AboAbonnieren

Fotos & NotizenAlfred Biolek vermacht seine Fernsehakten dem Historischen Archiv

Lesezeit 3 Minuten

Blick in alte Notizen: Alfred Biolek (r.) , sein Adoptivsohn Scott und Archivleiterin Dr. Bettina Schmidt-Czaia.

Köln – Stufe für Stufe müht sich Alfred Biolek (84) hinauf in den Lesesaal des Historischen Archivs der Stadt und weiter in einen Vortragsraum. Langsam sind seine Schritte, der einstige Moderator und Fernseh-Koch hat sich bei seinem Adoptivsohn Scott Biolek (48) eingehakt. Schließlich lässt er sich auf einen Stuhl sinken, vor ihm liegen einige Mappen, gefüllt mit Zeitungsartikeln, Fotos und persönlichen Notizen. Es sind die Vorbereitungen des Fernsehmannes auf seine Sendung „Boulevard Bio“, die zwischen 1991 und 2003 insgesamt 485 Mal ausgestrahlt wurde.

Seinen „Vorlass“, so nennt es Archiv-Leiterin Dr. Bettina Schmidt-Czaia korrekt, hat Biolek der Stadt überlassen, etwa 30 Kisten voller Informationen über seine Talk-Gäste – von Franz-Josef Strauß, dem einstigen Ministerpräsidenten von Bayern, über Wolfgang Schäuble (CDU) bis hin zu Schauspieler Willy Millowitsch. Angelegt und gesammelt wurden die Unterlagen von den Mitarbeitern seiner einstigen Produktionsfirma „Pro GmbH“. Ob er sich auf bestimmte Gäste besonders vorbereiten musste? „Nein, ich habe alle Gäste als Menschen behandelt, nicht als Funktionsträger“, erzählt er mit brüchiger Stimme. Ihn habe stets interessiert, wie lebt jemand und was isst er, so Biolek.

Akten werden digitalisiert

Schon im Februar hatte die Archivleiterin bei Biolek angefragt, ob er seine Unterlagen zur Verfügung stellen wolle. „Er stand uns sehr offen gegenüber, im August kam die erste Wagenladung Akten bei uns an“, sagt Schmidt-Czaia. Sukzessive seien die Unterlagen – zu denen auch handgeschriebene Protokolle von vertraulichen Vorgesprächen gehören – digitalisiert worden und stünden nun der Öffentlichkeit zur Verfügung. „Teilweise müssen wir Fristen wahren, wenn Persönlichkeitsrechte berührt werden. Es freut uns, dass Herr Biolek uns die Unterlagen vertrauensvoll überlässt“, sagt sie. Weitere Lastwagen-Ladungen sollen folgen.

Alfred Biolek lebt mit seinem Adoptivsohn, einem Engländer, in Köln. Beide kennen sich seit rund 30 Jahren. Zuletzt hatte Biolek noch ein Kochbuch veröffentlicht, der Titel lautet „Die Rezepte meines Lebens“, ein Bestseller. Jahrzehnte hatte Biolek das Unterhaltungsprogramm durch seinen sehr persönlichen und offenen Interview-Stil in seinen Sendungen „Bio’s Bahnhof“ oder „alfredissimo!“ geprägt. Wird es weitere Bücher geben? „Es gibt eine Küchenkladde mit vielen Rezepten. Aber die liegt in irgendeinem Schrank“, sagt Scott Biolek, der seinem Stiefvater im Alltag unterstützt.

Interviews fallen Alfred Biolek inzwischen sichtlich schwer. Kurz sind seine Antworten, zuweilen hat er Verständnisprobleme. Ob der Politiker Strauß ein komplizierter Interviewgast war, will jemand von ihm wissen. „War okay“, antwortet Biolek. Ob er er sich als Kölner sehe und in der Stadt wohlfühle? „Ich fühle mich sehr wohl hier“, sagt er knapp. Viele Freunde habe er hier, ergänzt er nach einer Weile. Dann ist alles gesagt. Und die Bioleks trippeln hinaus.