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Prozess in KölnDrach will Staatsanwaltschaft anzeigen – Mitangeklagter hat Kopfweh

Lesezeit 4 Minuten
Drach im Gericht

Thomas Drach beim ersten Prozesstag in Köln 

Köln – Thomas Drach kommt kurz vor 8.30 Uhr im Kölner Landgericht an. Anders als erwartet aber per Auto und nicht mit dem Hubschrauber. Es sei zu windig gewesen, um den Angeklagten mit dem Helikopter einzufliegen, heißt es. Auch die Beeinträchtigung des Verkehrs durch Straßensperrungen in der Luxemburger Straße hält sich, anders als zuvor angekündigt und erwartet, am Dienstagmorgen vorerst in Grenzen.

Drach Prozess im Gericht

Thomas Drach beim ersten Prozesstag in Köln 

Zu Stau und Verzögerungen kommt es hingegen am Gerichtseingang aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen beim Prozess gegen den Reemtsma-Entführer Thomas Drach. Erst anderthalb Stunden später beginnt der Prozess, der ursprünglich 9 Uhr starten sollte. Wie der Anwalt von Thomas Drach außerdem informiert, konnte sich Drach den Saal 112 bereits am Dienstagvormittag anschauen und wurde danach in eine Spezialzelle im Gericht gebracht.

Fenster lassen sich nicht öffnen: Drach-Prozess wird unterbrochen

Doch kaum hat der Angeklagte am Dienstag auf der Anklagebank Platz genommen, findet die Verhandlung schon wieder ein jähes Ende: Der Gerichtssaal muss geräumt werden. Alle Journalisten und Zuschauer müssen den Saal wegen des Infektionsschutzes verlassen. Ein Fenster, das geöffnet werden sollte, geht nicht auf. „Wir sitzen hier wie im Kaninchenstall“, kommentiert einer der Anwälte der Situation.

Einer der Mitangeklagten klagt zudem über Kopfschmerzen und verlangt nach einer Tablette. Der Anwalt des Mitangeklagten moniert zudem, man habe seinem Mandanten zuvor ein Glas Wasser verwehrt.

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Offenbar gut gelaunt scheint der Angeklagte Thomas Drach zu sein.

Drach Polizisten vor Gericht

Polizisten sichern das Gericht. 

Nachdem mobile Luftfilter in den Saal geschoben wurden und der Mitangeklagte seine Kopfschmerztablette bekommen hat, kann der Prozess fortgesetzt werden. Kurz vor der Verlesung der Anklage meldet sich Thomas Drach zu Wort: „Ich möchte Strafanzeige gegen die Staatsanwaltschaft wegen Urkundenfälschung stellen“. Der Vorsitzende Richter reagiert darauf und weist Drach daraufhin, dass man dafür nicht zuständig sei und er das später gerne tun könne. Dann wird die Anklage verlesen.

Prozess gegen Thomas Drach: Auch alte Raubüberfälle sollen Rolle spielen

Der einstige Reemtsa-Entführer steht wegen der mutmaßlichen Beteiligung an Raubüberfällen in Köln und Frankfurt vor Gericht. Drach soll laut Anklage an einem Raubüberfall am Flughafen Köln/Bonn, am Überfall auf einen Ikea-Geldtransporter in Köln-Godorf im März 2018 und einen Ikea-Geldtransporter in Frankfurt im November 2019 beteiligt gewesen sein. Im Fall des Überfalls am Flughafen Köln/Bonn sieht sich Drach zudem auch mit einer Anklage wegen versuchten Mordes konfrontiert.

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Mehrere Pkw kommen zum Auftakt des Prozesses gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach am Landgericht an.

Zudem will sich das Gericht laut Informationen aus Justizkreisen auch mit nicht aufgeklärten Raubüberfallen aus der Vergangenheit befassen, die zwar verjährt sind, aber an denen Drach möglicherweise ebenfalls beteiligt war und die Drachs Gefährlichkeit deutlich machen sollen. Die Taten liegen zwischen 1991 und 1995. Laut „Spiegel online“ könnte es auch um einen Raubüberfall im Jahr 1991 gehen.

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Angeklagter Thomas Drach beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Bei dem Überfall auf einen Geldtransporter nahe einem Esbella-Supermarkt in Mannheim waren die Täter unter anderem mit einer Walther-Maschinenpistole ausgestattet, sie erbeuteten rund 320.000 D-Mark.

Prozess gegen Thomas Drach in Köln: Staatsanwältin fordert Sicherheitsverwahrung

„Die Gesamtwirkung des Angeklagten Drach und seiner Taten ergibt, dass er infolge eines Hanges zu erheblichen Straftaten für die Allgemeinheit gefährlich ist“, sagt die Staatsanwältin beim Prozess in Köln. Deshalb sei Sicherungsverwahrung anzuordnen.

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Für den 61-Jährigen Thomas Drach, der in Erftstadt bei Köln in einem gutbürgerlichen Elternhaus aufwuchs, geht es angesichts seiner Vita – zu der neben der Reemtsma-Entführung weitere Verurteilungen zählen – um sehr viel. Freispruch oder sehr lange Zeit hinter Gittern. Dazwischen ist wenig vorstellbar.

Drachs Anwälte erwarten einen Freispruch, wie sie vor dem Prozess bekräftigen. Die Vorwürfe seien haltlos und stützten sich auf lückenhafte Indizien. Im Prozess wolle sein Mandant sich nicht äußern und von seinem Schweigerecht Gebrauch machen, kündigt Drachs Anwalt Andreas Kerkhof dem Gericht an. Auch der Mitangeklagte will sich zur Sache nicht äußern. Sein Verteidiger sieht ebenfalls keine belastbaren Beweise.

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Für den Mammutprozess sind bisher 53 Verhandlungstage bis Ende September angesetzt. „Aber es wird sicherlich deutlich länger dauern“, prognostiziert der Verteidiger des Mitangeklagten, Wolfgang Heer. Er hatte im NSU-Prozess die Rechtsextremistin Beate Zschäpe verteidigt. (mit dpa)