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Renault in KölnWeltkonzern zieht ins Mülheimer Loft Haus

Lesezeit 4 Minuten
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Das Loft Haus in Mülheim

Köln – Letztendlich ging es gar nicht mehr um die Frage Brühl oder Köln. Dass die deutsche Renault-Zentrale nicht am bisherigen Standort bleiben würde, war bereits im Vorfeld bekannt geworden. Größter Widersacher der Kölner war aber nicht das eigene Umland, sondern das Umfeld Berlin/Brandenburg. Dort wurde ebenfalls eifrig um die Franzosen gebuhlt. Immerhin konnte man hier bereits einige Zulieferer sowie den Elektro-Giganten Tesla vorweisen.

Dass es letztlich nicht so weit kam und Renault nach 63 Jahren wieder in die Domstadt zurückkehrt – der Sitz der Zentrale war hier schon einmal von 1954 bis 1959 ansässig – mag auch an einer ganz besonderen Immobilie gelegen haben.

I/D Cologne

Das Projekt I/D Cologne wird in elf Bauabschnitten realisiert. Bis 2026 entstehen elf Gebäude mit rund 160 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche. Im „Haus am Platz“ wurden 12 500 Quadratmeter an Siemens sowie 6000 Quadratmeter an den IT-Experten Cancom vermietet. Das Patiohaus mit 13 000 Quadratmetern ist von den Coworking-Spaces Design Offices sowie von der Art-Invest Real Estate bezogen worden. Beide Immobilien gehören zu den ersten beiden Bauabschnitten von I/D Cologne.

Das Moxy Hotel wird voraussichtlich im Sommer 2022 eröffnen. Neben dem Franchiseunternehmen L’Osteria und der Bäckerei Mauel sind mit den Five Guys, Ma’Loa sowie Shi-Pleasure Eating bereits einige Gastro-Betriebe vertreten, weitere sind geplant.

Das Quartier bietet Platz für etwa 7000 Arbeitsplätze. Die Ausrichtung ist speziell auf die digitale Transformation sowie eine moderne Arbeitskultur ausgelegt. Das ehemalige Güterbahnhofsgelände ist seitens der Stadt Köln ausschließlich für gewerbliche Nutzung vorgesehen.

Der Automobilhersteller Renault wurde 1899 in Boulogne-Billancourt in Frankreich gegründet. Nach der strategischen Allianz zwischen Renault und Nissan im Frühjahr 1999 ist Renault-Nissan-Mitsubishi einer der größten Automobilhersteller der Welt. Im Jahr 2015 arbeiteten weltweit über 120 000 Mitarbeiter bei Renault und produzierten 2,8 Millionen Fahrzeuge.

Die Renault-Gruppe (Renault, Dacia, Alpine) hatte im Jahr 2020 in Deutschland einen Marktanteil von insgesamt 6,35 Prozent, die Zahl der Neuzulassungen erreichte hier 202 500 Einheiten. Die Gruppe ist damit nach eigenen Angaben weiter stärkster Importeur auf dem deutschen Markt. (two)

Das Unternehmen und mit ihm die Konzerntochter Dacia ziehen ins Mülheimer Loft Haus am Bürostandort „I/D Cologne“ auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs. Dorthin, wo auch die Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK) einst große Pläne hatte. „Wir sind sehr glücklich, eine zukunftsweisende Immobilie in einem äußerst spannenden und urbanen Umfeld gefunden zu haben“, erklärte Markus Siebrecht, CEO von Renault Deutschland. Eine „neue moderne Art des Arbeitens, die neben der Nachhaltigkeit auch die Flexibilität und das Wohlergehen der Mitarbeiter in den Fokus stellt“, werde Einzug halten. Der Umzug ist für Ende 2022, Anfang 2023 geplant, der Mietvertrag ist zunächst auf zehn Jahre angelegt.

Showroom im Erdgeschoss

Rund 4500 Quadratmeter wird Renault belegen. Der Konzern wird die oberen vier Etagen inklusive Dachterrassen und Innenhof sowie das Erdgeschoss in Beschlag nehmen, das als Show-Room sowie als offenes Entree konzipiert wurde. Etwa 300 Mitarbeiter sollen von Mülheim aus die Geschicke des Konzerns in Deutschland leiten.

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Nicht mitkommen wird Renault-Partner Nissan. Und weil man sich bei Renault auch für eine elektrisch angetriebene Zukunft gewappnet sieht, wurde in Mülheim auch gleich der aktuelle Megane E-Tech ins Rampenlicht gerückt. „Ein großartiges Signal für die Stadt“ sei dies, bekräftigte Kölns OB Henriette Reker. „Wir sind sehr stolz, dass die internationale Strahlkraft des Automobilstandorts Köln, wo schon die Wiege des Motorenbaus stand, kontinuierlich zunimmt.“ Dies sei „ein guter Tag für Köln“.

Und noch jemand fand nur lobende Worte für die prominente neue Mieterin: „Als Pionier und Marktführer auf dem Gebiet der Elektromobilität passt das Unternehmen hervorragend zu unserer Vision von einem innovativen, zukunftsorientierten und nachhaltigen Gewerbequartier“, erklärte Arne Hilbert, Geschäftsführer von Art-Invest Real Estate, die das Areal gemeinsam mit der Osmab Holding als Joint-Venture entwickel.

IHK kaufte das Gebäude vor drei Jahren

Das Mülheimer Loft Haus ist ein Gebäude mit eigener Historie, noch bevor es überhaupt in diesem Jahr fertiggestellt wird. Knapp 33 Millionen Euro hatte man vor drei Jahren bei der IHK ausgegeben, um eine neue, zeitgemäße Zentrale zu errichten.

Das denkmalgeschützte Gebäude in der Innenstadt an Unter Sachsenhausen hätte grundsaniert werden müssen, allerdings zu deutlich höheren Kosten. Die Lösung sollte eben jenes Loft Haus im Rechtsrheinischen sein.

Doch die Zweifel in der HK wuchsen stetig, am Standort in Mülheim, am Gebäude selbst, an der Sinnhaftigkeit des ganzen Unterfangens. Im Oktober letzten Jahres schließlich beschloss die Vollversammlung der IHK die Rückabwicklung des Kaufes an die Art-Invest.

2,145 Millionen Euro Kosten für Rückabwicklung

Mit der Rückabwicklung kommen allerdings Kosten in Höhe von 2,145 Millionen Euro auf die IHK Köln zu, die sie an den Verkäufer zahlen muss.

Dieser Betrag ergibt sich laut Aussage der Kammer aus der Rückerstattung der Grunderwerbssteuer, die die IHK Köln bei der vollzogenen Rückabwicklung des Loft Haus-Kaufs erhält. Letztendlich sind nun ein Neubau in der Innenstadt (Ringe/Deutz) oder eine Sanierung des alten Gebäudes im Bankenviertel im Gespräch, dann aber in einer neuen Variante.