Köln – Großer Bahnhof für Bio: Anlässlich seines 85. Geburtstags, den er am 10. Juli im kleinen Kreis in seiner Wohnung am Stadtgarten gefeiert hat, wurde TV-Legende Alfred Biolek am Freitag von Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit einem Empfang im Historischen Rathaus geehrt. Der Grandseigneur der deutschen Fernsehunterhaltung, der mit Sendungen wie „Bio’s Bahnhof“, „Boulevard Bio“ und „Alfredissimo“ TV-Geschichte geschrieben hat, war vor vielen Jahren von Berlin nach Köln gezogen.
Die Ehrung bedeute ihm viel, sagte Biolek, nachdem er sich im Gästebuch der Stadt verewigt hatte. „Köln ist meine Heimat geworden. Ich fühle mich wohl hier und würde nie wieder aus Köln wegziehen.“
Biolek als „Vorbild für die Gesellschaft“
Reker würdigte den Talkmaster, Entertainer, Fernsehproduzenten und Kochbuchautor als „Vorbild für die Gesellschaft“. Gerade in heutigen Zeiten, „in denen Sensation und Abgrenzung oft die Mittel der Wahl sind, können wir von Ihrer Haltung mehr als nur eine Prise lernen“, betonte die OB. Biolek sei im TV „authentisch wie im wahren Leben“ gewesen. Jemand, der das Verbindende suche, nicht das Trennende.
Mit „anspruchsvoller, gepflegter Unterhaltung“ habe Biolek die Fernsehkultur in Deutschland geprägt, so Reker, die sich als Fan outete. „Ich bin eine treue Zuschauerin Ihrer Sendungen gewesen.“ Sie erinnerte auch an sein Engagement als erster deutscher UN-Sonderbotschafter für Weltbevölkerung im Kampf gegen Aids, als Förderer von Kleinkunst und Nachwuchstalenten und als Gründer des Alten Wartesaals.
Geboren in der damaligen Tschechoslowakei
Geboren 1934 in Freistadt in der damaligen Tschechoslowakei wächst Alfred Franz Maria Biolek ab 1946 in Waiblingen (Baden-Württemberg) auf. Sein Jura-Studium in Freiburg, München und Wien schließt er mit der Promotion ab, fängt 1963 beim ZDF als Justiziar in der Rechtsabteilung an. Bald wechselt er in den Show-Bereich, moderiert TV-Sendungen wie „Drehscheibe“ und „Tips für Autofahrer“. Nach seinem Umzug nach München 1970 ändert er seinen Lebensstil, wird Teil der Künstler-Bohème.
1974 gelingt ihm der Durchbruch als Produzent der Show „Am laufenden Band“ mit Rudi Carrell – eines der erfolgreichsten TV-Formate der 1970er-Jahre. Parallel dazu bringt er im Kölner Senftöpfchen-Theater das Talk-Format „Wer kommt, kommt“ auf die Bühne. Daraus wird 1976 die bis heute existierende WDR-Sendung „Kölner Treff“.
Endgültiger Aufstieg mit „Bio’s Bahnhof“
Am 9. Februar 1978 gelingt Biolek der endgültige Aufstieg in die Ruhmeshalle der TV-Unterhaltung. Seine neue Samstagabend-Musikshow „Bio’s Bahnhof“ produziert er in einem ehemaligen Eisenbahndepot in Frechen – dem bis dato ungewöhnlichsten Studio im deutschen Fernsehen. Die Gäste werden mit historischen Zügen ans Set gefahren, die Zuschauer sitzen im feinen Zwirn zwischen alten Eisenbahn-Signalen.
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Bio lädt internationale Künstler wie Ray Charles, Kate Bush und Sting nach Frechen ein, bei ihm stehen Udo Lindenberg und Nana Mouskouri gemeinsam auf der Bühne, und US-Entertainer Sammy Davies, Jr. schwärmt vor laufender Kamera, das sei „die außergewöhnlichste und wunderbarste Fernsehsendung“, in der er je zu Gast gewesen sei. Doch nach vier Jahren ist Schluss, weil Bio etwas Neues ausprobieren will.
Mit 72 verabschiedet er sich aus dem Show-Geschäft
In seinen Talkshows „Bei Bio“ und „Boulevard Bio“empfängt er fortan Prominente aus Politik, Showbusiness und Sport, aber auch unbekannte Menschen, die interessante Geschichten zu erzählen haben. Als Helmut Kohl 1996 auf seinem Talk-Sessel Platz nimmt, ist es der erste Auftritt des Bundeskanzlers in einer Unterhaltungssendung. Zuvor hat Biolek Ende 1994 die Koch-Show „Alfredissimo“ ins Leben gerufen, in der er gemeinsam mit Prominenten kocht – ein Format, das bis heute zahlreiche Nachahmer findet.
2007, mit 72, beendet er seine TV-Karriere. Nach einem Treppensturz 2010 fällt er ins Koma, verliert die Erinnerung. Mühsam kämpft er sich mit Hilfe seines Adoptivsohns Scott Biolek-Ritchie (50) zurück, lebt seitdem zurückgezogen. Selbst zu kochen ist ihm mittlerweile zu anstrengend, den geliebten Wein trinkt er seit langem alkoholfrei.
„Das war große Kunst.“
Der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen lobte Bioleks Qualitäten als Talkmaster. „Er hat die Gäste so behandelt, dass sie aus sich herauskommen konnten. So hat er auch die verstocktesten Politiker zum Reden gebracht. Das war große Kunst.“ Gegenüber der Rundschau beschrieb Biolek sein Rezept so: „Ich war kein Journalist, der Fragen stellt, sondern ich habe mit den Gästen Gespräche geführt.“
Die hätten dann oft vergessen, dass sie in einem Fernsehstudio sitzen. Was sein Rezept für die nächsten Jahre ist? „So zu bleiben, wie ich bin.“ Er hadere nicht mit den Einschränkungen des Alters, sondern sei zufrieden mit seinem Leben. Wie ihm das gelinge, könne er nicht sagen. „Das ist einfach so.“