NRW-Flughäfen stehen unter Druck aufgrund sinkender Passagierzahlen und hoher Steuern. Experten fordern dringend politische Kurskorrekturen.
Bangen um ReisezieleFlughäfen in NRW geraten zunehmend unter Druck

Der Flughafen Köln/Bonn
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Die Flughäfen in Nordrhein-Westfalen sorgen sich zunehmend um Reiseverbindungen und die Stationierung von Airlines. Das geht aus den eingegangenen Stellungnahmen für eine Expertenanhörung im Düsseldorfer Landtag in dieser Woche hervor.
„Der Wirtschaftsstandort NRW ist auf eine leistungsfähige Luftverkehrsinfrastruktur angewiesen, doch ist diese gefährdet“, erklärte der Chef des Flughafens Köln/Bonn, Thilo Schmid, in seinem Positionspapier. Eine schnelle Kurskorrektur in der Luftverkehrspolitik sei dringend geboten. Nach Berechnungen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hängen mehr als 100.000 Arbeitsplätze in NRW direkt und indirekt von der Luftverkehrsinfrastruktur ab.
Der Flugverkehr hat weltweit nach überstandener Corona-Pandemie wieder Vorkrisenniveau erreicht, nicht aber in Deutschland. Gegenüber 2019 haben Gesamtpassagierzahlen und Luftfracht zum Teil an den sechs NRW-Flughäfen weniger als 80 Prozent erreicht. Allein in Köln/Bonn fehlen aktuell rund 2,5 Millionen Passagiere pro Jahr im Vergleich zum Vorkrisenniveau.
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Luftverkehr nimmt noch einmal um 30 Prozent zu
Dabei wird das Volumen des Luftverkehrs laut aktueller Prognose trotz steigender CO2-Abgaben bis 2040 noch einmal um 30 Prozent steigen. Ob NRW von dem Wachstum profitieren kann, erscheint ungewiss. „Die Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der nordrhein-westfälischen Luftverkehrsinfrastruktur mit seinen Verkehrsflughäfen ist unter Druck geraten“, klagt die FDP-Opposition im Landtag, die die Expertenanhörung beantragt hat. Die Liberalen erwarten von der schwarz-grünen Landesregierung „ein ganzheitliches Luftverkehrskonzept“.
Die „Bundesvereinigung gegen Fluglärm“ hält dagegen: „Ein erheblicher Teil der ökologischen, sozialen und volkswirtschaftlichen Belastungen des Luftverkehrs werden der Gesellschaft und der Umwelt aufgelastet und nicht im Ticketpreis abgebildet.“
Durch bundesweit erhobene Steuern und Abgaben fühlen sich deutsche Flughäfen im Nachteil. Für einen Airbus-A321-Flug nach Mallorca fielen in Deutschland knapp 5000 Euro an Steuern und Gebühren an, während es im benachbarten Belgien nur gut 2200 Euro seien, rechnet die Industrie- und Handelskammer NRW vor. Tatsächlich ist es bisweilen günstiger, für den deutschen Markt bestimmte Waren nach Belgien zu fliegen, dort zollrechtlich einzuführen und sie dann per LKW über die deutsche Grenze zu transportieren.
Auf Düsseldorf und Köln/Bonn entfallen über 80 Prozent aller Passagiere an den NRW-Flughäfen. Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) aus dem vergangenen Jahr besitzt neben den beiden rheinischen Großflughäfen nur noch Münster/Osnabrück den Rechtsstatus „landesbedeutsam“. Damit haben diese Airports in der Landesplanung ein besonderes Privileg, nicht aber mehr Dortmund, Paderborn und Weeze.
Der Rückzug von Ryanair aus Dortmund, der Wegfall der Lufthansa-Verbindungen von München nach Dortmund und Paderborn sowie der gestrichene Direktflug von Münster/Osnabrück nach Frankfurt haben die Sorgen gerade in den wirtschaftlich starken ländlichen Räumen wachsen lassen. Viele international aufgestellte NRW-Mittelständler bräuchten dringend Direktverbindungen, heißt es.