Köln – Zum zweiten Mal seit 2015 war die Neuapostolische Kirchengemeinde in Neuehrenfeld Gastgeberin für das Gebet zum UN-Weltfriedenstag des Rates der Religionen in Köln. „Diesmal möchten wir hören, bevor wir beten“, sagte Pfarrerin Dorothee Schaper, die die Veranstaltung mit Vertreterinnen und Vertretern der christlichen Konfessionen, der Muslime, Juden, Buddhisten und Bahai moderierte.
Das Gebet der Religionen stand in diesem Jahr unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine. „Wir wollen ein starkes Zeichen für den Frieden setzen, und wir denken dabei auch an die Kriege in der Welt, über die derzeit kaum berichtet wird“, betonte der neuapostolische Gemeindeleiter Bernd Skoppek.
Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe
Drei Gruppen erzählten ihre Geschichten von erlittenen Menschenrechtsverletzungen und Flucht vor Krieg. Drei aus Afrika stammende Medizin-Studierende aus der Ukraine berichteten, dass sie wegen ihres nigerianischen Passes in Deutschland nicht dieselben Chancen für einen Neustart bekommen wie Geflohene ukrainischer Staatsangehörigkeit. „Wir mussten auch unser ganzes Leben in der Ukraine zurücklassen, und dann kommt in Europa noch die Diskriminierung wegen unserer Hautfarbe dazu“, sagte eine angehende Ärztin unter Tränen. So weit wie möglich hilft ihnen die afrikanische Gemeinde in Bilderstöckchen.
Schutz von Nicht-Europäern wird schwieriger
Unter den Gästen ist die Fernsehjournalistin Isabel Schayani. Sie schildert die Angst von Gläubigen der im Iran größten nicht-muslimischen Minderheitsreligion Bahai, der sie selbst angehört. „Die Europäische Union ist vermutlich die letzte Region, die überhaupt noch Asyl anbietet, aber der Schutz von Menschen aus nicht-europäischen Ländern wird schwieriger“, gibt Schayani zu bedenken.
Nach all dem Gehörten legt Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihr Manuskript für die Begrüßungsrede beiseite. „Wir leben in Zeiten vieler Krisen, Kriege und Menschenrechtsverletzungen“, stellt sie stockend fest. Um einen Dank an die vielen Ehrenamtlichen anzufügen, ohne die Köln nicht ausreichend Hilfe leisten könne. „Das ist der Zusammenhalt, den eine Stadtgesellschaft erbringen muss“, sagt die OB eindringlich.
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Sichtlich bewegt schließt eine Muslima die iranische Kurdin Mahsa Amini, deren Tod im Gewahrsam der Sitten-Polizei lebensgefährliche Proteste – Frauen verbrannten ihre Kopftücher – auslöste, in ihren Gebetsvortrag ein. Zum Schluss sprechen alle Anwesenden das Gebet der Vereinten Nationen, ein Gedicht, das der US-amerikanische Poet Stephen Vincent Benet im Zweiten Weltkrieg verfasste.