riesenspaß“, freut sie sich.
Um auch Kinder und Jugendliche, die in der Regel nicht mit ihren Eltern in eine Bibliothek gehen, an das kostenlose Angebot heranzuführen, laden Wigger und Baber gezielt Kölner Schulklassen ein. „In den Gruppen gibt es immer eine handvoll Kinder, die unsere Materialien noch nie gesehen haben“, sagen sie. „Manche von ihnen kommen dann später wieder, weil sie einen Bibliotheksausweis beantragen möchten. Das freut uns sehr. Und ist immer wieder ein ganz besonderer Moment.“