Köln – Die Diskussion um eine mögliche Versetzung der Skulptur „Ruhender Verkehr“ des Künstlers Wolf Vostell auf dem Hohenzollernring bekommt eine neue Wendung. Nachdem die Bezirksvertretung Innenstadt bereits am 10. März auf Antrag der Grünen-Fraktion beschlossen hatte, die Skulptur zu versetzen, hat sich nun der Sohn der verstorbenen Künstlers, Rafael Vostell, eingeschaltet und sich gegen eine Versetzung ausgesprochen.
Überrascht von einem Pressebericht richtete er am Dienstag ein Schreiben an Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). „Ich habe sie freundlich aufgefordert, uns anzuhören, damit die Bezirksvertretung auch die Position des Künstlers kennt“, sagte Rafael Vostell der Rundschau.
Standort-Diskussion schon seit vielen Jahren
Ein Schreiben ging auch an Günter Leitner aus der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung, die Christdemokraten hatten gegen die Versetzung des Kunstwerks gestimmt. „Mich hat überrascht, dass man mich als Urheberrechtsinhaber der Skulptur vorher weder gefragt noch in Kenntnis gesetzt hat. Es hat mich eiskalt erwischt“, sagte Vostell.
Aus der Verwaltung ist ebenfalls Verwunderung zu hören – und zwar darüber, dass Vostells Sohns sich nun plötzlich meldet. Die Standort-Diskussion läuft ja seit vielen Jahren, flammt immer wieder mal auf. Die Frage: Soll das Kunstwerk tatsächlich in der Mitte einer Straße stehen oder nicht doch auf einem Parkplatz? Wolf Vostell selbst hatte dazu einmal gesagt: „Meine Plastik soll am besten in einer Parkreihe stehen bleiben. Das wäre die ideale gesellschaftliche Relevanz.“ Außerdem solle sie in einer belebten Gegend und in einer Straße mit fließendem Verkehr stehen.
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Vostells Sohns Rafael ist der Meinung: Die Skulptur gehört zum gesellschaftlichen Leben der Stadt. Der Standort auf den Ringen sei perfekt. Dort sei der „Ruhende Verkehr“ zu einer Art Wahrzeichen geworden. „An der Skulptur ist Leben. Da wird gefeiert, da wird getanzt, da kommen Leute und machen Selfies, junge Leute küssen sich dort zum ersten Mal oder machen ihren Verlobungsantrag. Das hat meinem Vater auch so gut gefallen.“ Es gehöre zur Kunst dazu, dass sie zu den Menschen komme. Es sei „fatal“, wenn dies verloren gehen würde, meint Rafael Vostell. Dass die Skulptur ursprünglich einen realen Parkplatz besetzen sollte, sei zwar im Konzept des Künstlers vorgesehen gewesen. Damit begründeten auch die Grünen ihren Antrag in der Bezirksvertretung.
Künstler-Sohn fordert Restaurierung
Rafael Vostells Sorge ist aber, dass das Kunstwerk seine Lebendigkeit auf einem Parkplatz in einer Nebenstraße verliere. Viel wichtiger als die Standort-Diskussion sei dem Künstler aber ein anderer Punkt. „Die Skulptur muss restauriert werden. Der Beton bröckelt an einigen Stellen.“
Tatsächlich hat der „Ruhende Verkehr“ laut Experten einen hohen Stellenwert. Das Stadtlabor Köln hatte ihn als Ikone der Kunst der Sechziger und eine der „wohl prägnantesten und präzisesten Skulpturen im Kölner öffentlichen Raum“ bezeichnet.
53 Jahre „Ruhender Verkehr“
1969 hat der Künstler Wolf Vostell seinen Opel Kapitän in der Domstraße einbetoniert. Danach wechselte das Kunstwerk namens „Ruhender Verkehr“ häufig den Standort. Es stand auch schon am Josef-Haubrich-Hof, zwischenzeitlich auch auf Ausstellungen in Paris und Berlin, dann wieder im Josef-Haubrich-Hof. Wegen des Baus des neuen Ärztehauses wird die Skulptur 1986 im Bauhof Alteburger Straße untergestellt. 1988 schlägt der Kölnische Kunstverein als neuen Platz eine Parktasche an der Cäcilienstraße vor. Doch die Bezirksvertretung Innenstadt hat andere Pläne.
1989 wechselte das Auto deshalb auf den Mittelstreifen des Hohenzollernrings nördlich des Rudolfplatzes. Standort-Diskussionen gab es seitdem immer wieder. (mhe)